Brüssel. Dänemark will die EU-Ratspräsidentschaft des Landes im ersten Halbjahr 2012 dazu nutzen, sich für Erleichterungen beim grenzüberschreitenden Verkehr von Eurocombi in Europa einzusetzen. Das sagte Frank Thrusholm vom dänischen Verkehrsministerium auf einer Gesprächsrunde zum Thema überlange LKW gestern in Brüssel.
Thrusholm präsentierte erste Ergebnisse eines Eurocombi-Tests, der in Dänemark 2008 gestartet und mittlerweile bis 2016 verlängert wurde. Vier unterschiedliche Kombinationen lassen die Dänen auf 1700 Kilometern zu 72 Lieferstationen fahren – mit positiven Ergebnissen. „Bis zur ersten Zwischenbilanz Ende 2010 hatte es noch keinen einzigen Unfall mit einem überlangen LKW gegeben, und die meisten anderen Verkehrsteilnehmer haben die längeren Fahrzeuge gar nicht wahrgenommen", sagte Thrusholm. Die beteiligten Unternehmer hätten sich ebenfalls durchweg positiv über ihre Erfahrungen geäußert.
Nichts anderes berichtete Nicolette van der Jaegt, Generalsekretärin des European Shippers Council (ESC). „Ich vertrete die Leute, die Güter versenden", klärte sie über ihren Verband auf. Den ESC-Mitgliedern käme es darauf an, dass Waren möglichst schnell, effizient und kostengünstig von A nach B kämen. Der Eurocombi sei dafür eine gute Lösung, weil er all diese Anforderungen erfülle. Außerdem würde bei seinem Einsatz durch den verringerten CO2-Ausstoß pro Tonnen-Kilometer die Umwelt entlastet, und es käme zu mehr Platz auf den Straßen.
Noch konkreter führte das Lob auf den Eurocombi Bernard Piet fort, Transport-Manager des niederländischen Blumenhändlers FloraHolland. Eine Fahrt mit einem 25-Meter-LKW bedeute 50 Prozent mehr Ladefläche und 33 Prozent weniger Dieselverbrauch, als wenn man die gleiche Menge mit zwei LKW transportieren würde.
Kritisch äußerte sich lediglich Libor Lochman vom Europäischen Eisenbahnverband CER zum überlangen Laster. Er verwies auf die Ergebnisse einer neuen Studie von K+P Transport Consultants zusammen mit dem Fraunhofer Institut. Lang-LKW würden zu einer Rückverlagerung des Gütertransportverkehrs von Schiene und Wasser auf die Straße führen. Mittelfristig bedeute das im Gegensatz zu der kurzfristigen Entwicklung mehr Fahrzeuge auf der Straße und gesteigerte Umweltbelastung. Das sei genau das Gegenteil davon, was die EU-Kommission für die Zukunft des europäischen Verkehrs plane.
Von der EU-Behörde war kein Vertreter bei der Diskussion anwesend. Lediglich Diskussionsleiter und Europaabgeordneter Bernd Lange (SPD) verwies darauf, dass die EU-Kommission nicht plane, bald neue Vorschlägen zum Thema Eurocombi vorzulegen. Zu unterschiedlich seine dazu die Meinungen innerhalb der Kommission. Wohingegen die Niederlande zurzeit dabei sind, wie Piet berichtete, als Ergebnis der vielen Versuche mitEurocombi ein Gesetz für deren Zulassung zu verabschieden. (kw)