China

China Großes Potenzial in der Kontraktlogistik Es ist ruhiger geworden um China. Dabei läuft die Wirtschaft weiter auf Hochtouren. Und eine Umfrage unter deutschen Betrieben zeigt, dass der Bedarf an Logistikleistungen dort nach wie vor hoch ist. Früher, vor der Krise, war China in aller Munde. Das Land galt als ein, vielleicht sogar als der Motor des wirtschaftlichen Aufschwungs. Alle Welt sprach von China, auch die deutsche Logistikbranche. Sogar mittelständische Spediteure wagten den Schritt in das Reich der Mitte. Sie präsentierten sich auf Logistikmessen in Schanghai, um Kontakte zu knüpfen und auszuloten, ob sie nicht auch an dem Boom teilhaben können. Gute drei Jahre nach der Krise hat es den Anschein, als stehe China auf der Agenda der Logistikdienstleister nicht mehr ganz oben. Zumindest in der Öffentlichkeit hört man weniger dazu. Das mag an Themen wie der Euro-Krise liegen. Das hängt aber womöglich auch damit zusammen, dass die Wachstumsimpulse aus China nachlassen: Das Wirtschaftswachstum (+9,1 Prozent im dritten Quartal 2011) übersteigt das westeuropäische Niveau zwar immer noch deutlich, ist aber mittlerweile auch in den einstelligen Bereich gerutscht. Daraus jedoch zu schließen, dass dem Markt die Luft ausgeht, wäre sicherlich falsch. So hat China erst 2009 Deutschland als Exportweltmeister abgelöst. Der Außenhandel legt weiter zu. Damit sind Warenströme und Logistiktätigkeiten verbunden. Auch eine neue Studie von Pricewaterhouse Coopers (PWC) zeigt, dass Potenziale in der chinesischen Wirtschaft nach wie vor immens sind. Das sehen zumindest die 250 von PWC befragten deutschen Industrie- und Handelsunternehmen in China so: 93 Prozent von ihnen geben an, dass sie weiter in China bleiben wollen. China als Absatzmarkt wird wichtiger „China ist ein extrem wichtiger Markt, der weiter wachsen wird“, ist Klaus-Dieter Ruske, Leiter des Bereichs Transport und Logistik bei PWC, überzeugt. Neben den Stärken als Produktionsstandort werde China auch als Absatzmarkt immer wichtiger. Denn der Wohlstand dort nimmt zu und damit die Nachfrage nach westlichen Produkten. Auch deshalb wollen die meisten Industrie- und Handelsunternehmen vor Ort bleiben. Es gibt jedoch noch weitere Gründe, warum die Vorhersagen für die Logistikdienstleister positiv ausfallen. Zum einen versucht der Staat, nicht nur die Verkehrsinfrastruktur zu verbessern, sondern auch „die Rahmenbedingungen für ausländische Unternehmen zu erleichtern“, sagt Ruske. In beiden Fällen gibt es durchaus noch Verbesserungsbedarf, wie der von der Weltbank berechnete Logistics Performance Index zeigt. Hier belegt China unter den Entwicklungsländern mit Platz 27 zwar einen vorderen Rang, liegt aber im Vergleich zu den führenden Nationen Schweden, Singapur und Deutschland deutlich zurück. Nur ein Viertel vergibt Kontraktlogistik Zudem zeigt die Befragung, dass noch viele Logistikaktivitäten von den Auftraggebern selbst abgewickelt werden. Besonders deutlich wird das an der Kontraktlogistik. 69 Prozent der befragten Unternehmen nutzen das Angebot der Kontraktlogistik in China nicht. 42 Prozent haben sich noch nicht mal Gedanken darüber gemacht, ob sie Dienstleistungen an Kontraktlogistiker vergeben wollen. Letztlich wagt diesen Schritt nur gut ein Viertel der befragten Unternehmen. Die Betriebe aus dem Bau- und Anlagenbaubereich sind dabei Vorreiter (32 Prozent). Die größte Skepsis besteht im Maschinenbau (24 Prozent). Zwei Gründe für die Zurückhaltung werden besonders häufig genannt: Zum einen seien die unternehmensinternen Strukturen effizienter. Zum anderen sollen zu große Abhängigkeiten vermieden werden. Aber auch die Gefahr, dass man Know-how verliert, ist eine Hürde. Und die Leistung der Logistikdienstleister – vor allem deren Flexibilität – wurde als nicht hinreichend beurteilt. Auf die Frage, welche Funktionen innerhalb der Kontraktlogistik die Firmen ausgliedern würden, wurde am häufigsten Retourenmanagement (40 Prozent), Qualitätskontrolle (39 Prozent) und Beschaffungsmanagement (37 Prozent) genannt. Chancen für den Mittelstand in China Außerhalb der Kontraktlogistik werden vor allem die Transportabwicklung und die Verzollung fremdvergeben. Nur 23 Prozent wickeln den Transport in Eigenregie ab. 35 Prozent der Befragten beschäftigen chinesische Logistiker, 36 Prozent nicht-chinesische Logistiker. Bei der Verzollung ist das Know-how der Einheimischen gefragt: Bei 36 Prozent kommen chinesische Anbieter zum Zuge. 27 Prozent vertrauen den Kenntnissen nicht-chinesischer Anbieter, 28 Prozent machen es selbst. Das Potenzial für Logistikdienstleister in China ist also riesig. Nach Ansicht von Ruske bietet der Markt auch für mittelständische Logistikdienstleister Möglichkeiten. „Natürlich ist der Einstieg in eine fremde Kultur nicht einfach. Aber wer hier einen Kooperationspartner sucht, hat sicher gute Chancen, am Wachstum zu partizipieren“, sagt Ruske. Wobei er diese Aussage im Transport vor allem auf grenzüberschreitende Verkehre bezieht: „Der Einstieg in den nationalen Markt in China ist sicherlich schwierig, wie auch der Rückzug von einzelnen Anbietern im nationalen Expressmarkt zeigt.“ Andererseits: Gerade hat DHL angesichts der Veröffentlichung seiner Zahlen für das dritte Quartal 2011 seine gute Bilanz auch damit begründet, dass man erfolgreich im innerasiatischen Logistikgeschäft sei und dieses hohe Margen abwerfe. China ist also weiterhin ein lukrativer Markt. ❙❚■ Michael Cordes Macht gute Geschäfte in Asien: DHL nutzt die Chancen, die der chinesische Markt bietet China

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