Hamburg. Auf die anhaltende Unterauslastung reagieren immer mehr Reeder mit einer Zusammenarbeit bis hin zur Gründung von Plattformen, die Schiffe kaufen und betreiben. Wie aus der nunmehr fünften jährlichen Branchenumfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Pricewaterhouse hervor geht, arbeiten bereits 40 Prozent der 100 befragten Reeder in einzelnen Geschäftsbereichen eng mit anderen Unternehmen zusammen, 50 Prozent wollen in den kommenden Monaten eine (weitere) Kooperation eingehen.
Die befragten Reeder gehen von einer fortschreitenden Konsolidierung der deutschen Branche aus. Gut vier von fünf Unternehmen rechnen 2013/2014 mit mehr Fusionen und Zusammenschlüssen, und knapp 90 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass viele Reedereien das laufende Jahr nicht überstehen werden. Von den kleineren Unternehmen mit weniger als 100 Mitarbeitern teilen sogar 100 Prozent diese Einschätzung.
Die erwartete Konsolidierung hängt eng mit der unbefriedigenden Marktentwicklung zusammen. So berichten aktuell wie schon 2012 nur rund 70 Prozent der Reeder über eine voll ausgelastete Flotte, in den Jahren 2011 und 2010 lag die Quote bei 86 Prozent beziehungsweise 80 Prozent.
Die deutschen Reeder leiden nicht nur unter der schwachen Nachfrage, sondern auch unter den schwieriger werdenden Finanzierungsbedingungen. Bei Schiffsfinanzierungen liegt die geforderte Eigenkapitalquote mittlerweile bei durchschnittlich 44 Prozent gegenüber 38 Prozent im Jahr 2009.
Die Reeder sehen sich verstärkt nach Finanzierungsalternativen um. Sieben von zehn Befragten wollen neue Kapitalquellen erschließen oder auch neue Gesellschafter an Bord nehmen. Zudem geht die Mehrheit der Unternehmen davon aus, dass ausländische Geldgeber "sicher" (37 Prozent) oder zumindest "wahrscheinlich" (53 Prozent) wichtiger werden.
Die Kombination aus schwierigen Markt- und widrigen Finanzierungsbedingungen dürfte dazu führen, dass die deutsche Handelsflotte kleiner wird. Schiffsneubauten wollen 2013 nur noch 32 Prozent der Reeder in Auftrag geben. Gleichzeitig ist der Anteil der Befragten, die sich von Schiffen in der Flotte trennen wollen, von 43 Prozent im Jahr 2012 auf aktuell 58 Prozent drastisch gestiegen.
Die Konsolidierungstendenzen in der Branche haben aller Voraussicht nach auch negative Folgen für die Beschäftigungsentwicklung. Zwar wollen immer noch vergleichsweise wenige Reeder Mitarbeiter entlassen, der Anteil der Unternehmen mit Kündigungsabsichten ist allerdings gegenüber 2012 von 12 Prozent auf 16 Prozent gestiegen. Auf der anderen Seite wollen nur noch 40 Prozent der Unternehmen im laufenden Jahr neues Personal einstellen, während im Vorjahr noch 51 Prozent diese Absicht äußerten.
(ots)