Bremen/Kiel. Das Konjunkturklima in der deutschen Logistikwirtschaft hat sich im Sommerquartal deutlich abgekühlt. Dies geht aus der jüngsten Erhebung (August-Befragung) für den Logistik-Indikator hervor, den das Institut für Weltwirtschaft (IfW) im Auftrag der Bundesverbeinigung Logistik (BVL) berechnet. Das Geschäftsklima hat insgesamt um fast 19 Punkte auf jetzt 113,7 Zähler nachgegeben. Das ist der niedrigste Wert seit zweieinhalb Jahren, allerdings weist das Niveau oberhalb der neutralen 100er-Grenze immer noch auf eine leichte Aufwärtstendenz der Logistikaktivität in Deutschland hin.
Der Rückgang gegenüber dem Vorquartal geht vor allem auf die Logistikdienstleister zurück, deren Klimawert (109 Zähler) sich nahezu doppelt so stark eingetrübt hat wie der der Logistikanwender in Industrie und Handel (118 Zähler). Insgesamt haben sowohl die Lageeinschätzung als auch die Zukunftserwartungen in gleichem Maße nachgegeben.
Schlechtere Lage und Erwartungen
Die Lageeinschätzung ist mit 122 Punkten immer noch deutlich günstiger als die Aussichten für die kommenden 12 Monate (105 Punkte). In der auf knapp 120 Indexpunkte abgekühlten Lageeinschätzung der Anbieterseite (Logistikdienstleister) spiegelt sich ein Rückgang aller Teilkomponenten wider, wobei die Auftragsentwicklung den stärksten Swing aufweist. Zwar wird die Geschäfts- und Auftragslage mehrheitlich noch als gut eingeschätzt, diese Mehrheit ist aber deutlich kleiner als noch vor drei Monaten. Das rückläufige Aktivitätsniveau hat dazu geführt, dass die Kapazitäten nunmehr nur noch normal ausgelastet sind.
Auch bei den Erwartungen haben alle Teilkomponenten nachgegeben. Die Messzahl für die Aussichten auf Jahresfrist ist mit einem Wert von 98 erstmals nach der Rezession im Frühjahr 2009 wieder unter die 100er-Marke gesunken – die Anbieter sehen die weitere Entwicklung also sehr verhalten. Allerdings planen sie bislang keinen Personalabbau. Die Investitionsabsichten sind – wenn auch etwas schwächer als im Vorquartal – immer noch intakt.
Verlader setzen weiter auf Outsourcing
Auf der Auftraggeberseite (Industrie und Handel) hat insbesondere der relative Preisrückgang für Logistikleistungen und die größere Kapazitätsverfügbarkeit im Markt die Lageeinschätzung deutlich getrübt und die Messzahl um 22 auf nunmehr knapp 125 Punkte sinken lassen. Die übrigen Komponenten haben indes nur leicht nachgegeben. Die Erwartungen sind sogar nahezu unverändert geblieben (geringfügiger Rückgang um vier auf knapp 112 Punkte). Angesichts erwarteter Zuwächse bei den Logistikbedarfen stehen die Zeichen für die Kapazitätsplanung weiterhin auf Expansion. Die stabile Outsourcing-Bereitschaft deutet darauf hin, dass sich auch den Logistikdienstleistern zukünftig ein erweitertes Tätigkeitsfeld bietet, so das Institut für Weltwirtschaft in seiner Bewertung der Zahlen.
Kreditklemme nicht feststellbar
Die Kreditversorgung stellt für die deutsche Logistikwirtschaft derzeit kein gravierendes Problem dar. Von einer Kreditklemme kann keine Rede sein. Über 90 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, dass sie derzeit keinerlei Probleme haben, neue Kredite von den Banken zu bekommen. Aus Sicht der Logistikdienstleister zeigen sich vor allem die Sparkassen als besonders kreditbereit, gefolgt von den Genossenschaftsbanken und deutschen Privatbanken. Auslandsbanken spielen nur eine Nebenrolle.
Anders stellt sich die Rangfolge aus Sicht der Logistikauftraggeber dar. Für sie sind vor allem die deutschen Privatbanken sowie Auslandsbanken diejenigen, die derzeit am stärksten zur Kreditvergabe bereit sind.
100 Punkte kennzeichnen Normalsitutation
Der Logistik-Indikator wird vom Institut für Weltwirtschaft (IfW) an der Universität Kiel für die Bundesvereinigung Logistik (BVL) berechnet.
Konstruktionsgemäß kann der Indikator Werte zwischen 0 und 200 annehmen, wobei ein Wert von 100 eine konjunkturelle Normalsituation kennzeichnet (befriedigende und stabile Geschäfts- und Auftragslage mit normaler Kapazitätsauslastung). (ak)