Ein Trend und seine Schattenseiten

Sie sind das derzeit wohl das angesagteste und gleichzeitig umstrittenste Verkehrsmittel im Lande: Elektro-Tretroller, auch E-Scooter genannt. Seit dem 15. Juni 2019 sind die Flitzer in Deutschland offiziell als sogenannte Elektrokleinstfahrzeuge zugelassen, dank flächendeckender Miet-Angebote gehören sie insbesondere in Ballungsräumen inzwischen zum Stadtbild. Die Regeln für die Nutzung sind im Grunde eindeutig: Einen Führerschein für die bis zu 20 Stundenkilometer schnellen Fahrzeuge braucht man nicht, Fahrer müssen aber mindestens 14 Jahre alt sein und dürfen nur auf Radwegen und Fahrradschutzstreifen unterwegs sein. Nur wenn diese fehlen, darf auf die Fahrbahn ausgewichen werden. Schnelle Flitzer, hohes Risiko Die Schattenseiten des E-Scooter-Trends traten allerdings schon wenige Wochen nach Zulassung zutage, denn längst nicht alle halten sich an die Straßenverkehrsordnung: Von Touristen, die sich mit lokalen Verkehrsregeln nicht auskennen über E-Scooter-Fans, die verbotenerweise zu zweit auf einem Roller fahren bis hin zu vielen Nutzern, denen offenbar nicht bewusst ist, dass für sie dieselben Promillegrenzen wie für Autofahrer gelten. Das angesagte Vehikel hält die Polizei derzeit jedenfalls ordentlich auf Trab. Die Folgen der neuen Koexistenz von E-Rollern, Fahrradfahrern, Autos und Fußgängern sind mitunter weitreichend, schon bald nach Einführung machten teils schwere Verkehrsunfälle mit E-Scooter-Beteiligung Schlagzeilen. Nicht ohne Helm Das Unfallrisiko ist nicht zuletzt einer der Gründe, warum E-Scooter auch für die gesetzliche Unfallversicherung ein brandaktuelles Thema sind. Berufsgenossenschaften und Unfallkassen entschädigen nämlich nicht nur bei Arbeits-, sondern auch bei Wegeunfällen und mahnen entsprechend zur Vorsicht. So rät die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) E-Scooter-Fahrern, hintereinander und auf Fahrbahnen möglichst weit rechts zu fahren, Fahrbahnwechsel oder eine Richtungsänderung rechtzeitig anzukündigen und - wenngleich keine gesetzliche Helmpflicht besteht - einen Helm ebenso wie reflektierende Kleidung bei schlechter Sicht und Dunkelheit zu tragen. Der Bundesverband Fuhrparkmanagement (BVF), der die Interessen von Unternehmen mit betrieblich genutzten Fuhrparks vertritt, hat unlängst auf haftungsrechtliche Risiken hingewiesen, für den Fall, dass Mitarbeiter auf Dienstreisen ihren privaten E-Scooter einsetzen oder Miet-Roller während der Arbeitszeit nutzen und dann einen Unfall verursachen. Zumindest was frei angebotene E-Scooter betrifft, spricht sich der Verband für ein klares Nutzungsverbot während dienstlicher Einsätze aus. "Es sind Spiel-, Spaßund Sportfahrzeuge, die wir für die betriebliche Nutzung aus Sicherheitsgründen nicht empfehlen können", resümiert Verbandsgeschäftsführer Axel Schäfer. Alternative zum Betriebsfahrrad Aber nicht nur im Straßenverkehr - zum Beispiel auf dem Weg zur Arbeit - vor allem im innerbetrieblichen Verkehr ist beim Einsatz von E-Scootern einiges zu beachten. Um flott auf dem Betriebsgelände beziehungsweise im Lager unterwegs zu sein, könnten die E-Tretroller schließlich eine Alternative zum Betriebsfahrrad darstellen. Hierbei muss dann berücksichtigt werden, dass Elektrokleinstfahrzeuge unter den Anwendungsbereich der Betriebssicherheitsverordnung und der Unfallverhütungsvorschrift Fahrzeuge fallen. "Sie müssen somit auch regelmäßig geprüft und in der Gefährdungsbeurteilung berücksichtigt werden", betont Klaus Ruff, stellvertretender Leiter des Geschäftsbereichs Prävention der BG Verkehr. Die Nutzer müssten zudem unterwiesen werden, wie die Roller zu bedienen sind. Hans-Peter Kany, Leiter Fachbereich Handel und Warenlogistik (FBHL) der DGUV, spricht sich dafür aus, über eine Betriebsanweisung eine Helmpflicht verbindlich für alle Beschäftigten zu regeln (siehe Interview). Um Unfälle am Arbeitsplatz oder auf dem Arbeitsweg zu vermeiden, erarbeiten der FBHL und andere Fachbereiche der DGUV eine Information zum Thema E-Scooter im betrieblichen Verkehr. Sie soll Mitte September auf der Internetseite der DGUV veröffentlicht werden. Mehr zum Thema im Dossier Arbeitssicherheit www.verkehrsrundschau.de/dossiers In Kürze Wenn E-Scooter im innerbetrieblichen Bereich eingesetzt werden sollen, sollten Chefs Regeln aufstellen. Experten raten zum Beispiel zu einer Helmpflicht. "Sicherheitsmaßnahmen per Betriebsanweisung regeln" Für welchen betrieblichen Einsatz sind E-Scooter besonders interessant?Denkbar wäre, dass sie als Ersatz etwa für Betriebsfahrräder angeschafft werden. Relevant wird das Thema Sicherheit auch dann, wenn ein Unternehmen von mechanischen auf elektrisch betriebene Lastenroller umsteigen möchte.E-Scooter dürfen nicht auf Fußwegen fahren. Gilt das auch für das Betriebsgelände?Auf öffentlichem Betriebsgelände gilt die Straßenverkehrsordnung, dort ist die Situation recht eindeutig geregelt. In einer Lagerhalle oder auf einem nicht öffentlich zugänglichen Gelände gilt sie dagegen nicht. Dort muss der Unternehmer selber Regelungen für den innerbetrieblichen Verkehr treffen. Die Arbeitsstättenverordnung gibt dabei Hilfestellung.Gabelstapler, Hubwagen, Fußgänger - ist im Lager überhaupt noch Platz für weitere "Verkehrsteilnehmer"?In der Tat kann es im Lager eng werden. Bei gegenseitiger Rücksichtnahme sollte das aber kein Problem sein. Wichtig ist, dass Mitarbeiter aufeinander achten, möglichst mit anderen Fahrern und Personen im Fahrbereich Blickkontakt aufnehmen und mit angepasster Geschwindigkeit fahren. Denkbar wäre auch, die E-Scooter in der Geschwindigkeit zu drosseln. Außerdem sollte darauf geachtet werden, dass die Verkehrswege klar gekennzeichnet und ausreichend breit sind.Welche Gefahrenherde gibt es noch?Die Verkehrswege müssen sauber sein und frei befahrbar. Tretroller sind mit ihren kleinen Rädern sehr anfällig für Störungen. Ein Loch im Boden, ein Stückchen Holz auf der Fahrbahn oder eine kleine Pfütze können den Tretroller-Fahrer schnell zu Fall bringen.E-Scooter unterliegen keiner Helmpflicht. Gilt das auch im betrieblichen Einsatz?Wir raten unbedingt dazu, einen Helm zu tragen. Über eine Betriebsanweisung kann der Unternehmer die Helmpflicht verbindlich für alle seine Beschäftigten regeln. Auch reflektierende Kleidung bei Dunkelheit oder schlechter Sicht ist eine gute Maßnahme. mhHans-Peter Kany, Leiter Fachbereich Handel und Warenlogistik (FBHL) der DGUV zum betrieblichen Einsatz von E-Tretrollern

BGA: Situation im Großhandel ist schlecht

Luftfracht: DHL Express und Shell kooperieren

Konjunktur: KfW Research senkt Wachstumsprognose

Export: USA bleiben wichtigster Handelspartner

Batteriehersteller: Northvolt beantragt Gläubigerschutz

Alle Schlagzeilen

Ein Trend und seine Schattenseiten

HASHTAG

#Arbeitssicherheit Lager

Der Kraftanzug

Linde präsentiert neue Schubmaststapler in Ex-Schutz-Ausführung

Italien: Gewerkschaften wollen Verbesserung bei Arbeitssicherheit

MEISTGELESEN

Emons Spedition siedelt sich am c-Port an

Bund und Länder fördern Brennstoffzellen-Lkw von Daimler Truck

Fiege baut Logistikzentrum bei Leipzig

STELLENANGEBOTE

Head of Logistics (w/m/d) mit fundierter Erfahrung im internationalen Versand

Koordinator (m/w/d) Intralogistik mit Teamleitungsfunktion

Area HR Business Partner

Leiter (w/m/d) Logistik Teilbereich Warenausgang

Schichtleiter (w/m/d) Logistik - Warenausgang

WEITERLESEN

NEWSLETTER