Bitte keinen Mut zur Lücke

Das formschlüssige Verfahren ist die wohl günstigste und effizienteste Art der Ladungssicherung: Die Ladung wird direkt an die Laderaumbegrenzungen wie Stirnwand, Seitenwand und Rückwand angelegt und damit das Verrutschen verhindert. Optimaler Formschluss wäre also theoretisch gegeben, wenn die Abmessungen der Ladung genau zu den Innenabmessungen der Fahrzeugaufbauten passen. Eine optimale Beladung eines Sattelanhängers mit einer Innenlänge von 13,62 Metern und einer Innenbreite von 2,47 bis 2,49 Metern erfolgt mit 34 Europaletten. In der täglichen Praxis dürfte dieses beliebte Rechenbeispiel allerdings in den seltensten Fällen aufgehen. Nicht nur, weil sich Lkw-Ladungen oftmals anders zusammensetzen, sondern weil sie auch nicht zwingend an einem Ort entladen werden. Der Alltag bringt mit sich, dass der Formschluss nach jeder Teilentladung wiederhergestellt werden muss, damit die Fracht nicht ins Rutschen gerät. Damit dieses Prozedere unterwegs nicht noch mehr wertvolle Zeit verschlingt, vereinfachen auf Lochschienen basierende Systeme das Formschluss-Verfahren durch flexibel einstellbare Sperrbalken und Sperrstangen. Ein gängiger Kniff besteht auch darin, Paletten an das Ende der Ladung anzulegen und via Zurrgurt zu fixieren. Je nach Beschaffenheit der Ladung wird es aber immer wieder einmal vorkommen, dass mehr oder weniger kleine Lücken entstehen. Und diese können Folgen haben. "Ein leichter Ladungsüberhang auf den Paletten, der Einsatz von CP-Paletten der chemischen Industrie oder Sondermaße für die Verwendung in Containern führen dazu, dass sich zwangsläufig unliebsame Ladelücken ergeben", erklärt Ladungssicherungs-Experte Stephan Bode, der viele Jahre in der Überwachung des gewerblichen Güterverkehrs bei der Autobahnpolizei Münster tätig war. Gleiches gelte für Güter, die nicht mit standardisierten Ladungsträgern transportiert werden. Diese Ladelücken sind alles andere als harmlos: Werden sie nicht geschlossen, kann die Ladung in Bewegung geraten, und zwar nicht nur ein Stückchen. "Jede Ladereihe wird sich bei einer Vollbremsung in den vor ihr liegenden Leerraum hineinbewegen. So können sich bereits geringe Lücken von wenigen Zentimetern schnell zu einem Meter summieren", so Bode. Mögliche Folgen reichen von der Beschädigung der Ladung und Schäden am Fahrzeugaufbau über unzulässige Lastverteilung bis hin zum Ladungsverlust. Daher können auch kleine Ladelücken bei Kontrollen als fehlender Formschluss gewertet werden. Dann wird eine Mangelbeseitigung fällig. Aufbauzertifikate und Ladungssicherungsgutachten beziehungsweise Ladeanweisungen verlangen schließlich, dass Ladung in Fahrtrichtung formschlüssig zu stauen ist. Ansonsten sind zusätzliche Maßnahmen zu treffen. Gewicht von Paletten berücksichtigen "Sehr oft kann mit einfachen Hilfsmitteln eine Ladelücke geschlossen werden", empfiehlt der Ladungssicherungs-Experte Bode. So könnten beispielsweise Leerpaletten, Kanthölzer, Luftsäcke oder ähnliche Materialien als Lückenfüller dienen. Den Möglichkeiten sind hier nur wenige Grenzen gesetzt - natürlich unter der Voraussetzung, dass das Staumaterial stabil genug ist und nicht aus der Ladelücke herausrutschen kann. Werden Lücken durch Leerpaletten geschlossen, ist allerdings das zusätzliche Gewicht zu berücksichtigen - der schönste Formschluss bringt wenig, wenn am Ende das zulässige Gesamtgewicht überschritten wird. Geht es um die Wahl des Staumaterials, wird daher gerne zu Luftsäcken gegriffen. Diese Staupolster werden zwischen den Ladegütern oder zwischen Ladegut und Bordwand platziert und dann aufgeblasen, es gibt sie als Einweg- und als Mehrwegvariante. Je nach Größe und Gewicht der zu schützenden Ladung werden unterschiedlich große Stausäcke verwendet. Sowohl die Außenhaut der Staupolster als auch die innere Hülle können unterschiedliche Stärken aufweisen. Das Innenmaterial besteht in der Regel aus Polyethylen, die Außenhaut aus Polypropylen oder auch stabilem Kraftpapier. Polypropylen-Staupolster sind besonders gut für den Transport schwerer Lasten geeignet und zudem resistent gegen Feuchtigkeit sowie Säuren oder Lösungsmittel. Die Hersteller bieten oftmals die passenden Befüllungssysteme an. Ladungssicherungs-Spezialist Grönheit & Weigel etwa vertreibt den GrizzlyBag-Stausack, der in verschiedensten Größen sowohl mit einer Außenhaut aus semi-extensiblem Kraftpapier als auch mit einer Hülle aus robustem und umweltresistentem Polypropylen zu haben ist. GrizzlyBags sind laut Anbieterangaben besonders zeitsparend zu befüllen, dafür sorgt die sogenannte Venturi-Befüllungstechnik. Die Befüllungsgeräte leiten den Luftstrom dabei in eine spezielle Kammer und erzeugen so einen Unterdruck, der zusätzliche Umgebungsluft ansaugt und sie durch die Venturi-Ventile in den Stausack leitet. Zur Schnellbefüllung bietet Grönheit & Weigel diverse Druckluft-Füllpistolen an. Auch Hersteller Sandax, der ebenfalls PP- und Kraftpapier-Staupolster im Sortiment hat, setzt auf diese Schnellbefüllungstechnik, hier heißt sie Fast Flow Ventil. Beim Einsatz von Staumaterial im Türbereich sollten allerdings einige Spielregeln beachtet werden, wie Ladungssicherungs-Experte Bode betont. So sollten Luftsäcke nicht unmittelbar hinter den Hecktüren zum Einsatz kommen, damit diese beim Entriegeln nicht aufspringen. Mehr zum Thema im Dossier Ladungssicherung www.verkehrsrundschau.de/dossiers Online-Unterweisung Tipps zur effizienten Ladungssicherung Effizient kann Ladungssicherung nur sein, wenn sie gut durchdacht ist und alle Beteiligten die Grundprinzipien begriffen haben. Mit der Online-Unterweisung "Ladungssicherung - Methoden und praktische Umsetzung" auf verkehrsrundschau-plus.de bereitet die VerkehrsRundschau dieses komplexe Thema verständlich und modern auf. Hauptadressaten der Unterweisung sind Lkw-Fahrer, die gemäß StVO § 23 Verantwortung für einen vorschriftsmäßigen Transport tragen. Sie sollen lernen, die Qualität einer Sicherung zu bewerten und bei Bedarf selbst Hand anzulegen. Folgende Methoden werden in drei Kapiteln ausführlich behandelt:- Einsatz rutschhemmender Materialien- Formschluss- Niederzurren und Direktzurren- Arten und Gebrauch von Zurrmitteln- Kombination von SicherungsverfahrenTeilnehmer können den Kurs am PC oder am Tablet absolvieren und erhalten nach erfolgreichem Abschlusstest ein Zertifikat zur Dokumentation.mh Anbieter (Auswahl) Allsafe-Jungfalk www.allsafe-group.comBott www.bott.de Braun www.braun-sis.deCVE www.cve-kg.deFliegl www.fliegl.comGrönheit & Weigel www.groenheit-weigel.deKögel www.koegel-trailer.comKrone www.krone-trailer.comMarotech www.marotech.euModulasi www.modulasi.deSandax www.sandax.deSchmitz-Cargobull www.cargobull.comSpanset www.spanset.deWinkler www.winkler.deWistra www.wistra-cargocontrol.deWürth www.wuerth.de