Den Haag. Deutschland ist für die Niederlande nicht nur der größte Handelspartner in der EU (bilateraler Handelsaustausch 2010: 132 Milliarden Euro, Anm. d. Red.). Die Niederlande sind auch für immer mehr deutsche Unternehmen ein interessanter Standort für eigene Niederlassungen oder gar Tochterunternehmen. Das gilt auch für die deutsche Verkehrs- und Logistikwirtschaft.
Wie die Deutsch-Niederländische Handelskammer (DNHK) jetzt mitteilte, betreiben deutsche Unternehmen derzeit 170 Tochterbetriebe aus diesem Segment in den Niederlanden. Alle Branchen zusammengefasst gibt es derzeit in Holland rund 3400 Tochterfirmen deutscher Unternehmen. Das sind deutlich mehr als in der 2009 zuletzt seitens der Kammer durchgeführten Marktübersicht. Damals waren „nur 2350" Tochterfirmen.
Nordrhein-Westfalen spielt für Niederländer eine zentrale Rolle
Eine Erklärung für diese doch deutliche Abweichung könnte darin bestehen, dass in der aktuellen Auswertung nicht nur Unternehmen einbezogen wurden, „die eine deutsche Konzernmutter haben, sondern auch Betriebe, an denen eine deutsche Person einen Mehrheitsanteil hat", erläutert DNHK-Geschäftsführer Axel Gerberding. Diese Vorgehensweise erlaube die Wiedergabe eines „deutlich präziseren Bildes der tatsächlichen Geschäftsrealität".
Übrigens: Noch rühriger als ihre deutschen Mitbewerber sind die Niederländer. Sie unterhalten in Deutschland „mehr als 8700" Tochterfirmen. Eine sehr große Bedeutung hat dabei das direkt an die Niederlande grenzende Bundesland Nordrhein-Westfalen. Weit über 3700 Tochterbetriebe mit niederländischen Wurzeln sind in NRW beheimatet – so viele wie in keinem anderen Bundesland. Als Standort ist vor allem die Landeshauptstadt Düsseldorf äußerst beliebt, nicht zuletzt aufgrund der sehr guten Verkehrsanbindungen.
Bei den Branchen, in denen deutsche Firmen Tochtergesellschaften oder Niederlassungen unterhalten, haben die Bereiche Handelsvermittlung/Großhandel mit 579 Unternehmen die Nase vorn, gefolgt von „Dienstleistungen" mit 447 sowie dem Kreditgewerbe mit 350 Einträgen.
Rotterdam umwirbt deutsche Unternehmen gezielt
Innerhalb der hoch entwickelten Niederlande konzentriert sich das Engagement der deutschen Unternehmen vor allem auf die beiden großen Wirtschaftsmetropolen Amsterdam (197 Ansiedlungen) und Rotterdam (156). Während die niederländische Hauptstadt vor allem für Unternehmen aus dem Bereich Kreditgewerbe, Dienstleistungen und Beratung interessant ist, steht Europas größter Seehafen vor allem bei für Unternehmen aus der Verkehrs- und Logistikwirtschaft hoch im Kurs. „Derzeit wirbt die Stadt um weitere Investoren und verstärkt sich vor allem auf dem Gebiet Energie und Erneuerbare Energien", so Gerberding weiter.
Doch auch andere, für die Niederlande im Verkehrs- und Logistikbereich bedeutende Standorte werden von deutschen Verkehrdienstleistern bevorzugt genutzt. Dazu gehören unter anderem die im Grenzbereich liegenden Städte Venlo und Arnheim. (eha)