Frankfurt. Weil die französischen Zollbeamten seit dem 4. März „Dienst nach Vorschrift“ machen, kommt es bei Englandverkehren zu erheblichen Verzögerungen am Ärmelkanal. In der Folge werden in den Fährhäfen von Calais und Dünkirchen und am Eurotunnel erheblich weniger Lkw pro Stunde abgefertigt als üblich, berichtet der Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL).
Nach BGL-Angaben werden viele in Richtung Großbritannien fahrende Lkw bereits an der belgisch-französischen Grenze durch französische Ordnungsbehörden auf Stauräume entlang der französischen Autobahnen A16 und A26 verwiesen. Mehrere tausend Lkw warten dort auf eine Einfahrt in die Fährhäfen bzw. in das Eurotunnelterminal. Dies führe zu Verzögerungen bei der Verschiffung von bis zu acht Stunden. Da im Anschluss häufig die Entladestellen beim Kunden in Großbritannien nicht mehr geöffnet haben, kämen leicht Verzögerungen von bis zu 24 Stunden für einen Lkw-Umlauf zustande.
Erheblicher wirtschaftlicher Schaden
Für die betroffenen Fahrer bedeutet die nun seit zehn Tagen andauernde Situation erhebliche Belastungen, zumal in den Stauräumen auf den Autobahnen keinerlei Versorgungsmöglichkeiten bestehen und keine sanitären Einrichtungen vorhanden sind. Die wirtschaftlichen Schäden für das betroffene Transportlogistikgewerbe bezeichnet der BGL als „erheblich“.
Die Aktion der französischen Zollbeamten treffe das Straßentransportgewerbe zu einem Zeitpunkt, an dem die Transportnachfrage angesichts des bevorstehenden Brexits ungewöhnlich hoch ist. Industrie und Handel im Vereinigten Königreich seien angesichts der Unsicherheit über das Austrittsprocedere bestrebt, Lagerbestände durch Importe vom „Festland“ soweit möglich aufzufüllen, um die Nachfrage der britischen Wirtschaft und der Verbraucher zumindest über einen gewissen Zeitraum noch bedienen zu können.
Noch größeres Chaos bei hartem Brexit erwartet
Die Auswirkungen der „Dienst nach Vorschrift“-Aktion der französischen Zollbeamten bezeichnet der BGL als „bitteren Vorgeschmack“ auf den nach wie vor nicht auszuschließenden harten Brexit, bei dem mit einem noch größeren Chaos gerechnet werden müsse.
Vor diesem Hintergrund habe man „kein Verständnis für die Streikaktion der französischen Zollbeamten“. Einem unbeteiligten Dritten dränge sich laut BGL der Verdacht auf, dass „die Zollbeamten die angespannte Situation vor dem Brexit ausnutzen, um kaum noch nachvollziehbare Lohnforderungen zu stellen“. (tb)