Rom. Nach seiner Verhaftung in der vergangenen Woche hat Dario Lo Bosco, Präsident des staatlichen italienischen Eisenbahnnetzes des Rete Ferroviaria Italiana (RFI), formell seinen Rücktritt erklärt. Lo Bosco war am Donnerstag wegen Amtsmissbrauchs verhaftet worden. Er steht unter Verdacht, bei der Vergabe öffentlicher Aufträge Bestechungsgelder kassiert zu haben. Lo Bosco streitet bislang sämtliche Vorwürfe ab.
Stein des Anstoßes für die von der Staatsanwaltschaft von Palermo geführten Ermittlungen war die Überprüfung eines Bauunternehmers aus Agrigent, bei dem ein „Kassenbuch“ gefunden wurde, in dem mehrere Namen und die vermeintliche Höhe von Schmiergeldern notiert waren. Demnach soll der nun zurückgetretene RFI-Präsident, der gleichzeitig auch Präsident der Azienda Siciliana Trasporti war, den Verkauf eines Sensor-Prototyps an diesen Bauunternehmer ermöglicht haben. Der Unternehmer, der eng mit der Polizei zusammenarbeiten soll, erklärte den Ermittlern außerdem, Gelder an zwei Dirigenten der sizilianischen Forestale gezahlt zu haben, um so Hindernisse bei den Arbeiten zu einem 26-Millionen-Euro-Auftrag des Corpo Forestale zu vermeiden. Dabei ging es um die Modernisierung eines Kommunikationsnetzes. Lo Bosco gab gegenüber der Staatsanwaltschaft von Palermo jedoch an, weder die beiden ebenfalls verhafteten Dirigenten zu kennen, noch in illegale Geschäfte verstrickt zu sein.
Die Unternehmensgruppe der Ferrovie dello Stato, in deren Hauptsitz in Rom zahlreiche mögliche Beweismittel gesichert und beschlagnahmt wurden, zeigt sich kollaborativ und betonte in einer öffentlichen Bekanntmachung, vollstes Vertrauen in die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zu setzen. Man hoffe, dass sämtliche Vorwürfe gegen Lo Bosco entkräftigt werden können. Weitere Beschlagnahmungen soll es in den Wohnhäusern der drei Verhafteten gegeben haben. Vorerst stehen die beiden Dirigenten der Forestale und der ehemalige RFI-Präsident unter Hausarrest. (nja)