KEP-Markt: Editorial: Eine Lösung für alle?

Im Paketmarkt bahnt sich eine kleine Sensation an. Im Alltag kämpfen sie um jedes Paket, nun tun sie sich zusammen: DPD, GLS und Hermes. Mit ihrem Joint Venture ParcelLock wollen sie nun gemeinsam die Letzte Meile in der Paketzustellung knacken und haben dafür soeben ein anbieter-neutrales Schließsystem für Paketkästen und -taschen präsentiert: Jeder soll in diese Boxen Pakete ausliefern können - egal, ob Wettbewerber, Zustellpartner oder lokale Händler und Apotheken (siehe Seite 32). Kleinkrieg der Paketboxen Für DPD, GLS und Hermes ist dieses offene System ein gewaltiger Sprung - ganz im Sinne des Endverbrauchers. Zumal Deutsche Post DHL vor über einem Jahr im Alleingang ihren eigenen Paketkasten präsentiert hat, in den ausschließlich DHL-Zusteller Pakete ausliefern dürfen. Spätestens da drohte in Deutschlands Vorgärten ein Kleinkrieg unter Paketbox-Rivalen: vier oder fünf Paketkästen von unterschiedlichen Anbietern - selbst eingefleischte Online-Shopper wollen das nicht. Um so wichtiger ist es, dass Parcel-Lock seinen Worten Taten folgen lässt. So propagiert das Joint Venture zwar einerseits die Anbieter-Neutralität und das offene System. Andererseits hat ParcelLock in die Entwicklung der neuen Lösung bislang nicht die Zustellpartner eingebunden, obwohl diese es sind, die die Pakete in die Paketkästen und -taschen ausliefern. Mit der Folge, dass einem Branchenkenner zufolge bislang nicht alle Geräte der Zusteller Bluetooth-4.0-fähig sind, mit dem das ParcelLock-System arbeitet. Noch ist das auch kein Problem, da ParcelLock erst im Sommer 2016 in den Markt startet und für noch nicht entsprechend umgerüstete Zustellpartner eine Zwischenlösung gefunden hat. Gleichwohl gilt: Wenn ParcelLock sich als anbieter-neutrales Schließsystem durchsetzen soll, müssen alle an einen Tisch - ParcelLock, die Zustellpartner, Wettbewerber wie Deutsche Post DHL und UPS, aber auch die DIN-/CEN-Gremien, die sich mit der Normierung beschäftigen. Nur dann wird ParcelLock wirklich eine Lösung für alle: für die gesamte KEP-Branche und die Endverbraucher.

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