Ein heißer Hanzinger

Geht man durch die Schwarzmüller-Fertigung in Hanzing, entdeckt man mittlerweile zahlreiche der neuen Thermomulden. Das Produkt scheint also im Markt anzukommen. In der Ausführung beschränkt sich Schwarzmüller auf die Halfpipe, die in Alu oder Stahl mit Alu- oder Stahlfahrwerk geliefert wird. Die Kastenmulde enthält laut Produktmanager Hannes Rutter produktionsbedingt zu viele Spanten und damit potenzielle Wärmebrücken. Als Vorführexemplar stellte Schwarzmüller eine 25-Kubik-Stahl/Stahl-Version mit aufliegendem Heckdeckel zur Verfügung, die rund 6,4 Tonnen wiegt. Wer auf die Schütte Wert legt, verzichtet auf den hinteren isolierten Anbau, der laut Rutter rund einen Kubikmeter zusätzliches Volumen bietet. Beim Vorführer misst die Mulde mit Fünf-Millimeter-Boden und Vier-Millimeter-Wänden 7,35x2,33x1,47 Meter. Erfahrungen in punkto Isolierung bringt Schwarzmüller aus dem Bau von Bitumensatteln mit, die ebenfalls bis zu 200 Grad Innentemperatur aufweisen. Im Stahl- respektive Alubau konnte man dieses Knowhow gut nutzen, nicht aber bei der Isolierung: Hier lohnte sich laut Rutter der lange Vorlauf von zwei Jahren seit Projektbeginn, bei dem man wie alle anderen Hersteller auch Lehrgeld bezahlen musste. Als Isoliermaterial dient die wasserabweisende und hitzebeständige, 50 Millimeter starke Schicht aus Spezialschaum Reperaturfreundliche Außenhaut Diese Isoschicht deckt Schwarzmüller mit mehreren schwimmend gelagerten Tafeln ab, die immer um je fünf Zentimeter überlappen. So sollen sie sich unter Wärmeeinwirkung gut ausdehnen und im Falle eines Falles einzeln getauscht werden können. Das bedingt aber Haltebänder, ähnlich wie bei den isolierten Tankaufliegern. Die Bänder verhindern zwar eine durchgängige Beschriftungsfläche, doch hier gab man der Reparaturfreundlichkeit den Vorzug. Dabei werfen wir einen Blick auf die Schweißnähte, die an Rahmen und Mulde absolut sauber laufen - hier verstehen die Schwarzmüller-Werker und Roboter ihr Handwerk. Das gilt auch für Details wie die angeschraubten Begrenzungsleuchten oder den ebenfalls geschraubten, klappbaren hinteren Unterfahrschutz, der die Schmutzlappen im ersten Zug mit nach oben nimmt. Sollen sie ganz nach oben weggeklappt werden, enthalten sie dafür separate Löcher an der Unterseite. "In der Praxis schneiden sie viele Nutzer aber einfach ab", kennt Rutter die Realität. Bleiben wir gleich am Heck, wo Schwarzmüller im Rahmen auf ein breites, kunstvoll gefaltetes Querträger-Abschlussblech verzichtet. Stattdessen sorgt hier ein solides Torsionsrohr für Stabilität. Zusätzliche Verdreh- und Kippstabilität sollen die übrigen Querträger bringen, die dafür einen etwas komplexeren Querschnitt aufweisen. Eine eingezogene Rahmenfront, wie Fliegl und Meiller sie zuletzt einführten, erteilt Rutter aus Stabilitätsgründen eine Absage. Laut Kundenaussagen liege der breite Rahmenhals bei Kurvenfahrten besser als die schma len Versionen. Dort angeschraubt ist auch das verzinkte Podest. Schade nur, dass die schrägen Querträger des Balkons beim Verbinden mit Luft und Strom etwas im Weg stehen. Dafür liegen sie hoch genug, um bei einem missglückten Aufsattelversuch nicht gleich kaputtgefahren zu werden. Die Presse stammt aktuell immer von Georg Hydraulik. Planen-Schnellverschluss am Obergurt Das Rollverdeck ruht bei Nichtgebrauch auf drei einfachen Haltern, die gerade breit genug sind, um es aus dem "Schussbereich" der Radladerschaufel zu bringen. Auf der gegenüberliegenden Seite gibt es drei solide Gegenhalter, um es sauber schließen zu können. Auf angenehmer Höhe befindet sich das fahrerseitig angebrachte Bedienpult der Luftfederung samt Manometer. Dort sitzt auch der Drehschalter für die Absenksperre der ersten Achse, optional lässt sich diese "Traktion plus" genannte geschwindigkeitsbeschränkte Anfahrhilfe auch in die Lkw-Kabine legen. Davor liegen die Radkeile, dahinter die LT-Alufallstützen, um weiteres Gewicht zu sparen. Ebenfalls geschraubt sind die drei Parlon-Einzelkotflügel, die aus dünnem und leichtem, aber verstärktem Kunststoff bestehen. Entsprechend soll das Herabhängen oder Einreißen laut Rutter Geschichte sein. Auch die Aspöck-Rückleuchten lassen sich im Falle eines Falles leicht tauschen. Ob man hier optional teurere LED-Einheiten nimmt, die dafür ausfallsicherer sein dürften als die Standard-Leuchtmittel, muss man am jeweiligen Einsatz und Abstellort festmachen. Die Luftkessel packte man so weit wie möglich nach oben. Darunter fallen bei den BPW-Offroad-Achsen mit Eco-Disc-Luftfederaggregat einmal mehr die weit vorn hängenden Liftachsbälge der ersten Achse und generell weit unten angebrachten Bremszylinder auf, was alles die entsprechende Verkabelung mit sich zieht. Das sähe man gerne etwas höher liegend. Paket mit Temperaturdaten Kernstück ist aber die Datenübertragung, die Schwarzmüller mit einem eigenen Dienstleister entwickelte. Punkten wollen die Hanzinger mit einer zehnjährigen kostenlosen GSM-Datenübertragung und der Möglichkeit, den kompletten Temperaturverlauf in Kurvenform aufzuzeichnen und abzubilden. Das System schaltet sich bei Erwärmung der Mulde automatisch ein und beginnt mit den Messungen und Aufzeichnungen. Beendet wird das Ganze mit einem einzigen Knopfdruck. Dann geht das Datenpaket an die Dispo und der Fahrer erhält einen Ausdruck. Extrem wichtig ist hier vor allem die Datensicherheit für den Kunden. Von einer komplexen Steuerung via App halten die praxisbezogenen Hanzinger (noch) nichts: "Der Fahrer muss sich schon um so vieles kümmern und sein Smartphone oder Tablet bereits für viele andere Dinge nutzen, da soll er nicht noch die Kipperdaten händeln müssen", erklärt Rutter. In Summe hinterließ der heiße Österreicher entsprechend den winterlichen Temperaturen einen geradezu teutonisch kühl durchdachten Eindruck. Alle Tests und Fahrberichte für Premium-Abonnenten www.verkehrsrundschau.de/testdatenbank