Brüssel. Die EU-Kommission hat einen umfassenden Bericht zur Lage des Schienenverkehrs in der EU vorgelegt. Darin kommt sie zu dem Schluss, dass der Eisenbahnsektor immer noch stark von staatlichen Subventionen abhängig ist, sich noch zu wenig Wettbewerb entwickelt hat und sich die Leistungsfähigkeit des Bahnsektors allgemein steigern könnte.
Gesondert für den Schienengüterverkehr wird festgestellt, dass sein Anteil am gesamten Güterverkehrsmix seit 1995 nicht zugenommen hat. Auch bleibt er hinter „der allgemeinen Entwicklung des Güterverkehrs in der EU zurück – sein Wachstum in Tonnenkilometern betrug seit 1995 nur 5 Prozent gegenüber einem allgemeinen Zuwachs von 22 Prozent bei allen Verkehrsträgern“, heißt es.
Deutschland größter Markt für Schienengüterverkehr
Grundsätzlich konnte dabei in Nordeuropa Wachstum erzielt werden, wohingegen der Schienengüterverkehr in Süd- und Osteuropa abnahm. Deutschland ist der größte Markt: Auf ihn entfallen 27 Prozent aller EU-Tonnenkilometer. Polen belegt Platz zwei mit 15 Prozent. Der intermodale Schienengüterverkehr nimmt allgemein zu – am stärksten in Deutschland, Irland und Spanien – wohingegen der Einzelwagenverkehr überall in Europa zurückgeht.
Der Umfang der beförderten Waren „bleibt stabil und umfasst vor allem Verbrauchsgüter (landwirtschaftliche Erzeugnisse, Mineralien) oder Produkte in den ersten Stadien der industriellen Verarbeitung (Metalle, Chemikalien)“, wie es in dem Bericht heißt. Kohle, Erze, Erdölerzeugnisse und Chemikalien machen 57 Prozent aller Tonnenkilometer aus. Die Beförderung chemischer Erzeugnisse ist der einzige Bereich, der seit 2007 absolut und relativ gesehen gewachsen ist (+7 Prozent).
Der Zugang zur Infrastruktur ist für den Schienengüterverkehr teurer als für den Personenverkehr. Die durchschnittlichen Wegeentgelte für einen 1000-Tonnen-Güterzug betragen 2014 zwischen 1,60 und 3,40 Euro pro Zugkilometer. In Deutschland sind es 2,68 Euro.
Bahnsektor bleibt hoch subventioniert
Der Bahnsektor allgemein wurde laut EU-Bericht 2012 mit etwa 36 Milliarden Euro subventioniert. In Deutschland werden demnach 61 Prozent des Bahnbetriebs vom Steuerzahler bestritten. Bei den Subventionen pro Zugkilometer liegt Deutschland in der EU auf Platz sechs mit rund neun Euro. Spitzenreiter ist Luxemburg mit 18 Euro pro Zugkilometer. Die wenigsten Subventionen gibt es in den Niederlanden mit 10 bis 20 Cent pro Zugkilometer. (kw)