Kiel/Bremen. Die deutsche Logistikwirtschaft geht mit viel Schwung aus dem laufenden Jahr. Dies geht aus dem Verlauf des Logistik-Indikators hervor, den das Institut für Weltwirtschaft im Auftrag der Bundesvereinigung Logistik (BVL) berechnet. Der im vierten Quartal gemessene Klimawert konnte um 7 Zähler auf 154,6 Punkte zulegen und reicht nunmehr knapp an die bislang gemessenen Spitzenwerte aus der ersten Jahreshälfte 2007 heran. Das Vorkrisenniveau aus der ersten Jahreshälfte 2008 wurde damit wieder überschritten. Hierzu trug vor allem die hervorragende Lagebeurteilung bei: Mit 160,8 Punkten – das ist ein Zuwachs um gut 15 Zähler – setzt sich die kräftige Aufwärtsentwicklung aus den Vorquartalen fort und erreicht den höchsten Wert seit Beginn der Erhebung im Jahr 2006. Demgegenüber gaben die Erwartungen um 1,7 auf 148,4 Punkte geringfügig nach.
Im Verlauf des kommenden Jahres erwarten die Befragten eine leichte Abkühlung auf hohem Niveau. Die Spanne zwischen Lage- und Zukunftsbeurteilung ist im vierten Quartal mit 12,3 Punkten recht deutlich zugunsten der Lageeinschätzung ausgeprägt, was auf eine bevorstehende leichte Abkühlung auf hohem Niveau im Verlauf des kommenden Jahres hindeutet. Insgesamt verläuft die Klimaentwicklung auf Anbieterseite, das heißt bei den Logistikdienstleistern, und Anwenderseite (Industrie und Handel) sehr gleichförmig. Allerdings setzte bei den Dienstleistern der Lagevorsprung früher ein und ist dort auch deutlich ausgeprägter.
„Bei aller Euphorie über das Wirtschaftsklima müssen Logistiker aktuell mit hohen Risiken leben: Mögliche Währungskrisen finanzschwacher Eurostaaten oder auch Vertrauen erschütternde terroristische Aktivitäten besitzen das Potenzial, die globale Wirtschaft maßgeblich zu schädigen und den momentanen Wachstumskurs ins Gegenteil zu verkehren – schnell und unerbittlich", mahnte der Vorstandsvorsitzende der BVL, Raimund Klinkner. „Wachsamkeit, Flexibilität und Umsicht sind zurzeit die obersten Gebote – nicht nur in der Logistik", so sein Fazit.
Fachkräftemangel wird wieder zum Problem
Mit dem Wirtschaftsaufschwung kehrt auch das Problem des Fachkräftemangels zurück. Für rund die Hälfte aller Befragten (54,5 Prozent der Anbieter und 47,6 Prozent der Anwender) stellt die Knappheit an qualifizierten Arbeitskräften bereits wieder ein Problem dar. Dies sind mehr als im gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt – dort haben nach Angaben des Instituts der deutschen Wirtschaft derzeit vier von zehn Unternehmen Schwierigkeiten, qualifiziertes Personal zu finden. Jedoch klagten bei Frühjahrsbefragung des Jahres 2008 noch mehr Unternehmen über zu wenig qualifiziertes Personal; 2008 meldeten bei ähnlichem Logistikklima mehr als 70 Prozent der Befragten einen Mangel an qualifizierten Arbeitskräften. Auch damals war der Anteil bei den Logistikdienstleistern etwas höher als bei den Anwendern in Industrie und Handel. (sb)