Frankfurt am Main. Die Situation an den inner- und außereuropäischen Grenzen in Richtung Südosteuropa führt in den Logistiknetzwerken deutscher Unternehmen zu erheblichen Behinderungen. Ermittlungen des Bundesverbands Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) bei seinen Mitgliedern haben gezeigt, dass Lieferungen durch Wartezeiten bei Grenzübertritten um bis zu 12 Stunden verzögert werden. „Dies zeigt, dass freier Warenaustausch auf diesen Routen nur noch bedingt möglich ist“, sagt Gunnar Gburek, Leiter der BME-Sektion Logistik. Eine Lösung sei nicht in Sicht, eher drohe sich die Situation sogar noch weiter zu verschärfen.
Wie der BME-Experte betont, ist die Gesamtsituation für Verlader und Dienstleister aber gut beherrschbar. Erforderlich sei ein stetiger Austausch über die aktuelle Lage, speziell weil es sich bei der Flüchtlingskrise um ein höhergelagertes gesellschaftspolitisches Problem handele, für das beide Seiten ihre Solidarität zeigen sollten. „Wenn mit offenen Karten gespielt und eng miteinander kommuniziert wird, kann man gemeinsame Lösungen finden“, sagt Gburek. Dies gelte vor allem für den Regelverkehr, bei zeitkritischen Einzelsendungen sei dies ungleich schwerer.
Verlader müssen sich auf höhere Kosten einstellen
Gburek erwartet, dass sich Verlader auf kurz oder lang auf höhere Kosten einstellen müssen, auch wenn dem BME bislang noch nichts von Aufschlägen seitens der Spediteure bekannt ist. Wie der Experte erläutert, bleiben die Auswirkungen nämlich nicht auf die Wartestunden an der Grenze beschränkt. „Die Netzwerke sind mittlerweile so engmaschig gestrickt, dass es zu massiven Folgeproblemen kommt, wenn Waren, Fahrzeuge und Fahrer nicht plangemäß ankommen und für den Weitertransport zur Verfügung stehen. Das bringt die eng getakteten Fahrpläne gewaltig durcheinander“, führt er an.
An Alternativen mangelt es, weil sich die Flüchtlingsströme auch auf die Ausweichstrecken verlagern. Das Flugzeug kann für zeitsensitive Einzelsendungen eine schnelle, zugleich aber teure Möglichkeit sein. Ansonsten bleibt die Schiene: Dienstleister berichteten hier gegenüber dem BME von einem vergleichsweise reibungslosen Ablauf. Vereinzelt seien allerdings auch hier schon Verzögerungen wegen gesperrter Gleise aufgetreten – sei es wegen Grenzkontrollen oder Menschen im Gleis. (sno)