Hamburg. Die deutsche Handelsflotte ist in 2015 zum dritten Mal in Folge geschrumpft. Derzeit fahren noch 3122 Schiffe unter deutscher Flagge über die Weltmeere. Gegenüber dem Jahr 2012, als ein Höchststand erreicht wurde, sank die Transportkapazität und 12 Prozent und die Zahl der Schiffe um 17 Prozent, berichtete Alfred Hartmann, Präsident des Verbandes Deutscher Reeder auf der Pressekonferenz des Verbandes in Hamburg.
Die Gründe liegen in dem durch Überkapazitäten gekennzeichneten Wettbewerb und dem damit verbundenen Verfall von Charter- und Frachtraten. Allein im laufenden Jahr gaben die deutschen Reeder 195 Schiffe ab. Davon wurden lediglich 13 verschrottet, der Rest wurde zu den aktuell niedrigen Marktpreisen ins Ausland verkauft. Unter den Abgängen waren allein 68 Containerschiffe. Den Abgängen standen 78 neue Schiffe gegenüber.
Wie Hartmann berichtete, geraten immer mehr der überwiegend kleineren Reeder aufgrund der seit sieben Jahren fast ununterbrochen andauernden Schifffahrtskrise unter Druck. Gerade die Finanzierung moderner Neubauten sei problematisch. „Viele deutsche Reeder müssen um ihre Position kämpfen. Mit dem Verlust vieler Schiffe gehen auch deutsche Seeleute mit ihrem Know-how für das maritime Cluster verloren. An Land sind sie bei den Lotsen, in den Häfen, sowie in der gesamten Schiffbau- und Zulieferindustrie unverzichtbar“, warnt Hartmann.
Hartmann lobte die Zusage der Bundesregierung, den Förderrahmen für die Schifffahrt dem in anderen EU-Staaten bereits üblichen Umfang auszuschöpfen. Dies betrifft die Aufstockung des Lohnsteuereinbehalts für Seeleute auf 100 Prozent und die Erstattung von Sozialversicherungsbeiträgen sowie die Lockerung der Besetzungsregelungen für deutsche Schiffe. „Diese Maßnahmen könnten dazu führen, dass die deutsche Flagge wieder intensiver genutzt wird“, ist sich Hartmann sicher. Für 2016 rechnet der VDR-Präsident mit einem unverändert schwierigen Markt, der aber aufgrund des um rund 4,1 Prozent ansteigenden internationalen Warenverkehrs wieder wächst. Die Schifffahrt ist keine Abbau-, sondern eine Wachstumsbranche“, gibt sich Hartmann optimistisch. (hel)