"Eine tolle Sache"

Anfang 50 den Sprung in die Selbstständigkeit wagen - dazu gehört Mut. Frank Barthel bewies ihn und gründete im April 2019 sein eigenes Kühllogistikunternehmen in Langenhaslach. "Diesen Schritt hätte ich ohne meinen Speditionsberater Daniel M. Giel vielleicht nicht gewagt", räumt Barthel ein. Dieser habe seinen Weg in die Selbstständigkeit nicht nur fachlich begleitet, sondern ihn auch auf das Förderprogramm "Förderung unternehmerisches Know-how" des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) in Eschborn aufmerksam gemacht (www.bafa.de/DE/Wirtschafts_Mittelstandsfoerderung). Mit diesem Förderprogramm, für das dem BAFA in 2019 rund 30 Millionen Euro zur Verfügung standen, greift der deutsche Staat kleinen und mittelständischen Betrieben mit Sitz in Deutschland finanziell unter die Arme, wenn sie zur Lösung unternehmerischer Fragen Beratungsbedarf haben. Kofinanziert wird diese Maßnahme aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) der EU. Antragsberechtigt sind demnach - junge Unternehmen, die nicht länger als zwei Jahre am Markt sind (Jungunternehmen) - Firmen ab dem dritten Jahr nach der Gründung (Bestandsunternehmen) - Unternehmen, die sich in wirtschaftlichen Schwierigkeiten befinden, unabhängig vom Unternehmensalter (Unternehmen in Schwierigkeiten). Bei Jungunternehmen liegen die maximal förderfähigen Gesamtberatungskosten pro Beratungsart (allgemeine Beratung oder aber spezielle Beratung) jeweils bei bis zu 4000 Euro; bei Bestandsbetrieben indes bei jeweils 3000 Euro. Förderberechtigt sind aber nur Firmen, über deren Vermögen kein Insolvenzverfahren eröffnet wurde und die nicht die Voraussetzungen für die Eröffnung eines solchen Verfahrens erfüllen. Und die Unternehmensberatung muss beim BAFA gelistet sein. Kein großes Hexenwerk 1000 Euro erhielt Barthel damals vom BAFA. "Das Schöne ist: Das Procedere war kein Hexenwerk. Der bürokratische Aufwand war erstaunlich gering", sagt er. "Die nötigen Unterlagen hatte ich durch meine Unternehmensgründung sowieso zusammen, die mussten nur online bei einer der sechs vom BAFA zugelassenen Leitstellen hochgeladen werden, und den Förderantrag inklusive des Beratungsberichts machte mein Berater für mich." Nur eines könne er als Neugründer nicht nachvollziehen, kritisiert Barthel: warum die Firmengründer ihren Berater zunächst selbst bezahlen müssen. Gerade zu Beginn der Selbstständigkeit benötige man doch jeden Cent. Besser wäre es, wenn das BAFA die Beraterkosten gleich übernehmen könnte. "Ansonsten kann ich jeden Unternehmer auf alle Fälle dazu ermutigen, dieses Förderprogramm zu nutzen." Mut zur Antragstellung macht auch Kristina Fröhlich. Sie ist Sachgebietsleiterin beim BAFA in Eschborn und entscheidet mit ihrem Team über Anträge des besagten Programms. 93 Prozent der Förderanträge wurden laut ihren Aussagen in 2019 genehmigt und das Geld den Firmen kurz darauf von der Bundeskasse ausgezahlt. Im Idealfall könne dies binnen drei Tagen erfolgen, im Extremfall könne sich ein solches Verfahren auch mal bis zu sechs Monate hinziehen, weiß sie. Wichtig: "Auf Fördergelder gibt es keinen Rechtsanspruch", betont Fröhlich. Und im Straßengüterverkehr sei relevant, dass das besagte BAFA-Programm der europäischen De-Minimis-Regelung unterliege. Sprich: Ein Unternehmer darf binnen drei Steuerjahren nur 100.000 Euro Fördergelder erhalten. Wer also jedes Jahr beim BAG die maximale Fördergrenze des deutschen De-Minimis-Programms von 33.000 Euro ausschöpft, hat keinen Anspruch mehr auf Geld vom BAFA. Und was sind die häufigsten Gründe, warum das BAFA Förderanträge ablehnt? "In der Regel fehlen schlichtweg Unterlagen, die für den Förderantrag notwendig sind, oder das Formblatt wurde nachlässig ausgefüllt", berichtet Fröhlich. Abgelehnt werde ein Antrag zum Beispiel auch, wenn das beraterische Konzept nicht schlüssig dargestellt wurde. "Die Vorlage eines Businessplans genügt nicht. Vielmehr muss klar ersichtlich sein, mit welchen Maßnahmen das Unternehmen nach vorne gebracht werden soll", betont sie. Gute Starthilfe für Gründer Bleibt nur ein Haken, auf den Daniel M. Giel, Geschäftsführer der Kölner Unternehmensberatung Abagonia, verweist: "Die Gründungsförderung klappt bei diesem Programm sehr gut, auch die Förderung von Bestandsunternehmen", betont er. "Die Sanierungsförderung dagegen ist ein regelmäßiges Ärgernis." Er habe einige Betriebe beraten, die in Schwierigkeiten geraten waren, und ihnen Wege aus der Krise aufgezeigt, erzählt er. Diese hatten noch kein Insolvenzverfahren eröffnet und standen auch nicht vor einem solchen Verfahren. Trotzdem sei ihr Antrag für das Programm "Förderung unternehmerisches Knowhow" abgelehnt worden - nach drei Jahren Schriftwechsel. Begründet wurde die Ablehnung damit, dass sich das Unternehmen ja nach der Beratung nicht mehr in Schwierigkeiten befinde. "Sprich: Die Verbesserung der wirtschaftlichen Lage wird dem Unternehmer negativ ausgelegt", moniert der Berater. Seiner Kritik zum Trotz hält Giel das Programm ,Förderung unternehmerisches Know-how" unterm Strich "für eine tolle Sache" - zumindest für Unternehmensgründer und Bestandsunternehmen. "Ich kenne ja auch Bestandsbetriebe, die sich ihre Beraterkosten darüber fördern haben lassen und das Geld auch bekamen", betont er. "Und für Unternehmensgründer decken 4000 Euro Zuschuss die Kosten einer Gründungsberatung recht gut ab - das kann eine Firma gut auf Spur bringen", meint Giel. Um so wichtiger sei es, dass das Förderprogramm stärker promotet werde - "Das kennt ja bislang kaum einer." Mehr zum Thema unter #Förderprogramme www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Wer sich von einem Unternehmensberater unterstützen lässt, kann sich dies unter bestimmten Voraussetzungen mit staatlichen Geldern fördern lassen. Hilfe leistet hier das Programm "Förderung unternehmerisches Knowhow" des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) in Eschborn. Schritt für Schritt zum erfolgreichen Förderantrag Wie Firmen an das Geld aus dem Programm "Förderung unternehmerisches Know-how" kommen, sagt Rainer Huse, Geschäftsführer der Förderungsgesellschaft des BDS - DGV in Bonn, eine der sechs Leitstellen des BAFA.- Stellen Sie Ihren Zuschussantrag über das Online-Portal des BAFA (www.bafa.de).- Füllen Sie den Antrag sorgfältig aus und senden Sie ihn an eine Leitstelle des BAFA.- Nachdem die Leitstelle den Antrag geprüft hat, erhält der Antragsteller eine Inaussichtstellung der Förderung.Danach kann die von ihm gewünschte Beratung sofort beginnen, die nach sechs Monaten abgeschlossen sein muss.- Nach erfolgter Beratung und Honorierung des Beraters muss der Unternehmer Folgendes im Onlineportal hochladen: das Verwendungsnachweisformular, die Beraterrechnung, einen Kontoauszug als Bezahlungsbeleg, die EU-KMU- und De-Minimis-Erklärung, ggf. das Bestätigungsschreiben des regionalen Ansprechpartners (gilt nur für Jung-Betriebe und Firmen in Schwierigkeiten) und den Beratungsbericht.- Nachdem die Leitstelle alle Unterlagen geprüft hat, leitet sie den Antrag zur Bewilligung ans BAFA, das final entscheidet. eh

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