Ein Torreigen für Norma

Wurst, Milch, Cornflakes, Salat, Hundefutter oder Kochlöffel - das Sortiment von Norma ist vielfältig. Um dem gerecht zu werden, sind die Tore und Verladetechnik, die der Lebensmittel-Discounter in seinem neuen Logistikzentrum in Aichach verbauen lässt, ebenso variantenreich. Den Neubau verantwortet das Bielefelder Bauunternehmen Goldbeck als Generalunternehmer, das sich bei diesem Projekt eine Besonderheit leistet: "In der Regel splitten wir die Beschaffung auf mehrere Lieferanten auf, denn letzten Endes entscheidet beim Bauen der Preis", erklärt Goldbeck-Projektleiter Martin Hoefer. Für Norma ist das nicht der Fall. Hier liefert Hörmann sämtliche Türen, Tore und die dazugehörige Verladetechnik. "Auch beim Projekt Aichach zählte in erster Linie der Preis, wobei sich die Zusammenarbeit mit Hörmann als zentraler Ansprechpartner bereits in früheren Projekten als sehr effizient erwiesen hat", sagt Hoefer. Während der gesamten Bauphase muss der Projektleiter rund 30 Gewerke koordinieren, von denen die Tore und Türen ein Bestandteil sind. Durch die zentrale Lieferanten-Lösung habe er die Zahl der Schnittstellen reduzieren und die Abläufe auf der Baustelle vereinfachen können. Der Bau bestimmt die Reihenfolge Gemeinsam mit den Hörmann-Ansprechpartnern vor Ort legte Hoefer anhand des Bauplans den voraussichtlichen Lieferzeitpunkt für die rund 20 Auftrags-Positionen fest. Das Spektrum umfasste verschiedene Sektional-, Roll-, Schiebe- und Schnelllauftore, Torabdichtungen, Verladebrücken, Vorsatzschleusen, Türen, Radführungen und Anfahrpuffer. In der 22.000 Quadratmeter großen Halle wurden im ersten Schritt die 48 Vorschubladebrücken für die in den Außenwänden integrierten Sektionaltore verbaut. Solche Ladebrücken ermöglichen ein stufenloses und zentimetergenaues Ausfahren des Ladebrücken-Vorschubs. So können auch Lkw angedockt und sicher entladen werden, die bis zum Ende der Ladefläche mit Paletten vollgestellt sind und nur eine geringe Vorschubauflage zulassen. Markierungen im Vorschub geben die minimale und maximale Auflagetiefe an. "Diese Einbaureihenfolge steht fest, da die Verladebrücken später von der Bodenplatte umschlossen werden", erklärt der Projektleiter. Anschließend kamen die 59 Sektionaltore und die Außentüren an die Reihe, denn für die Bodenplatte und den Innenausbau brauche man eine dichte Außenhaut. Die Sektionaltore sind 42 Millimeter dicke, ausgeschäumte, doppelwandige Stahllamellentore mit einem Einklemmschutz für die Finger. Danach sind die Übergänge zwischen den einzelnen Bauabschnitten fließend. Es folgten die 48 Torabdichtungen. Diese schützen die zu verladenden Güter vor Witterungseinflüssen und verhindern Zugluft. Das spare Energiekosten und sorge für mehr Behaglichkeit (siehe Beitrag Seite 34). Kombiniert mit den Ladebrücken sind so Vordächer und Rampenvorbauten überflüssig. Die Planen-Torabdichtungen passen sich allen Lkw-Größen an. Planen und Rahmenteile werden reparaturfreundlich als verschraubbare Einzelelemente gefertigt. Monofilfäden im Planenmaterial sorgen bei angedocktem Lkw für die notwendige Vorspannung zur Abdichtung. Erwarten die Rampenbetreiber Fahrzeuge mit sehr unterschiedlichen Höhen, kann es sinnvoll sein, eine Kopfplane mit Eckeinschnitt oder Volllamellierung zu wählen. Das verhindert, dass die Spannung in der Kopfplane bei hohen Fahrzeugen zu groß wird. Schleusen dienen als Wärmeschutz Die in das Logistikzentrum integrierten Kühlhäuser mit einer Fläche von gut 4000 Quadratmetern sind innen über zwei Schnelllauftore und von außen über drei Vorsatzschleusen mit speziellen Verladebrücken zugänglich. Die Schnelllauftore sind 80 Millimeter dick und mit Polyurethan-Hartschaum (PU) ausgeschäumt. Mithilfe von Sturz- und Bodendichtungen werden Kälteverluste durch Transmission und Leckagen verhindert. Eine spezielle Konstruktion von Hörmann trennt die Zarge vom Baukörper, verbessert die Dämmung und sorgt dafür, dass die Seitenzarge vor Rost geschützt ist. "Vorsatzschleusen werden vor die Halle gesetzt, wodurch die Halle bis an die Außenwände voll nutzbar ist", erklärt Hoefer. Zudem kommen sie zum Einsatz, wenn die Hallen keine Installation von Innenrampen zulassen oder keine Unterfahrbarkeit an den Rampen gegeben ist. Eine komplette Vorsatzschleuse besteht aus Podest mit Ladebrücke, Wand- und Deckenverkleidung sowie Ladeöffnung mit Torabdichtung. Vorsatzschleusen empfehlen sich besonders für das Verladen temperaturempfindlicher Waren. Mit ihnen ist es für Lebensmittelhändler wie Norma leichter, im temperaturgeführten Bereich eine wirklich unterbrechungsfreie Kühlkette umzusetzen. Als Besonderheit wurden hier drei aufblasbare Torabdichtungen installiert. Sie passen sich den unterschiedlichen Fahrzeuggrößen an. Die Abdichtung verhindert weitestgehend das Eindringen von Wärme und spart damit Energie. Sie umschließt das Fahrzeug, ohne den Bewegungsbereich der Türen einzuschränken. Nach dem Verladevorgang und dem Ausschalten des Ventilators ziehen sich die Kissen durch innen liegende Spannseile und Gegengewichte wieder zurück. Originell findet Hoefer die drei kleinen Sektionaltore in der Außenwand des Entsorgungsbereichs. Durch sie wird der zu Ballen gepresste Verpackungsabfall in die davorstehenden Container befördert. Auffällig sind die Anfahrpuffer für die insgesamt 51 Außentore. Sie schützen Rampe und Gebäude vor Beschädigungen, indem sie die dynamischen Kräfte des Lkw beim Andocken aufnehmen. "Die Puffer für die Wareneingangs-Tore wurden mittels spezieller Montagekonsolen höher gesetzt", erklärt Hoefer. Das habe er aus den Erfahrungen mit anderen Lagern gelernt. Dort war es während der Startphase im Wareneingang relativ häufig zu Anfahrschäden gekommen. Die Erklärung: "Im Wareneingang dominieren die Lieferanten und deren eingesetzte Spediteure mit den unterschiedlichsten Fahrzeugen." Die hochgesetzten Anfahrpuffer hätten sich dabei bewährt. Ebenso hilfreich sind die acht Paar Radführungen, die den Fahrern das Andocken an der Rampe erleichtern. Stahl gebietet Feuern Einhalt Der Innenbereich wird durch sieben Feuerschutz-Schiebetore gegen das Ausbreiten von Bränden gesichert. Drei von ihnen sind mit einer Schlupftür für Personen und die Durchfahrt mit Sackkarren oder kleineren Transportwagen ausgerüstet. Insgesamt investierte Norma rund 20 Millionen Euro in das Logistikzentrum. Zum Start beliefert es mit rund 150 Mitarbeitern 132 Filialen in Schwaben, Mittelfranken und Oberbayern mit allem, was man für den Tag so braucht, denn durch die Tore passen auch Käse, Bier, Müsli, Gemüse, Katzenstreu oder Abwaschlappen.