E-Mobilität selbst in die Hand nehmen

Wenn es das, was man braucht, nicht zu kaufen gibt, hilft nur Eigeninitiative. So geschehen beim Lebensmittelgroßhändler EGV. "Besonders in der Citylogistik ist der lokal emissionsfreie Elektroantrieb sinnvoll, weshalb unser Vorstand entschied, dieses Neuland betreten zu wollen", erklärt EGV-Fuhrparkleiter Thorsten Schwarz das Interesse für E-Antriebe. Den Anfang sollte ein Zustellfahrzeug für die Lieferung kleinerer, temperaturgeführter Chargen zum Beispiel an Kantinen, Schulen oder Altenheime machen. Als schwierig erwies es sich aber bereits ein geeignetes Basisfahrzeug zu beschaffen: "Es gibt in der Klasse der Cityvans nur einen Anbieter, der ein Elektrofahrzeug als Fahrgestell verkauft, und das ist Street-Scooter", erläutert Thorsten Schwarz. Die Produktionsstraßen bei dem DHL-eigenen Fahrzeugbauer sind derzeit allerdings mit der Fertigung für den eigenen Bedarf voll ausgelastet. "Man kann nicht sagen, dass sich StreetScooter um uns als Kunden unbedingt bemühte", drückt es Schwarz lächelnd aus. Mit einiger Überredungskunst gelang es dann doch, das begehrte Work-Fahrgestell zu ergattern. Maßgeschneiderter Kühlaufbau Fehlte noch ein geeigneter Kühlaufbau, doch auch hier gab der Markt nichts von der Stange her. Beim Fahrzeugbauer Wüllhorst stieß die Anfrage aber auf offene Ohren und die Selmer schneiderten einen Kühlaufbau nach EGV-Vorgaben. Wie alle 185 Fahrzeuge im Fuhrpark, sollte auch der Stromer in der Lage sein, Frisch- und Tiefkühlware gleichermaßen befördern können. Noch wichtiger für den Lebensmittelgroßhändler: Der kleine E-Transporter sollte keine Änderungen beim EGV-Kommissioniersystem nötig machen. Das heißt, das Fahrzeug musste vier der im Unternehmen standardisierten Rollbehälter aufnehmen können. Mangels Hebebühne sollte der Fahrer zudem niemals in die Verlegenheit kommen, die Behälter im Fahrzeug umräumen oder gar herauswuchten zu müssen. Der Fahrer sollte jeden Rollwagen bequem von außen erreichen können. Zusätzliche Seitentüren Um diese Vorgabe zu erfüllen, verfügt der Wüllhorst-Koffer neben den Flügeltüren am Heck rechts und links über eine zusätzliche Seitentür im vorderen Bereich des Sandwichaufbaus. Eine davon gewährt den Zugang zum Tiefkühlabteil. Der hier eingesetzte, isolierte Rollcontainer wird entsprechend vorgekühlt, denn eine Tiefkühlung unterwegs ist bei einem Elektrofahrzeug bislang unmöglich: "Das würde die Kapazität der Batterien übersteigen und ist auf den kurzen Touren, die das Fahrzeug fährt, auch nicht nötig", erklärt Schwarz. Für die richtige Temperierung der Frischware sorgt indes ein elektrisch betriebenes Kühlaggregat von Heifo. Wie auch die Antriebsbatterien des StreetScooters werden dessen Akkus über Nacht am normalen 230-Volt-Netz aufgeladen. Am Tag ist laut Schwarz dagegen keine Zwischenladung nötig. "Länger als 25 Kilometer ist eine Liefertour selten und selbst drei davon sind für die Batterien kein Problem." Gleiches gelte für die bei Elektrofahrzeugen oft als problematisch dargestellte Nutzlast. "Unser StreetScooter kann 900 Kilo schultern und macht damit manchem 3,5-Tonner Konkurrenz." Und was sagen die EGV-Fahrer zum StreetScooter? Man setze bewusst Fahrer ein, die dem Thema Elektro offen gegenüber stehen. Vor allem die BKF-Azubis des Unternehmens sind gern mit dem neuen Stromer unterwegs. Kein Wunder, schließlich arbeitet der 48 Kilowatt starke E-Motor flüsterleise und lässt an der Ampel mit seinen sofort anliegenden 200 Newtonmetern Drehmoment sogar manch gut motorisierten Mittelklasse-Pkw mit Verbrennungsmotor stehen. Großes Interesse bei StreetScooter Mit knapp 70.000 Euro schlug das E-Kühlfahrzeug zu Buche. Für Schwarz ein zukunftsweisendes Investment: "Bislang fordert zwar noch keiner unserer Kunden konkret die Lieferung mit einem E-Fahrzeug, im Nahverkehr wird am Elektroantrieb aber künftig kein Weg vorbeiführen", ist sich der Fuhrparkleiter sicher. Bestärkung fand er bei den StreetScooter-Verantwortlichen. Die baten nämlich sofort nach Fertigstellung des Fahrzeuges um eine Audienz, um die Konstruktion des Kühlaufbaus intensiv unter die Lupe zu nehmen. Sobald Online-Lebensmittelbestellungen auch in Deutschland so richtig Fahrt aufnehmen, könnte der EGV-Stromer schließlich für DHL schnell interessant werden. Alle Tests und Fahrberichte für Abonnenten www.verkehrsrundschau-plus.de

38. BImSchV-Änderung: CO2-Minderungen nur aus erneuerbaren Energien

Drohendes Sanierungschaos bei der Bahn?

Bürokratie kostet Deutschland jährlich Milliarden

Medienberichte: Amazon stellt Amazon Fresh ein

Brandbrief an den Bundestag

Alle Schlagzeilen

E-Mobilität selbst in die Hand nehmen

HASHTAG

#Handelslogistik

Kühne + Nagel beliefert weiter Beiersdorf-Kunden

Otto Group und Hermes wachsen kräftig

Von Hochhauslagern und Tiefgaragen-Hubs

MEISTGELESEN

Daimler Truck: Neuer Chef für Mercedes-Benz Trucks

DAF-Neuheiten: Update aus den Niederlanden

Disposition: Autobahn 1 bei Dortmund wird mehrmals voll gesperrt

STELLENANGEBOTE

Schiffsführerin / Schiffsführer (m/w/d) für die Reserve

Abteilungsleiter (d/m/w) Produktmanagement

Team Manager Logistics (w/m/d)

Teamleitung Einkauf (m/w/d)

Manager (m/w/d) Supply Chain Quality & Incoming Quality Inspection

WEITERLESEN

NEWSLETTER