Interview: Compositmaterialien kommen

Was bewog Spitzer dazu, in die Glasfasertechnik einzusteigen? Das hatte hauptsächlich zwei Gründe: Erstens unsere positiven Erfahrungen mit den Compositbehältern und zweitens die hohe Beständigkeit der Glasfaser gegenüber aggressiven Ladungen wie Klärschlamm oder Gülle. Konnten Sie dabei auf Know-how aus der Compositproduktion zurückgreifen? In dieser Branche geht Qualität über alles und für Experimente ist kein Platz. Mittlerweile haben wir rund 320 Composit-Silos geliefert und damit genug Serienerfahrung. Gegenüber vergleichbaren Aluprodukten haben wir hier je nach Version bis zu 450 Kilogramm Gewichtsvorteil. Entsprechend griffen wir natürlich auf bestehendes Know-how zurück. Ohne zu sehr ins Detail gehen zu wollen: Das betrifft unter anderem das Wickelverfahren. Dazu kommen ein paar andere "Kniffe" aus der Fertigung, die wir von Composit auf Glasfaser übertragen konnten. Wird dem Kippsilo für schwere Flüssigkeiten eine liegende Variante folgen? Das ist aktuell nicht geplant. Hier würden wir in direkte Konkurrenz mit namhaften Produzenten von Güllesilowagen treten, die einen anderen Ansatz verfolgen und einen anderen Kundenstamm haben. Auch preislich besteht hier ein Unterschied. Was sind die Vorteile des Kippsilos? Das kippbare Silo kennt praktisch keine Restmengenproblematik und lässt sich gerade bei schweren, melasseartigen Ladungen immer besser entleeren als eine liegende Variante. Was sind die weiteren Planungen für die neue Produktfamilie? Aller Voraussicht nach werden wir beim Volumen von 32 auf 30 Kubikmeter zurückgehen und dazu den Durchmesser etwas reduzieren. Vielleicht findet sich auch beim Gewicht noch das eine oder andere Kilo. Der Messevorführer hat eine französische Beschriftung. Gibt es einen Unterschied zwischen den jeweiligen Regionen? Klares ja. Die Franzosen sind deutlich experimentierfreudiger und ordern mehr Fahrzeuge in Composittechnik. Dort hat ein Unternehmen mit rund 100 Einheiten fast komplett auf Composit-Fahrzeuge umgestellt. Deutsche Kunden stören sich dagegen meist an der vergleichsweise rauen Oberfläche. Die wollen lieber alles schön glatt haben und legen großen Wert auf die Optik. Aber dieser Markt ist ohnehin sehr konservativ: Als wir einst die Aluchassis einführten, wurden die auch zuerst in Frankreich geordert. Die Franzosen sind wohl offener Neuem gegenüber. Konstuktive Risiken gehen wir absolut keine ein. Europaweit haben unsere Fahrzeuge mittlerweile ein Durchschnittsalter von 18 Jahren und da gibt es auch mit den Aluchassis keine Probleme. Dazu eine kleine Anekdote: Kürzlich wollte ein Kunde ein Fahrzeug in Zahlung geben, bei dem uns einige Anbauteile und Komponenten auf den ersten Blick unbekannt erschienen. Ein Blick in die Teilelisten zeigte uns, dass das Fahrzeug bereits 30 Jahre alt war. Und immer noch bestens in Schuss.

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