Cloud mit Wetterleuchten

Heiter scheint der Himmel über Geschäftsmodellen mit der Wolke. "Die Unternehmens-IT zieht es in die Cloud", "Cloud Computing hat sich in den Unternehmen etabliert", "Die Zukunft gehört dem Cloud Computing" - eigentlich, so scheint es, müssten die Unternehmen mittendrin stecken, in der Umstellung auf Software aus der Wolke. Allein: Diese Überschriften sind fünf bis sieben Jahre alt - in der IT-Welt eine halbe Ewigkeit. Und grundsätzlich sind solche Aussagen differenziert zu betrachten. Unternehmens-IT ist nicht gleich Unternehmens-IT. Cloud ist überdies einerseits ein Synonym für Modelle wie Infrastructure-as-a-Service (IaaS) oder Storage-asa-Service (SaaS), bei denen Anbieter externe Hardware-Ressourcen und Speicherkapazitäten auf einem Server zur Verfügung stellen. Zum anderen umfasst Cloud die Bereitstellung von Software, die auf externen Servern läuft und on Demand abgerufen wird. Standard-Anwendungen für solche SaaS finden sich inzwischen in den Bereichen Customer Relationship Management (CRM), Buchhaltung, Personalund Projektmanagement oder Beschaffung. Im weitesten Sinne also Dokumentations- und Verwaltungsaufgaben. Dort sind Cloud-Anwendungen inzwischen etabliert, kaum jedoch in der Prozesssteuerung. Das wirft die Frage auf, welche Lösungen die Cloud für das Warehousing bieten kann. Die Antwort darauf fällt zwiespältig aus. Rund 50 Prozent der WMS-Anbieter im deutschen Markt propagieren, ihr WMS auch als Cloud-Lösung zur Verfügung zu stellen. Der strahlende Himmel über dem Markt für Cloud-Angebote in der Intralogistik erweist sich bei näherer Betrachtung aber oft als Wetterleuchten: "Der Anteil von Cloud-Installationen am Gesamtumsatz im WMS-Markt befindet sich zurzeit noch im niedrigen einstelligen Bereich", fasste Kira Schmeltzpfenning vom Fraunhofer IML vor knapp einem Jahr im Interview mit der VerkehrsRundschau zusammen. Nur jeder vierte WMS-Anbieter hatte Software(module) für das Lager tatsächlich schon als Cloud-Lösung vermarktet. Das Interesse der Kunden sei grundsätzlich vorhanden, die konkrete Nachfrage bis hin zur Implementierung Cloud-basierter Systeme sei jedoch verhalten. Ein offenbar beständiger Trend. Im Markt seien nur wenige Cloud-Lösungen für das Warehousing verfügbar, urteilt Harald Göbel, Mitglied der Geschäftsleitung von SAP-Dienstleister Abat. "Eine in der öffentlichen Cloud implementierte Lösung für umfassende Lagersteuerung ist mir noch nicht untergekommen", sagt der Senior Consultant und schiebt zwei Gründe nach: "Potenzielle Anwender fürchten - oft nicht ganz zu Unrecht - um die Stabilität der Übertragungswege und die Sicherheit ihrer Daten." Das Vertrauen sei "der Knackpunkt", die erforderlichen Reaktionszeiten bei hohem Automatisierungsgrad "die Achillesferse" von Cloud-Lösungen, fasst Matthias Thurm, Projektleiter Prozessorganisation und IT bei der Logistikberatung IWL, zusammen. "Die notwendige Breitbandverbindung ist in Deutschland nicht überall gegeben und Reaktionszeiten automatisierter Anlagen lassen sich in einer öffentlichen Cloud nicht abbilden. Das macht eine Durchsetzung von Cloud-Lösungen für das Lager gegenwärtig schwierig." Schlanke Lösungen für Einsteiger Ein Teufelskreis. Denn tatsächlich bieten die on Demand skalierbaren Cloud-Lösungen gerade für kleinere und mittelständische Unternehmen praktikable Einstiegsmöglichkeiten in die Prozessoptimierung und Datenerfassung. Genutzt wird, was benötigt wird und wann es benötigt wird - ohne teure Investitionen in Infrastruktur und System-Implementierungen. Die werden gemietet. Die Abrechnungsmodelle nach Pauschalen, zeitlicher Nutzung oder genutzter Datenmenge sind überdies gut kalkulierbar. "Für kleinere manuelle Lager ohne kritische Antwortzeiten bieten Cloud-Anwendungen durchaus Vorteile", sagt Christoph Pott, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung Intralogistik und -IT-Planung am Fraunhofer IML (siehe Interview). Die Krux: Es gibt kaum Referenzen. Gleichwohl: "Von kleineren Unternehmen, die nach schlanken Lösungen suchen und die häufig keine große EDV-Abteilungen haben, verzeichnen wir gegenwärtig eine verstärkte Nachfrage nach Cloud-Lösungen", unterstreicht Daniel Wöhr, Unternehmenssprecher der CIM Logistik-Systeme. Das deckt sich mit den Erfahrungen anderer WMS-Anbieter im Markt. Untersuchungen des Fraunhofer IML zufolge sehen die WMS-Anbieter in SaaS einen der wichtigsten Trends der kommenden Jahre. "Aktuell schätzen wir, dass gut 30 Prozent der PSIwms-Neukunden sich eine Cloud-Lösung vorstellen können", erklärt Sascha Tepuric, Geschäftsführer von PSI Logistics. "Wir rechnen damit, dass bis 2020 kleine bis mittlere Lösungen zum überwiegenden Teil in der Cloud installiert werden." Einen möglichen Mittelweg für Cloud-Anwendungen auch bei automatisierten Materialflüssen beschreiten WMS-Anbieter und WMS-Anwender mit sogenannten hybriden Cloud-Lösungen. Für koordinierte Lagerprozesse über Standorte hinweg sorgt ein fest installiertes WMS im zentralen Rechensystem des Unternehmens. In der privaten Cloud des Unternehmensnetzwerks greifen die Standorte auf die Module und Funktionalitäten zu und/oder das WMS steuert die Prozesse in mehreren Lagern. "Wir haben Kunden, die mit dem WMS über Internet und einen lokalen Materialflussrechner auch Fördertechnik-Anbindungen betreiben", unterstreicht Tepuric. "Die Geschwindigkeit von Rechenleistung und Antwortzeiten in einer privaten Cloud-Lösung schränkt die Steuerung automatisierter Prozesse nicht ein", sagt Wolfgang Albrecht, Managing Director IT Development and Delivery bei Materialflussexperte Vanderlande. "Das WMS steuert die operativen Prozesse und optimiert die Ressourcen aus der Cloud. Periphere Informationen wie etwa Maschinen- und Anlagendaten aus der Business Prozess Intelligence (BPI) werden dann durchaus extern, in einer öffentlichen Cloud abgelegt. Sensible Daten bleiben im eigenen Betrieb." Vor dem Hintergrund hybrider Lösungen ist Abat-Geschäftsführer Göbel dennoch skeptisch, was die Steuerung komplexer, automatisierter Materialflüsse aus der Cloud betrifft: "Für umfassende WMS-Lösungen aus der Cloud gibt es gegenwärtig eigentlich gar keinen Bedarf", urteilt er. "Die potenzielle Zielgruppe der großen Unternehmen hat in der Regel ohnehin eigene Rechenzentren und Serverstrukturen installiert und KPI-Abrufe erfolgen über Apps. Wozu dann ein WMS aus der Cloud?" Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Lager-IT www.verkehrsrundschau.de/dossiers

Elektromobilität: Hamburg will Ladepunkte auf 10.000 erhöhen

Bürokratieentlastung: Bundesrat stimmt neuer Verordnung zu

Automobilzulieferer: Bosch will weitere Stellen streichen

A7 wird zeitweise gesperrt

Schwerpunktkontrollen: Viele Verstöße von Lkw und Bussen

Alle Schlagzeilen

Cloud mit Wetterleuchten

HASHTAG

#Innovationen Intralogistik

Verpackungsspezialist ordert Hochregallager von SSI Schäfer

Lagerkonzepte für die City-Logistik

Eine große Stütze für Logistiker

MEISTGELESEN

Emons Spedition siedelt sich am c-Port an

Duvenbeck übernimmt Sander Logistics

Who is Who Logistik: Themen und Trends für 2025

STELLENANGEBOTE

Area HR Business Partner

Head of Logistics (w/m/d) mit fundierter Erfahrung im internationalen Versand

Koordinator (m/w/d) Intralogistik mit Teamleitungsfunktion

Schichtleiter (w/m/d) Logistik - Warenausgang

Leiter (w/m/d) Logistik Teilbereich Warenausgang

WEITERLESEN

NEWSLETTER