Staatliche Beihilfen bis zu 33.000 Euro

Mehr Sicherheit, weniger Umweltbelastungen: Vom 7. Januar bis 30. September 2020 können Unternehmen des gewerblichen Güterverkehrs mit schweren Nutzfahrzeugen wieder Förderung über das De-Minimis-Programm beantragen. Weil die Nachfrage erfahrungsgemäß groß ist und das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) alle Förderanträge nach dem Eingangsdatum bearbeitet, bis die verfügbaren Mittel ausgeschöpft sind, ist Tempo geboten. Der Staat bezuschusst rund 250 De-Minimis-Maßnahmen. Wir stellen zum Start die besten und beliebtesten vor. 1. Lkw-Reifen Deutlicher Favorit unter den De-Minimis-Fördermaßnahmen ist die Anschaffung von Lkw-Reifen. Ein Großteil der Güterverkehrsunternehmen klickt sich dafür durch die Internethinweise des BAG oder wendet sich an Fachleute, die ihnen bei dem komplizierten Antrags- und Nachweisverfahren helfen. Immerhin verschleißen zum Beispiel Lkw-Reifen an den Antriebsachsen nach durchschnittlich 200.000 Kilometern und müssen deswegen alle paar Jahre nachgeschnitten oder ausgetauscht werden. "Das macht einen großen Teil der Betriebskosten in Speditions- und Transportunternehmen mit Fuhrpark aus, weshalb sich der Aufwand lohnt", erläutert Almir Avdic von der Fördermittelberatung Bavaria-Deminimis in München. Vater Staat beteiligt sich mit einem 30- bis 100-Prozent-Zuschuss an wiederum bis zu 80 Prozent des Kauf-, Miet- oder Leasingpreises - je nach Eigenschaft des Pneus und nach Position am Lkw. Grundsätzlich zuwendungsfähig sind: neue, gebrauchte und runderneuerte Winterreifen (Winter-/Ganzjahresreifen mit M+S-Kennzeichnung und/oder mit Three-Peak-Mountain-Snowflake-Symbol) sowie lärm- und rollwiderstandsoptimierte Reifen (mit schwarzer Schallwelle und/oder gemäß Energie-Effizienz-Klasse A, B oder C) in neuem, gebrauchtem und runderneuertem Zustand. De-Minimis-Beihilfe gibt es auch für Reifenfülldruck-Kontrollsysteme. M+S-, MS- oder M/S-Reifen mit Herstellungsdatum bis 31. Dezember 2017 sowie 3PMSF-Reifen unabhängig vom Herstellungsdatum sind auf den vorderen Lenkachsen seit der Förderperiode 2020 nicht mehr förderfähig. Ansonsten gelten weiter die Bestimmungen des vergangenen Jahres. 2. Telematik (Soft- und Hardware) Als fahrzeugbezogene De-Minimis-Maßnahme bezuschusst das BAG nicht nur die Ausrüstung von Lkw mit Telematik-Systemen, sondern übernimmt auch einen Teil der Einbaukosten und Vertragsgebühren. Auch ganze Flotten-Management-Pakete sind förderfähig. Sie ermöglichen die Routenverfolgung, eine Fahrstilanalyse und das Verschicken von Aufträgen. "Zudem helfen sie, die Touren zu optimieren und Leerfahrten zu vermeiden, das wissen heute nicht mehr nur große Frachtführer im Fernverkehr zu schätzen", erklärt Avdic. Im Unternehmen installierte Telematiksysteme - etwa für Disponenten - sind als Effizienzmaßnahme förderfähig. Dies gilt sowohl für die Software als auch für die Hardware. "Auch die Kommunikationskosten für den Betrieb von Telematiksystemen können sich Güterverkehrsunternehmen bezuschussen lassen", sagt der Fördermittelberater. Auf der Rechnung müssen die Aufwendungen für die Kommunikation gesondert ausgewiesen sein. "Darüber hinaus bezuschusst das BAG übrigens auch Notebooks, Laptops, Netbooks, und Mobilfunkgeräte, die in einem direkten Zusammenhang mit der Telematik stehen", ergänzt Thomas Weick. Diese dürften während der Fahrt ausschließlich über eine Sprachsteuerung bedient und Bildschirm sowie Tastatur sich nur im Stillstand bei ausgeschaltetem Motor aktivieren lassen, so der Fördermittelberater aus Ladenburg. 3. Fahrerassistenzsysteme "Güterverkehrsunternehmen investieren immer mehr in die Verkehrssicherheit ihrer Fahrzeuge, um Unfälle mit Radfahrern oder Fußgängern zu vermeiden", berichtet Fördermittelberater Avdic aus den Anfragen seiner Kunden. Seine Einschätzung belegt vor allem der Run auf die zehn Millionen Euro, die Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) im vergangenen Jahr für die Ausrüstung von Lkw mit Abbiege-Assistenten zur Verfügung gestellt hat. 2020 läuft die Förderung zur Ausrüstung und Nachrüstung von mautpflichtigen, schweren Lkw mit Abbiegeassistenzsystemen wieder über das De-Minimis-Programm. Für nicht mautpflichtige Fahrzeuge unter 7,5 Tonnen erfolgt die Förderung weiterhin über das 2019 extra eingeführte BAG-Förderprogramm AAS. Nach dem 1. Juli 2019 zugelassene Lang-Lkw sind nicht mehr förderfähig. Beihilfen gibt es für weitere Fahrerassistenzsysteme. Zum Beispiel für Front- und Rückfahrkameras. "Diese Investitionen in die Schadenprävention rechnen sich, weil die Güterverkehrsunternehmen sich damit steigende Prämien bei der Kfz-Versicherung sparen können", berichtet De-Minimis-Fachmann Avdic. Darüber hinaus gibt es Zuschüsse vom BAG für Notbrems- und Spurhalteassistenten sowie die elektronischen Fahrdynamikregler und Abstandsregler. 4. Fahrzeug-Ausstattung Nicht nur Bordtechnik im Fahrzeug kann für mehr Sicherheit im Straßengüterverkehr sorgen, sondern auch die Ausstattung am Lkw: Beliebte De-Minimis-Maßnahmen sind deshalb der Kauf, die Miete und das Leasing von Retardern und Intardern, Achslastmessgeräten, Kamerasystemen und Zusatzscheinwerfern zum Rückwärts-Rangieren, Frontkameras sowie vorausschauende Tempomaten. Bei den Antragstellern gefragt sind auch Airbags, LED-Scheinwerfer und Achslastmessgeräte. "Das BAG übernimmt zudem 80 Prozent der Kosten für die Anschaffung von Dachplanenhubvorrichtungen, um Schnee und Eis vom Lkw zu beseitigen", erläutert Fördermittelberater Avdic. Leider würden Unternehmen diese Maßnahme noch viel zu selten nutzen, obwohl sie beziehungsweise ihre Fahrer nach den arbeitsschutzrechtlichen Vorschriften verpflichtet seien, die Fahrzeugdächer bei winterlicher Witterung vor Fahrtantritt zu räumen. 5. Berufsbekleidung Das BAG beteiligt sich an den Ausgaben für die Anschaffung von zusätzlicher Arbeitsschutz- und Sicherheitsbekleidung. Zum Beispiel für bestimmte Schuhe, Westen, Hosen, Jacken, Handschuhe, Brillen und Masken. Hier geht es Antragstellern auch um das Image der Transport- und Speditionsbranche: "Die Mitarbeiter sind das Aushängeschild eines Unternehmens", betont Avdic. Um Werbung in eigener Sache zu machen, setzen viele auf Berufsbekleidung, die neben leuchtenden Warnstreifen das Firmenlogo und Stickereien zeigt. Avdic rät, stets mehrere Paar Hosen, Jacken oder Schuhe pro Mitarbeiter zu bestellen, weil sie schnell verschleißen und die Konditionen dann besser sind. Sein Beraterkollege Weick kalkuliert mit jeweils fünf Teilen pro Lkw. "Diese Quote für Berufsbekleidung hat das BAG bisher noch nie beanstandet. Nicht förderfähig sind Warnwesten und die Reinigung der Berufsbekleidung. Normale Straßenbekleidung ist auch ausgeschlossen. 6. Fahrerhaus-Ausstattung In Zeiten des Fahrermangels nehmen viele Transport- und Speditionsunternehmen zusätzliches Geld in die Hand, um das Interieur ihrer Lkw aufzuwerten. Das BAG steuert auch hierzu Geld bei. Es fördert Kauf, Miete, Leasing und Reparatur von Ausstattung zur Gestaltung des Fahrerhauses. Zum Beispiel Klimaanlagen, Schlafliegen, ergonomischen Sitzen, Standheizungen, Kühlschränken und Freisprecheinrichtungen. "Viele meiner Kunden beklagen regelmäßig, dass sie kein geeignetes Personal finden", berichtet Avdic. Mit dem Wert der Kabine steige oft die Mitarbeiterzufriedenheit, so der Fördermittelberater. Er rät Chefs, vor der Anschaffung eines neuen Lkw mit dem Fahrer die Konfiguration der Cockpit-Features vorzunehmen, ein Angebot einzuholen und vor der Bestellung des Fahrzeugs einen De-Minimis-Antrag zu stellen. Dasselbe rät der Fördermittelberater Thomas Weick. Der Geschäftsführer von Weick Consulting aus Ladenburg erinnert daran, dass Antragsteller beim BAG nicht konkret angeben müssen, wofür sie die Fördermittel verwenden möchten. "Für eine Budgetzusage genügt es, die Nummer der zutreffenden Kategorie aus dem BAG-Maßnahmenkatalog und die geplante Höhe der Ausgaben in den Antrag zu schreiben." 7. Diebstahlschutz Die Ladungsdiebstähle im Straßengüterverkehr nehmen jährlich zu. "Umso wichtiger wird es, dass Unternehmer ihre Zugmaschinen und Trailer entsprechend schützen", betont Avdic. Der Staat unterstützt entsprechende Investitionen finanziell. Im Katalog der förderfähigen De-Minimis-Maßnahmen befinden sich Diebstahlwarnanlagen, Wegfahrsperren, abschließbare Deichsel- und Kupplungssicherungen, schnittfeste Planen, RFID-Transponder an Paletten und anderen Frachtbehältern sowie direkt am Transportgut. Zudem gibt es Beihilfen für Kofferaufbauten mit Hartschale, um das Transportgut vor Planenschlitzern zu schützen, sowie sogenannte Panic-Buttons, durch deren Betätigung in Gefahrensituationen die Polizei und die Firmenzentrale benachrichtigt werden. Wenig Anklang findet bisher noch die 2018 neu eingeführte De-Minimis-Förderung von sicheren Lkw-Parkplätzen. In Kürze Seit 2009 gibt es die De-Minimis-Förderung des Bundesamtes für Güterverkehr. Im Rahmen der Mautharmonisierung bezuschusst der Staat darüber hinaus bei Unternehmen mit schweren Lkw rund 250 Sicherheits- und Umweltmaßnahmen. Vor allem Reifen, Telematik, Assistenzsysteme, Truck-Features, Berufskleidung und Diebstahlschutz. Fünf wichtige Regeln für die De-Minimis-Förderung : - Das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) bezuschusst höchstens 80 Prozent der zuwendungsfähigen Ausgaben. Die zuwendungsfähigen Ausgaben entsprechen in der Regel den tatsächlichen Nettoausgaben. - Die Gesamthöhe der Förderung ergibt sich aus dem Betrag von 2000 Euro multipliziert mit der Zahl der zum 1. Dezember 2019 in Deutschland zugelassenen Nutzfahrzeuge über 7,5 Tonnen. Die jährliche Zuwendung ist begrenzt auf 33.000 Euro je Unternehmensverbund. - Beantragbar sind maximal fünf De-Minimis-Maßnahmen pro Jahr und Unternehmen. Durchführen müssen Unternehmen sie spätestens fünf Monate nach Zugang des Zuwendungsbescheids. - Fünf Monate nach Zugang des Zuwendungsbescheids müssen Verwendungsnachweise (Kauf, einmalige Beratungen) und Nachweise zum Vertragsabschluss (Miete, Leasing, langfristige Beratungen) vorliegen. - Die Unterlagen für die Förderung stellt das BAG online auf seinem E-Service-Portal zur Verfügung. Darüber erfolgt auch die Antragstellung.