Hamburg. Die Logistiker in der Luftfahrt hinken der zunehmenden Digitalisierung hinterher. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Unternehmensberatung Nielsen + Partner. Demnach werden immer noch rund 7800 Tonnen Papier in Form von Frachtbriefen und anderen Dokumenten jährlich in der Luft befördert. Diese Menge reicht aus, um 80 Frachtflugzeuge zu füllen.
Gleichzeitig wächst der Druck, die Luftfahrt-Logistik zu digitalisieren. So verlangt der Branchenverband IATA von den beteiligten Akteuren, dass bis 2015 auf allen technisch entsprechend ausgestatteten Frachtrouten eine elektronische Datenübermittlung erfolgt. Zudem haben die EU-Kommission und das US Department of Homeland Security im Juni dieses Jahres beschlossen, den Informationsaustausch zur Risikoabschätzung zu verstärken. Die verschärften Sicherheitsvorgaben entlang der Transportkette dienen der Terrorismusbekämpfung. Diese Maßnahmen betreffen insbesondere die Daten von Luftfrachtsendungen. Spediteure und Fluggesellschaften müssen sich daher auf wachsende Anforderungen im elektronischen Datenverkehr einstellen.
Auf eine Frachtsendung kommen 38 Papierdokumente
Die technische Umsetzung ist schwierig. Auf eine Frachtsendung kommen 38 Papierdokumente wie Lieferscheine, Ladelisten oder Anweisungen zur Lagerung der Fracht, die alle digitalisiert werden müssen. Selbst wenn die Daten bereits digital übermittelt werden, mangelt es laut der Erhebung an elektronischen Standards. Die unterschiedlichen Systeme greifen nicht ineinander und es sind meist nicht alle benötigten Angaben vorhanden. "Es gilt, die existierenden Formate zu vereinheitlichen und die Daten zusammenzuführen", sagt Sven Mathes von Nielsen + Partner. Allerdings müssten bei einer elektronischen Datenübermittlung auch vertragliche Komponenten wie Übertragungssicherheit berücksichtigt werden. Dies dürfe bei der Standardisierung nicht zu kurz kommen.
Eine weitere Herausforderung neben der technischen Implementierung sei, dass viele unterschiedliche Akteure ins Boot geholt werden müssten. Der externe Druck durch die IATA und Sicherheitspolitiker betreffe vorerst nur die Luftfrachtgesellschaften. An einer Transportkette seien jedoch viele Parteien beteiligt. Dienstleister am Boden wie Ground Handling Agents und Fahrer seien teilweise noch immer auf die Papierdokumente angewiesen, um nicht in Konflikt mit den Behörden zu kommen. (sno)