Interview: "Das Stückgutgeschäft ist sicherlich kritisch für uns"

Hellmann Worldwide Logistics hat soeben seine Geschäftszahlen für 2017 präsentiert. Demnach lag das Vorsteuer-Ergebnis (EBT) bei 22,2 Millionen Euro und damit 37 Prozent höher als 2016. Und beim Gesamtumsatz legte Hellmann um 7 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro zu. Ist das Unternehmen damit jetzt sattelfest für die Zukunft aufgestellt? Wir haben ein gutes Ergebnis erzielt, weil wir im vergangenen Jahr das EBT und den Gesamtumsatz steigern konnten. Und wir sind in das Jahr 2018 sehr kraftvoll gestartet. Haben wir damit aber alle Ziele erreicht, die wir uns im Zuge der Restrukturierung vorgenommen haben? Dazu ein klares Nein. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns. Unser Ziel ist eine EBIT-Marge von jenseits drei Prozent. Heute machen wir knapp unter zwei Prozent. Wir haben also 2017 zwar strukturell viel getan, noch können wir uns aber nicht zurücklehnen. Auch in diesem Jahr steht einiges operativ an. Alles in allem liegen wir gut im Wasser. Wir verdienen Geld und haben unser Eigenkapital gestärkt. Wir haben ein gutes Fundament geschaffen, auf dem wir jetzt ein schönes Haus bauen können. Was waren 2017 die Wachstumsbringer? Ein wichtiger Schritt war, dass wir zum 1. August 2018 eigenständige Teilkonzerne für die See- und Luftfracht, Road & Rail sowie die Kontraktlogistik geschaffen haben, die als GmbH & Co. KG firmieren. 60 Prozent des Umsatzes macht Hellmann mittlerweile in der See- und Luftfracht dank der positiven Mengenentwicklung. Erfreulich entwickelte sich auch unsere Kontraktlogistik - sowohl beim Umsatz als auch beim Ergebnis. Die Sparte Road & Rail haben Sie nicht genannt. Wie attraktiv ist der Landverkehr noch für Sie? Im vergangenen Jahr haben wir in dem Bereich rund eine Milliarde Euro Umsatz gemacht. Es gibt in diesem Segment aber Licht und Schatten. Im KEP-Bereich haben wir uns zum Beispiel umsatz- und ergebnismäßig sehr gut entwickelt - unser EBIT liegt hier deutlich über unseren Zielen. Das Stückgutgeschäft hingegen ist herausfordernd. Wir konnten zwar die Sendungsmengen um 3,5 Prozent steigern, der Preisdruck ist allerdings immens. Das geht klar auf die Profitabilität des Produkts. Dazu kommen Themen wie Netzausbau in Europa und neue Partnerschaften - im Stückgut haben wir also einige Hausaufgaben vor uns. Hat das Stückgutgeschäft im vergangenen Jahr schwarze Zahlen geschrieben? Das ist ein schwieriges Thema. Rechnet man in dieses Geschäft unsere Konzernumlagen ein, ist Stückgut sicherlich kritisch für uns. So kritisch, dass Sie sich von dem Stückgutgeschäft trennen, wenn es jetzt nicht endlich die Wende schafft? Keineswegs! Wir planen nicht, Geschäftsbereiche abzugeben. Im Gegenteil: Wir konzentrieren uns auf die Stabilisierung und den Ausbau unserer Niederlassungen und leiten in diesem Zusammenhang effizienzsteigernde Maßnahmen ein. So stellen wir nicht nur eine hohe Qualität sicher, sondern wirken auch auf die Rentabilität der Standorte ein. Durch Ihren Umbau von Hellmann sind 2017 etliche Stellen gestrichen worden. Stehen solche Kürzungen auch 2018 an? Nein. Unser Ziel ist es, insgesamt effizienter zu werden. Das führt im operativen Bereich genau zu dem, was ich soeben ausgeführt habe. Und im Overhead-Bereich sind wir deshalb in unserer Einstellungspolitik restriktiver. Welche Umsatz- und Ergebnisziele haben Sie sich für 2018 gesetzt? Unser Umsatzzuwachs soll 2018 deutlich höher als 2017 ausfallen, ohne konkrete Zahlen nennen zu wollen. Zufrieden stimmt, dass wir in das Jahr 2018 über Plan gestartet sind. Unser wichtigstes Ziel für 2018 ist, unser Vorsteuer-Ergebnis (EBT), das 2017 bei 22,2 Millionen Euro lag, deutlich zu überschreiten. Und ich bin da sehr zuversichtlich, weil in diesem Jahr die positiven Effekte unserer Umbaumaßnahmen 2017 greifen werden. Und wie viel Investitionsvolumen steht Ihnen für die Zukäufe zur Verfügung? Investitionen aus dem Cashflow zu finanzieren, ist eine Sache. Hellmann hat im Laufe seiner Historie auch bewiesen, dass es dank seiner 107 Partnerfirmen, mit denen es zusammenarbeitet, ein Netz in 168 Ländern etablieren kann. Auch das wäre ein Weg.

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