Die Großen schlucken die Kleinen

Eine Branche auf Wachstumskurs: Erst letzte Woche verkündete das statistische Bundesamt, dass der Umsatz im Wirtschaftsbereich Verkehr und Lagerei in Deutschland 2016 um 1,2 Prozent gestiegen ist, die Zahl der Beschäftigen sogar um 2,4 Prozent. Doch nicht alle Unternehmen profitieren vom Wachstum, wie Zahlen des Bundesamtes für Güterverkehr (BAG) belegen. So schrumpft die Anzahl der Unternehmen im Straßengüterverkehr. Gab es 2006 noch 54.211 Unternehmen, sind es 2015 nur noch 45.051 (siehe obere Grafik Seite 17, links): innerhalb von neun Jahren ein Rückgang bei der Zahl der Betriebe um 9196 oder 16,9 Prozent. Anders entwickelten sich in diesem Zeitraum die Beschäftigtenzahlen (siehe obere Grafik Seite 17, rechts): Die stiegen um 30.168 oder 5,0 Prozent auf 630.249 Personen. Das Unternehmenssterben im Straßengüterverkehr lässt sich also mit diesen Zahlen belegen. Und das, obwohl es mehr zu tun gibt: Die Güterverkehrsleistung auf Deutschlands Straßen hat zwischen 2006 und 2015 um 5,4 Prozent zugenommen. Doch diese gestiegene Nachfrage ist zum Teil durch Frächter aus dem Ausland abgefahren worden. Durch die ausländischen Anbieter hat auch der Preisdruck zugenommen. Darunter haben vor allem kleinere Unternehmen gelitten. So ist der Anteil der Betriebe zwischen null und fünf Beschäftigten an der Gesamtzahl der Unternehmen im Markt von 56,4 Prozent (28.017 Unternehmen) im Jahr 2010 auf 50,5 Prozent (22.748 Unternehmen) im Jahr 2015 gesunken (siehe auch Grafik Seite 16). Trotz des Rückgangs wird der Transportmarkt immer noch durch zahlreiche Kleinunternehmen geprägt. Das lässt sich auch an der Zahl der Lkw pro Unternehmen ablesen: 2015 hatten 48,2 Prozent der Betriebe maximal drei Lkw. Deren Anteil nimmt ab: 2010 besaßen noch 52,5 Prozent der Firmen zwischen null und drei Lkw. Als Ursache für das überproportional hohe Ausscheiden kleinerer Transportbetriebe zählt das BAG vier Hauptgründe auf: mangelnde Ertragsaussichten aufgrund gewandelter Marktstrukturen, fehlende Nachfolgeregelungen in Familienunternehmen, ein mangelndes Angebot an qualifizierten Mitarbeitern/Kraftfahrern sowie finanzielle und qualitative Einstiegsbarrieren in digitale Kommunikations- und Abwicklungssysteme. Zahl der Beschäftigten nimmt zu Auch für die Veränderung beim Personalbestand liefert das BAG eine Erklärung. 2015 sei die Zunahme des Personals im Lager- und Technikbereich gegenüber den Kraftfahrern und Verwaltungsangestellten deutlich größer ausgefallen. Die Kölner Behörde führt diese Entwicklung darauf zurück, dass sich mit speditionellen Leistungen mehr Geld verdienen lässt als im margenschwachen reinen Transportgeschäft. Die BAG-Befragung liefert weitere interessante Zahlen: Die meisten Transportunternehmen gibt es in Nordrhein-Westfalen mit 8744 vor Bayern (8305) und Baden-Württemberg (6130). Dahinter folgen mit einigem Abstand Niedersachsen (4003), Hessen (3026) und dann als erstes ostdeutsches Bundesland Sachsen (2939). Zudem sind die Unternehmen auch befragt worden, wo ihr Unternehmensschwerpunkt liegt. Die meisten (74,8 Prozent) nennen den erlaubnispflichtigen Güterverkehr. Vor fünf Jahren war dieser Anteil mit 76,3 Prozent fast genauso hoch. 20,6 Prozent geben "sonstige Tätigkeiten" an. Mit 3,4 Prozent ist der Anteil derjenigen, die "Spedition, Logistik, Lagerei und Frachtumschlag" angeben, überraschend niedrig, wenn er auch gegenüber 2010 (2,3 Prozent) gestiegen ist. Mehr zum Thema im Dossier Lkw-Landverkehr www.verkehrsrundschau.de/dossiers

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