Stuttgart. Nach dem Milliarden-Bußgeld gegen mehrere Lastwagenbauer wegen unerlaubter Preisabsprachen fordert der Daimler-Betriebsrat eine Aufarbeitung. Der Fall müsse im Konzern Konsequenzen haben, sagte Betriebsratschef Michael Brecht der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung”. „Wir wollen, dass man jetzt nicht einfach zur Tagesordnung übergeht, sondern eine kritische Aufarbeitung des Vorgangs stattfindet und entsprechende Lehren und Schlussfolgerungen daraus gezogen werden”, sagte Brecht, der auch stellevertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates ist.
„In den Fabriken und Büros wird permanent geprüft, wo noch ein Cent mehr gespart werden könnte. Und hier verpuffen durch illegales Handeln über eine Milliarde Euro, die weit sinnvoller hätten eingesetzt werden können”, kritisierte Brecht. „Die Beschäftigten sehen solche Vorgänge zu Recht kritisch und fragen laut nach, wer die Verantwortung dafür übernimmt.”
Am Dienstag hatte die EU-Kommission mitgeteilt, dass mehrere Lastwagenbauer die Rekordsumme von knapp 2,93 Milliarden Euro bezahlen müssen. Die Strafe in dem Kartellverfahren trifft Daimler, Iveco, DAF und Volvo/Renault. Die höchste Einzelstrafe entfällt mit rund einer Milliarde Euro auf Daimler. Die Münchner VW-Tochter MAN kommt als Hinweisgeber ungeschoren davon.
Unternehmen können unter bestimmten Voraussetzungen Schadenersatzansprüche geltend machen. Erforderlich sind dazu die Kauf- und Leasingverträge der Jahre 1997 bis 2011, auf deren Grundlage Fachanwälte bewerten können, ob ein Rechtsstreit sinnvoll ist. (dpa/sno)