"Dieselpreis wird steigen"

Ist in Deutschland ein Versorgungsengpass mit Diesel zu befürchten? Das kann man zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht ausschließen. Momentan ist jedoch nicht damit zu rechnen, da die USA und auch Saudi-Arabien über genügend strategische Reserven verfügen. Wenn die beschädigten Anlagen innerhalb der nächsten zwei Monate wieder vollständig produzieren können, dürften keine Engpässe entstehen. Die Ölpreise sind nach dem Angriff gestiegen. Ist es jetzt nur eine Frage der Zeit, bis auch die Dieselpreise steigen? Eine kurzzeitige Verteuerung des Diesels ist naheliegend. Nach der ersten Reaktion, als der Ölpreis um 19 Prozent in die Höhe kletterte, betrug der Anstieg drei Tage später aber nur noch sieben Prozent. Wie lange die Reaktion anhält, das hängt davon ab, wie lange die Reparaturarbeiten in Saudi-Arabien dauern. Dort gab es Stimmen, nach denen dies schon Ende September der Fall sein sollte. Obwohl in den ersten Tagen wieder rund ein Drittel ans Netz ging, ist eine so schnelle Reparatur jedoch zu bezweifeln. Wenn das Angebot knapper wird, steigen die Preise. Trifft dieses Marktgesetz auch auf den Ölmarkt zu? Ja. Der Dieselpreis wird sicherlich ansteigen. Die Frage ist, wie stark. Ihre Vermutung? Ich halte einen Anstieg um bis zu fünf Prozent für realistisch. Ein deutliches Plus darüber ist nur dann zu erwarten, wenn sich die Reparaturarbeiten verzögern. Viele Spediteure kaufen auf Vorrat oder schließen lang laufende Kontrakte. Sollten sich die Unternehmen angesichts der Verteuerung derzeit eher zurückhalten mit dem Einkauf von Diesel? Mit einer Preissteigerung von fünf Prozent würden wir uns noch in dem normalen Schwankungskorridor befinden. Von Panikkäufen sollte man daher abraten. Mit welcher Entwicklung des Ölpreises ist in den nächsten Jahren zu rechnen? Wir haben bei uns aus guten Gründen die Politik entwickelt, auf diese Frage nicht direkt zu antworten. Aber seit der starken Ausbreitung von Fracking-Öl in den USA kann der Markt weniger stark nach unten und nach oben ausschlagen. Sobald der Preis nach oben geht, kommen andere Anbieter auf den Markt. Daher ist in Zukunft ein Ölpreis zwischen 60 und 90 US-Dollar pro Barrel grundsätzlich realistisch. Führen die Elektromobilität und die Anstrengungen, auf alternative Energiequellen umzusteigen, dazu, dass Öl und Diesel dauerhaft günstig bleiben oder sogar billiger werden? Auf langer Frist lautet die Antwort "ja", sofern es eine globale Energiewende gibt. Dann werden Öl- und Dieselpreise deutlich sinken. Kurzfristig ist das jedoch eher unwahrscheinlich. Hier in Europa sehen wir mittelfristig, also ab 2025, zwar einen Rückgang. Eine solche Entwicklung beobachten wir in den anderen Teilen der Erde jedoch noch nicht. Dawud Ansari Ölmarktexperte im Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Angriff aufs Öl Einen Drohnen-Anschlag auf die wichtigste Ölfabrik Saudi-Arabiens hat zu Unruhe auf den Ölmärkten geführt. Direkt nach dem Anschlag ist dort die Ölproduktion um etwa die Hälfte des üblichen Volumens zurückgegangen. Die Folge: In den ersten Tagen danach stieg der Ölpreis und wurden Sorgen laut, weitere Unruhen in der Region könnten die Preise für Rohöl dauerhaft in die Höhe schnellen lassen.

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