Brüssel. Die Internationale Road Transport Union (IRU) hat den Straßentransport in Europa als einen Sektor dargestellt, der der EU beim Erreichen der Langzeitziele Wachstum und Umweltschutz helfen kann. Eurocombis seien eine ideale Lösung, diese Ziele zu erreichen, sagten gleich mehrere Teilnehmer einer Brüsseler Konferenz, die IRU zusammen mit der dänischen EU-Ratspräsidentschaft gestern veranstaltete.
Potenzial für Wachstum und Umweltschutz liege außerdem in der aerodynamischen Gestaltung der Fahrzeuge und Anhänger, einer allgemeinen Neudefinition der erlaubten Gewichte und Maße, der Verbesserung der Straßen- und Fahrzeugsicherheit sowie verstärkten Bemühungen, Plattformen zwischen verschiedenen Transportträger zu schaffen.
Konferenz von Streit überschattet
Die Veranstaltung unter dem Titel „Effiziente Lösungen für einen grüneren Straßenverkehr“ wurde überschattet von dem Streit, der bis wenige Stunden vor Beginn der Veranstaltung zwischen EU-Verkehrskommissar Siim Kallas und den Europaabgeordneten des Verkehrsausschusses im EU-Parlament ausgetragen worden war. Die Auseinandersetzung endete damit, dass Kallas darauf verzichtet hatte, auf der IRU-Konferenz erstmals grünes Licht für den grenzüberschreitenden Verkehr von Eurocombis zwischen Ländern, in denen diese Fahrzeuge zugelassen sind, zu erlauben.
Kallas bleibt Konferenz fern
Kallas blieb der Konferenz ganz fern. Sein Kabinettchef Henrik Hololei vertrat ihn als Redner und stellte klar: „Wir haben nicht vor, Eurocombis europaweit zuzulassen. Das ist und bleibt die Angelegenheit jedes einzelnen Mitgliedstaates.“ Die Kommission sei allerdings der Auffassung, dass man den grenzüberschreitenden Verkehr zwischen zwei Ländern mit Eurocombiverkehr durchaus zulassen sollte. „Wir werden darüber jetzt das EU-Parlament informieren und uns mit den Abgeordneten austauschen“, kündigte Hololei an.
Ein bisschen lächerlich
„Es ist ein bisschen lächerlich darauf zu bestehen, Eurocombis an einer Grenze abzubauen, die Teile einzeln über die Grenze zu bringen, sie wieder zusammenzukoppeln und dann weiterzufahren zu lassen“, sagte Michael Nielson, Leiter des IRU-Büros in Brüssel. „Busse wurden größer gebaut, um mehr Personen zu befördern, Containerschiffe vergrößert, um mehr Ware zu transportieren, Züge sollen länger werden, warum sollen das nicht auch bei LKW möglich sein?“, fragte er rhetorisch.
Bezogen auf die Bemühungen der EU-Kommission, ein CO2-Abgabesystem für LKW zu entwickeln, sagte IRU-Mitglied Alexander Sakkers: „Eine solche CO2-Reduzierungsmaßnahme muss auch zu weniger Treibstoffverbrauch führen und Profit bringen.“ Sonst sei es schwer, für solch einen Vorstoß Verständnis in der Branche zu erzielen. Philip Owen von der Generaldirektion Klima bei der EU-Kommission, die sich mit den CO2-Plänen für LKW befasst, stellte klar, dass seine Mitarbeiter zurzeit völlig ergebnisoffen verschiedene Maßnahmen prüfen werden. „Unser Ziel ist es, Mitte 2013 unsere Vorschläge zu veröffentlichen“, stellte Owen in Aussicht. (kw)