Deutsche Post DHL

Deutsche Post DHL Respekt: Eine Frage der Perspektive Auf der Jahreshauptversammlung der Deutschen Post DHL haben internationale Gewerkschaftsverbände dem Konzern vorgeworfen, Lügendetektoren einzusetzen. Sie fordern ein globales Rahmenabkommen über Arbeitnehmerrechte. Mit Transparenten, Broschüren und einem Megafon bewaffnet stehen 30 Delegierte der Internationalen Transportarbeiter-Föderation (ITF) und der UNI Global Union (UNI) vor der Jahrhunderthalle in Frankfurt am Main. Die meisten von ihnen sind aus dem Ausland angereist, und so rufen sie den Aktionären der Deutschen Post DHL in teils gebrochenem Englisch entgegen, was sie sich für die DHL-Mitarbeiter weltweit wünschen: „Respect!“, zu Deutsch Respekt. Die Gewerkschaftsverbände prangern mit der Kundgebung auf der Jahreshauptversammlung am 25. Mai die Situation von Mitarbeitern des Logistikkonzerns im Ausland an. Ihr erklärtes Ziel ist, DHL zu einem globalen Rahmenabkommen zu bewegen, das die Mitarbeiterrechte in allen Ländern verbindlich regelt. Beide Gewerkschaftsverbände werfen DHL vor, durch repressive Maßnahmen Mitarbeiter in Ländern außerhalb Europas am Eintritt in Gewerkschaften zu hindern. Außerdem beklagen sie, DHL würde in Süd- und Nordamerika Lügendetektortests anordnen. Um den Vorwurf zu verdeutlichen, hatte Ivonne Jackelen, ITF-Koordinatorin für Mittelamerika, den ehemaligen DHL-Mitarbeiter Edwin Velasquez Ayala aus Kolumbien anreisen lassen. Stresssituation Verhör Der Kolumbianer schilderte, wie ein von DHL beauftragtes Unternehmen ihn an einen Lügendetektor angeschlossen hatte, nur weil in einer DHL-Niederlassung USB-Sticks fehlten. Man habe ihn gefragt: „Gibt es in Ihrer Familie Verbrecher?“ Velasquez erzählte, dass er bei dem Verhör massiv unter Druck gesetzt wurde. „Durch den Test wurde mein Selbstwertgefühl vollkommen zerstört.“ Auf der Aktionärsversammlung in Frankfurt interessierten sich nicht viele für den Vorwurf solcher Rechtsverstöße. Die verteilten Broschüren landeten teilweise gleich im nächsten Mülleimer. Einige Aktionäre aber brachten die Vorwürfe in der Generaldebatte zur Sprache. „Hat sich der Aufsichtsrat damit beschäftigt?“, fragte zum Beispiel Marion Kostinek aus dem Vorstand der Investors Communication Group. Keine Zugeständnisse von Appel Frank Appel, Vorstandsvorsitzender von DHL, gab in seinen Antworten zu, Lügendetektoren würden „in streng definierten“ Ausnahmefällen und „nur bei Vorliegen einer gesetzlichen Rechtfertigung“ eingesetzt. Gleichzeitig sagte er: „Wir respektieren die Rechte unserer Mitarbeiter.“ Appel verwies darauf, dass der Konzern die Mitarbeiterzufriedenheit im letzten Jahr deutlich steigern konnte. Man sei auf einem guten Weg und arbeite an einer weiteren Verbesserung. Den Vorwurf der Existenz von Gewerkschaftsvermeidungsstrategien wies Appel zurück. Er erklärte weiter, dass DHL mehrere freiwillige Selbstverpflichtungen eingegangen sei. Als Beispiel nannte er den Global Compact der Vereinten Nationen, der die Achtung der Menschenrechte verlangt. Unter Hinweis auf eben diese Selbstverpflichtungen machte Appel keine Hoffnungen auf ein globales Rahmenabkommen mit ITF und UNI. Zur Verwendung von Lügendetektoren ergänzte DHL später, hierfür gebe es weltweit schriftlich niedergelegte Richtlinien, durch die Voraussetzungen und Rahmenbedingen des Einsatzes der Geräte vorgegeben sind. ITF und UNI sind mit diesen Antworten nicht zufrieden. „Solange wir kein Abkommen haben, das den Beschäftigten ihre Grundrechte garantiert, werden sich weder die Probleme von DHL noch unser Protest erledigen“, sagte Ingo Marowsky, Koordinator für globale Organisationsarbeit der ITF. Gewerkschaften unzufrieden Andrea Kocsis, stellvertretende Verdi-Vorsitzende, kündigte an, Verdi werde die Dachverbände in dieser Sache weiter unterstützen. Die Verwendung von Lügendetektoren verurteilte sie als moralisch verwerflich. „Ich finde diese Praxis unerträglich.“ Was konkret den Fall von Edwin Velasquez Ayala angeht, teilte DHL der VerkehrsRundschau mit, der Vorwurf werde derzeit untersucht. „In diesem Bereich lassen wir keine Abweichungen zu.“ ❙❚■ Nina-Cornelia Kern Schauspieler stellten vor der Jahrhunderthalle eine Verhörsituation mit Lügendetektor nach Wer steht hinter den beiden internationalen Gewerkschaftsdachverbänden? Die Internationale Transportarbeiter-Föderation (ITF) ist ein Zusammenschluss von 781 Gewerkschaften der Verkehrsbeschäftigten in 155 Ländern und vertritt nach eigenen Angaben insgesamt etwa 4,6 Millionen Mitglieder. UNI Global Union (UNI) vertritt 900 Gewerkschaften und konzentriert sich auf die Aushandlung globaler Abkommen für die Beschäftigten multinationaler Unternehmen. Die Organisation mit Sitz in der Schweiz hat bislang 36 solcher Abkommen abgeschlossen. nck Deutsche Post DHL

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