Lkw-Kartell: Editorial: Gebt uns unser Geld zurück

Vierzehn lange Jahre haben sechs Lkw-Hersteller zum Schaden von Spediteuren und Transportunternehmern gekungelt: Preise abgesprochen, Einführungszeitpunkte von Technologien abgestimmt und deren Kosten weitergereicht. Jetzt wurden sie von der EU-Wettbewerbskommission zu einer Milliardenbuße verdonnert. Gegen den Siebten, Scania, ermittelt die Behörde noch (siehe Beitrag Seite 34). Eine Nacht darüber schlafen Fünf Jahre haben die Ermittlungen und Verhandlungen gedauert, bis der Vergleich geschlossen war. Anderthalb Jahre bleiben Unternehmern noch, DAF, Daimler, Iveco, MAN und Volvo/Renault auf Schadenersatz und die Herausgabe des zu viel bezahlten Geldes zu verklagen. Ehemalige Scania-Käufer müssen noch auf das finale Ergebnis der Wettbewerbskommission warten. Eine Nacht über eine mögliche Klage zu schlafen, um die Gemüter abzukühlen, schadet nicht. Zu Recht, mag der eine oder andere Lkw-Käufer denken: Jetzt ist (Rück-)Zahltag. Dennoch, der Klageweg ist teuer und zeitraubend. So verlockend das Angebot mancher Kanzlei derzeit klingen mag - die Vertretung zu übernehmen oder sich einer Klage anzuschließen - so groß ist auch das Risiko. Einen Tag später lohnt ein Gespräch mit dem Lieferanten über eine außergerichtliche Einigung. Schließlich haben Unternehmer gute Argumente: Das Schuldeingeständnis der Hersteller und eine (noch) bestehende Geschäftsbeziehung. Hinzu kommt deren jetzt wieder vermehrt bemühtes Compliance- und Corporate Social Responsibility-Getue. Sollte das schlechte Gewissen der Hersteller doch nicht so groß sein, hilft vielleicht der Hinweis, dass andere Kunden auf den Zug einer Schadenersatzklage aufspringen könnten. Und auch bei den Lkw-Herstellern ist fraglich, ob sie Lust auf lange und kostspielige Prozesse mit ungewissem Ausgang haben. Also, fordern Sie ruhig: "Gebt uns unser Geld zurück!"

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