Die Uhr tickt weiter

Positive Nachrichten zur wirtschaftlichen Lage des Güterkraftverkehrs sind ja eher selten. Doch es gibt sie, wie ein Blick in den neuesten Marktbeobachtungsbericht des Bundesamtes für Güterverkehr (BAG) zeigt. Die erste gute Meldung: 2013 hatte in Deutschland das Transportgewerbe wieder mehr zu tun. Dabei sah es im ersten Halbjahr 2013 nicht danach aus. Um 1,2 Prozent war die Verkehrsleistung im gesamten Güterverkehr in den ersten sechs Monaten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gesunken. Vor allem die Eisenbahn (-2,4 Prozent) und der LKW (-1,1 Prozent) waren dafür verantwortlich. Bahn und LKW gelingt die Trendwende Im zweiten Halbjahr ist es dann dem Transportgewerbe gelungen, mit der positiven Entwicklung in der Wirtschaft im Rücken eine Trendwende herbeizuführen. Unter dem Strich steht für 2013 ein Plus bei der Verkehrsleistung im gesamten Güterverkehrsmarkt in Höhe von 1,1 Prozent. Die Güterbahnen haben es geschafft, das Minus im ersten Halbjahr in ein deutliches Plus zu verwandeln (+2,3 Prozent). Nicht ganz so gut verlief es für die Unternehmen im Straßengüterverkehr: Aber immerhin steht für 2013 noch ein Plus vor dem Komma (+0,2 Prozent bei der Verkehrsleistung). Die Binnenschifffahrt hat mit einer Zunahme von 2,7 Prozent zu der positiven Entwicklung im Gesamtmarkt beigetragen. Die zweite gute Meldung aus Sicht der Fuhrbetriebe: Im Sammelgut ist die Transportnachfrage 2013 besonders hoch gewesen. Die Verkehrsleistung in diesem Segment, das nahezu ausschließlich vom LKW bedient wird, kletterte 2013 um 10,4 Prozent. Begründet wird dies mit einer Zunahme des Internethandels, weshalb die Anzahl der Kleinsendungen gestiegen ist und die Unternehmen vermehrt Linienverkehre mit Sammelgut zwischen den Depots der Onlinehändler, für KEP-Dienste oder Spediteure abwickelten. Eine überdurchschnittliche hohe Nachfrage haben 2013 offenbar auch die LKW-Transporteure erlebt, die für die Baubranche tätig sind und Erze befördern (+3,0 Prozent bei der Verkehrsleistung). Aber es gab auch Einbußen zu verkraften: Weil die Stahlindustrie 2013 schwächelte, ist die Verkehrsleistung von Metallen und Metallerzeugnissen per LKW um 5,3 Prozent rückläufig gewesen. Einen noch größeren Einbruch mussten die LKW-Fuhrunternehmen verzeichnen, deren Kunden Holzwaren, Papier und Druckerzeugnisse befördern lassen (-8,1 Prozent). Je nach Branche hat sich die Auftragslage für die Güterkraftverkehrsbranche also unterschiedlich entwickelt. In Summe jedoch gab es positive Impulse, die die Ertragslage verbessert haben. "Für das Jahr 2013 wies der Großteil der in Marktgespräche eingebundenen Transportunternehmen stabile bis leicht bessere Betriebsergebnisse als für das Jahr 2012 aus", heißt es in dem BAG-Bericht. Dieser Aufwärtstrend spiegelt sich auch in den Insolvenzzahlen wider: Bei Unternehmen des Straßengüterverkehrs mit eigenem Fuhrpark gingen die Insolvenzen 2013 im Vergleich zum Vorjahr um 4,2 Prozent auf 803 zurück. Ein wichtiger Grund für die wirtschaftliche Erholung im Güterkraftverkehr war neben der verbesserten Nachfrage die Kostenentwicklung: Denn den meisten Unternehmen ist es 2013 gelungen, ihre Gesamtkosten zu stabilisieren. Zum einen durch betriebswirtschaftliche Optimierungsmaßnahmen. Maßgeblich jedoch haben die Dieselpreise dazu beigetragen. Die lagen nämlich durchgängig unter dem Niveau des Vorjahres - und zwar im Durchschnitt um 4,7 Prozent (bei Abgabe an Großverbraucher). Der Pferdefuß: Unternehmen, die mit ihren Kunden Dieselpreisgleitklauseln vereinbart hatten, mussten zum Teil sinkende Beförderungsentgelte gegenüber dem Vorjahr verkraften. Und dem Rest ging es nicht viel besser: Ein Großteil der vom BAG befragten Unternehmen konnte die Frachtraten bei Beförderungen für Stammkunden aufgrund der gesunkenen Kraftstoffpreise nicht anheben. Gegenüber dem BAG haben deshalb nicht nur kleine, sondern auch mittelständische Transportunternehmen angegeben, in wirtschaftliche Schwierigkeiten mit zum Teil existenzbedrohendem Charakter geraten zu sein. Hinzu kommt, dass die Dieselkosten ja nur einen Teil der Gesamtkosten ausmachen. Nicht minder wichtig sind die Fahrpersonalkosten. Die Löhne der Fahrer sind laut BAG entsprechend den durchschnittlichen Tarifabschlüssen zwischen zwei und drei Prozent gestiegen. Zum Teil wurden sogar noch übertarifliche Vergütungen gezahlt, um die Abwanderung von gutem Personal zu verhindern. Bei stagnierenden Preisen eine bedrohliche Entwicklung. Dass sich die Ertragslage 2013 trotzdem etwas freundlicher gestaltet hat, liegt auch daran, dass die Unternehmen häufiger "Nein" gesagt haben zu nicht lukrativen Aufträgen. Vor allem beim Langstreckengeschäft war das offenbar der Fall und es sind nicht mehr rentable Kapazitäten für Transporte im Umkreis bis zu 300 Kilometer verschoben worden. Entsprechend haben sich die Unternehmen trotz gestiegener Nachfrage mit Erweiterungsinvestitionen zurückgehalten und nahmen "lediglich Ersatzinvestitionen vor", heißt es in dem Bericht. Ein weiterer positiver Effekt für den gewerblichen Güterkraftverkehr: Der Werkverkehr verliert weiter an Bedeutung. Um 1,6 Prozent ist die Verkehrsleistung 2013 gesunken, während es im gewerblichen Verkehr eine Zunahme von 0,6 Prozent gab. Die Auftragslage der deutschen Transportunternehmen gestaltet sich also auch deshalb besser, weil Industrie und Handel Transportleistungen fremdvergeben, die sie früher selbst abgewickelt haben. Ein bis drei Prozent Umsatzrendite Doch sollte man sich vom vergleichsweise guten Jahr 2013 nicht blenden lassen: Im Transportgewerbe tickt weiterhin eine Zeitbombe. Zum einen liegt 2013 trotz gesunkener Insolvenzzahlen die Insolvenzquote im Straßengüterverkehr mit 496 Insolvenzen pro 10.000 Unternehmen weiterhin erheblich höher als im gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt (82). Zum anderen ist absehbar, dass Kraftstoff wieder teurer werden wird - auch wenn die Preise im ersten Halbjahr 2014 sogar noch mal leicht unter dem Niveau des Vorjahreszeitraumes lagen. Wenn die Unternehmen also für Diesel wieder mehr zahlen müssen, sich aber mit Preiserhöhungen weiterhin schwer tun, ist zu befürchten, dass die Insolvenzzahlen wieder steigen. Denn die schmale Umsatzrendite im Transportgewerbe (im reinen Transportsegment lag sie 2013 laut BAG zwischen ein bis drei Prozent) zeigt, dass für viele Betriebe der Abgrund nicht weit ist. Zumal die Mengenschwankungen (Volatilität) weiter zunehmen. Es verstärkt sich der Trend zu kleinen Abnahmemengen, die unregelmäßiger und kurzfristiger bestellt werden. Von den Dienstleistern wird dann erwartet, dass sie die stark schwankenden Mengen ohne festen Rhythmus und ohne Mengengarantie abwickeln können. Gewünscht wird die sichere Bereitstellung von Laderaum zur termingerechten Bewältigung dieser volatilen Auftragsspitzen. Steigende Anforderungen bei weiterhin nur geringen bis keinen Preiszugeständnissen: Das etwas besser verlaufene Jahr 2013 ist also kein Anlass für das Transportgewerbe, im Bestreben nach besseren Wirtschaftszahlen nachzulassen.

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