Brüssel. Rund 750 Gewerkschaftsvertreter und LKW-Fahrer aus neun europäischen Ländern haben am Dienstag in Brüssel vor den EU-Einrichtungen für bessere Arbeitsbedingungen für Berufskraftfahrer in Europa demonstriert. Der Protest richtete sich vor allem gegen die sinkenden Löhne und die zunehmend entwürdigende Behandlung der Fahrer. Zu der Demonstration aufgerufen hatte die Europäische Dachorganisation der Fahrergewerkschaften ETF (Europäische Transportarbeiter Föderation).
Den Protest soll nach ETF-Angaben Auftakt einer längerfristigen Kampagne sein, die sich an europäische Entscheidungsträger und die nationalen Regierungen richtet, um die Löhne und Arbeitsbedingungen der Berufskraftfahrer zu verbessern. „Heute sind wir 750. Aber wenn es um die Liberalisierung der Kabotage in der EU gehen wird, werden wir 5000 sein“, sagte die für Straßenverkehr zuständige ETF-Sekretärin Cristina Tilling auf der Schlusskundgebung vor der EU-Kommission. EU-Verkehrskommissar Siim Kallas und seine Mitarbeiter hatten ein Treffen mit den Demonstranten verweigert, gaben die Veranstalter an.
„Gesetze werden erlassen, aber nicht ordnungsgemäß durchgesetzt. Unterdessen verschlechtern sich die Löhne und Arbeitsbedingungen von Berufskraftfahrern in Europa ständig. Lange Arbeitszeiten, Übernachtungen im LKW, kein Zugang zu warmen Mahlzeiten oder WC-Anlagen – die Liste der Probleme ist lang. Mit diesem Aktionstag wollen ETF und ihre Mitgliedsgewerkschaften die respektlose Art anprangern, wie Berufskraftfahrer in Europa behandelt werden", so Tilling zuvor am Rande des Protests.
Lohndiskriminierung bei ausländischen Fahrern
Sie verwies außerdem auf eine ETF-Befragung, nach der 95 Prozent von ausländischen Fahrern in ihren Gastländern unter Lohndiskriminierung aufgrund ihrer Nationalität leiden und unter Bedingungen arbeiten müssen, die als „völlig inakzeptabel in jeder anderen Branche angesehen würden“, wie Tilling sagte. 95 Prozent dieser nicht-gebietsansässigen Fahrer müssten ihre Ruhezeiten und Wochenenden in ihren Fahrzeugen verbringen. 80 Prozent würden für Be-und Entladen nicht bezahlt.
Die Protestaktion in Brüssel startete am Vormittag vor dem Europäischen Parlament. Danach zogen die Demonstranten durch das EU-Viertel zu den nah beieinander stehenden Hauptgebäuden der EU-Kommission und des EU-Rates, wo gegen zwölf Uhr die Abschlusskundgebung stattfand. Ein Konvoi von gut einem Dutzend LKW begleitete den Zug. (kw)
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