Frankfurt am Main. Am morgigen Mittwoch wird der Aufsichtsrat des Luftfahrtkonzerns sich auf seiner regulären Sitzung erstmals mit Thema Nachfolge für den ausscheidenden CEO Christoph Franz befassen. Personalentscheidungen sind von dem Gremium nicht zu erwarten, vermutlich aber die Aufstellung von Qualifikationskriterien für die Auswahl eines möglichen Bewerbers für den Führungsjob. Dazu dürften neben einschlägiger beruflicher Erfahrung in der Luftfahrt vor allem Durchsetzungsvermögen, klare Visionen für den künftigen Kurs des deutschen Kranichkonzerns, Kommunikationsfähigkeit nach innen und außen sowie eine ausgeprägte Lufthansa-Vita gehören.
Kriterien, die am ehesten auf den 46-jährigen Carsten Spohr zutreffen dürften, der internen Kreisen zufolge inzwischen als Top-Kandidat für den Lufthansa-Chefsessel gehandelt wird. Der aus dem Ruhrpott (Wanne-Eickel) stammende und heute privat mit Familie in München lebende Spohr startete seine Laufbahn beim Kranich als Eleve der Bremer Verkehrsfliegerschule, wo er die Pilotenlizenz erwarb. Es folgte sein beruflicher Aufstieg innerhalb des Konzerns, der ihn 2007 an die Spitze der Frachttochter Lufthansa Cargo führte.
2011 schließlich zog er gemeinsam mit Christoph Franz als Chef der Lufthansa-Passage-Airline in den Konzernvorstand ein, wo beide das Spar- und Modernisierungsprogramm „Score“ einleiteten. Dieses soll die zunehmend unter dem Druck von Billigfluglinien und staatlich subventionierten Airlines aus der arabischen Golf-Region leidende Lufthansa fit für die Zukunft machen. Er gehe davon aus, sagte der scheidende Franz gestern während eines Conference Calls mit ausgewählten Analysten und Medienvertretern, dass die unter seiner Ägide eingeschlagene Strategie zur Zukunftssicherung der Airline im Kern auch von seinem künftigen Nachfolger weiterbetrieben wird.
Obwohl Franz auf die Zuständigkeit des Aufsichtsrats für die Neubesetzung des Chefpostens verwies, kann diese Aussage als indirekter Hinweis auf Spohr interpretiert werden, der von Anfang an mitverantwortlich ist für „Score“. Der Manager gilt als sehr umgänglich und charismatisch bei der Vermittlung von Zielen und Visionen. Als langjähriger Lufthanseat verfügt Spohr über den nötigen Stallgeruch, der bislang stets eine große Rolle bei Personalentscheidungen an der Spitze des Unternehmens hatte. Als weiterer Kandidat wird der 49-jährige Harry Hohmeister gehandelt. Er übernahm den Chefsessel der Lufthansa-Tochter Swiss 2009 von Vorgänger Franz und führte die Linie bis zu seiner Ernennung als Vorstandsmitglied des Lufthansa-Konzerns 2012. Dort ist er unter anderem für das Logistikgeschäft und sämtliche Tochter-Airlines verantwortlich, damit auch für Lufthansa Cargo. (hs)