Zum zweiten Mal in Folge wuchs im Jahr 2013 der Bruttoumsatz das Kemptener Logistikunternehmens Dachser organisch weniger stark als geplant. Welche Folgen dies für die künftige Strategie von Dachser hat, sagt Bernhard Simon im Gespräch mit der VerkehrsRundschau.
Herr Simon, Ohne Ihre beiden spanischen Zukäufe wären bei Dachser im vergangenen Jahr die Umsätze in den Sparten „European Logistics“ und „Air & Sea Logistics“ stagniert. War Ihre Ertragsentwicklung ähnlich verhalten?
Bernard Simon: Im Gegenteil, unsere Erträge haben sich gut entwickelt. Wir sind damit zufrieden, auch wenn wir wie gewohnt keine konkreten Zahlen nennen. Diese positive Entwicklung liegt an zweierlei: Wir haben den Fokus auf die Logistikkette gerichtet und unsere Prozesse konsequent weiter optimiert. Zum anderen akquiriert Dachser Umsatz nicht um jeden Preis, wenn der Auftrag nicht rentabel ist. Es geht nicht um Schwungmasse, sondern um Wertschöpfung für alle Seiten.
Was haben Sie konkret getan, um Ihre Prozesse zu optimieren?
Das sind viele kleine Stellschrauben, an denen wir kontinuierlich drehen. Wir rechnen zum Beispiel nicht ausschließlich gewichtsbezogen ab, sondern haben ausgefeilte Methoden entwickelt, um auch die Sperrigkeit der Güter angemessen einzubeziehen. Zudem setzen wir auf Doppelstock-Verkehre und optimieren dafür die Abholprozesse. Wir rationalisieren und vereinheitlichen Prozesse und ersetzen individuell disponierte durch normierte, berechenbare Systemverkehre. Dafür haben wir Hunderte von Kennzahlen entwickelt, die wir täglich genau kontrollieren.
Noch vor zwei Jahren haben Sie jährlich acht bis zwölf Prozent Umsatzplus angepeilt. Heute haben Sie sich deutlich verhaltener gezeigt. Warum?
Die Zeiten mit steten organischen Zuwächsen im zweistelligen Bereich scheinen vorerst vorbei zu sein – zumindest in den gesättigten Märkten Europas. Entsprechend müssen wir unsere Wachstumserwartungen anpassen. Anstelle der Frage: „Wie kann unser Netzwerk das Mengenwachstum bewältigen, ohne Abstriche in der Qualität zu machen?“, beschäftigt uns deshalb aktuell vielmehr ein wertorientierter Ansatz, der den Fokus auf die Wertschöpfung in der Logistikkette richtet.
Welche Umsatzziele hat sich Dachser für 2014 also gesetzt?
Fest steht, dass unser erstes Quartal in diesem Jahr erfreulich gut angelaufen ist. Unser Umsatzplus im Vergleich zum Vorjahresquartal dürfte schätzungsweise bei gut sieben Prozent liegen, was auch daran liegt, dass der Winter so mild war. Wir wissen aber nicht, wie sich die Zahlen im Laufe des Jahres entwickeln. Deshalb kann ich Ihnen nur Zielkorridor-Größen nennen: In den Sparten European Logistics und Air & Sea Logistics rechnen wir mit fünf Prozent plus/minus zwei Prozentpunkte mehr Umsatz, in der Sparte Food Logistics mit drei bis fünf Prozent Umsatzplus im Vergleich zum Vorjahr
Sie wollen auch in der Kontraktlogistik stärker wachsen. Was planen Sie da konkret?
Wir bewirtschaften schon heute 3,36 Millionen Quadratmeter Umschlag- und Warehouseflächen. Unterm Strich machen wir mit Kontraktlogistik rund zehn Prozent des Umsatzes. Das wird mittelfristig wohl so bleiben. Denkbar ist es, dass wir für die Kontraktlogistik mit Dienstleistungen, die losgelöst von den Transportnetzen arbeiten, eine zusätzliche Sparte schaffen. Aktuell jedoch ist der überwiegende Teil der Kontraktlogistik-Services mit Transportdienstleistungen unserer Netze verknüpft, sodass eine organisatorische Trennung noch keinen Sinn macht. Wir werden aber unsere Servicepalette in diesem Segment ausbauen. Dafür werden wir fallweise auch Services anderer Dienstleister zukaufen. (eh)
Das Interview führte Eva Hassa. Den ausführlichen Artikel zum neuen Kurs des Logistikunternehmens Dachser lesen Sie in der VerkehrsRundschau VR16/2014.