Hamburg. Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) hat sich gegen Landstrom-Anschlüsse für Schiffe ausgesprochen. Er halte das Modell im Hamburger Hafen für nicht umsetzbar, sagte der Senator dem Sender „NDR 90,3". Er setze auf andere Lösungen. Politiker, Umweltschutzverbände und Anwohner hatten immer wieder Landstromanschlüsse eingefordert, um die Abgase von Handels- und Kreuzfahrtschiffen zu reduzieren. Umweltschutzverbände reagierten mit Unverständnis und Kritik auf Horchs Aussagen.
Seit Jahren diskutieren Behörden, Reeder und Hafenwirtschaft über Landstrom-Anschlüsse im Hamburger Hafen. Bislang erfolglos. Denn die Beteiligten scheuen die hohen Kosten für die Infrastruktur an Land oder den nötigen Umbau der Schiffe. Nun sprach sich Hamburgs Wirtschaftssenator erstmals deutlich gegen das Landstrom-Konzept aus. Horch: „Für Hamburg ist das nichts." Die bisherigen Pläne würden sich so sicher nicht durchsetzen lassen.
Zu teuer, nicht leistungsfähig genug, zu unflexibel - bei rund 12.000 Transport- und Handelsschiffen und 100 Kreuzfahrtschiffen im Hamburger Hafen pro Jahr rechne sich Landstrom nicht, sagte Horch. „Ich habe jetzt vorgegeben, dass wir an alternativen Konzepten arbeiten. Das ist Gas, das ist LNG (Flüssiggas), das sind mobile Einrichtungen auf dem Wasser. Also es ist der Auftrag herausgegeben, wie wir der Frage der Stromversorgung im Hafenbetrieb entsprechend begegnen." Er wolle mit der Hafenwirtschaft etwas auf die Beine stellen, sagte Horch. Bis Alternativkonzepte gefunden werden, wird es jedoch vermutlich noch Jahre dauern.
Heftige Kritik an den Aussagen Horchs kam vom Naturschutzbund (NABU) Hamburg. Der NABU-Vorsitzende Alexander Porschke sagte: „Die Absage an Landstromanschlüsse für Kreuzfahrtschiffe ist eine Zumutung für die Gesundheit der Anwohner." Der hohe Energiebedarf dieser Schiffe werde dann weiter mit den Bordmaschinen gedeckt, „die selbst in der saubersten Variante hundertmal dreckigeren Kraftstoff als Landfahrzeuge nutzen und über keine angemessene Abgasreinigung verfügen". Da wirk es wie Hohn, dass das neue Kreuzfahrtterminal in Altona nun auch noch gerade am internationalen „Tag der Umwelt" in Europas Umwelthauptstadt in Betrieb genommen werden soll.
Die Grünen kritisierten die Absage als unnötig und fahrlässig. „Der Senat streicht ein weiteres umweltpolitisches Projekt ersatzlos. Er erweist sich einmal mehr als unfähig, den Umwelthauptstadt-Titel wenigstens einigermaßen vernünftig zu verwalten", erklärte GAL-Fraktionschef Jens Kerstan. Werde keine Lösung für das Rußproblem im Hafen gefunden, werden alle anderen Bemühungen zur Luftreinhaltung bloße Kosmetik. (dpa)
Nahverkehrskutscher