Interview: "Das B2C-Geschäft ist aktuell nur für Paketdienste interessant"

Sind Dienstleister wie Dachser, die heute schon in der Lebensmittelbranche tätig sind, für die neuen Anforderungen des Food-E-Commerce gerüstet? Alfred Miller: Das B2C-Geschäft mag aktuell allenfalls für Paketdienste interessant sein, weil es einen passenden Fuhrpark sowie Sortieranlagen für kleine Sendungen erfordert und die Produktionsprozesse dort ohnehin auf minimale Lieferzeiten ausgerichtet sind. Dann ist Same-Day-Zustellung erst recht kein Thema für Ihr Unternehmen? Same-Day passt derzeit nicht in die speditionellen Abläufe von Systemlogistikern wie Dachser. Aufgrund der gebotenen Eile gibt es so gut wie keine Synergien mit anderen Sendungen. Das bedeutet, dass die Lieferung teuer wird. Ein Spediteur muss zudem über einen geeigneten Fuhrpark verfügen und auf die Belieferung von Privathaushalten eingestellt sein, zum Beispiel auf die Abwesenheit des Empfängers und den höheren Retourenanteil. Sind die Verbraucher nicht bereit, die höheren Kosten zu tragen? Das fragen Sie am besten die Händler. Ich glaube, deutsche Privathaushalte sind gerade bei Lebensmitteln ausgesprochen preissensibel. Die Händlerdichte und das Preisniveau von Lebensmitteln sorgen zudem dafür, dass eine kostenpflichtige Belieferung hierzulande aktuell wenig Aussicht auf Erfolg hat. Anders ist die Situation in England, in der Schweiz oder in Frankreich, weshalb E-Commerce mit Food dort gute Erfolge verzeichnet. Ich bin aber sicher, dass mit dem wachsenden Angebot, mit der sich weiter verändernden Altersstruktur und der immer schwierigeren Verkehrssituation in den Großstädten auch in Deutschland ein Wandel einsetzen wird.

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