Bequem durch die City

Durstige Kehlen kommen bei diesem Testtruck auf ihre Kosten. Insgesamt 9216 Liter Limonade in 768 Getränkekisten gestapelt auf 16 Paletten befinden sich im Schwenkwandaufbau vom Getränkefahrzeugspezialisten Böse aus dem sauerländischen Eslohe. Macht knapp zwölf Tonnen Ladungsgewicht, mit denen beim 26-Tonnen-Basisfahrzeug noch längst nicht das Ende der Fahnenstange erreicht ist. Die Basis stellt in diesem Fall Frankreich mit dem "D Wide" von Renault Trucks - ein in Deutschland bislang eher selten anzutreffendes Fahrzeug. Allerdings stammt längst nicht alles, was in diesem "P 6x2 320" steckt, aus Frankreich. Elastischer Sechszylinder Der 7,7 Liter große DTI-Reihensechszylinder ist beispielsweise eine Entwicklung der Konzernmutter Volvo. Gleiches beim automatisierten Zwölfganggetriebe, bei dem es sich um die bekanntermaßen souveräne I-Shift-Schaltung handelt - bei Renault Optidriver genannt. Beides bildet eine adäquate Kombination - erst recht, wenn wie im Testwagen die stärkste Leistungseinstellung des DTI 8 mit 320 PS und ab frühen 1050/min anliegenden 1200 Newtonmeter Drehmoment werkeln. Lediglich beim Beschleunigen dreht das Getriebe die Gänge für unseren Geschmack unnötig weit aus. Zudem verweigert es bei 65 km/h Landstraßentempo die höchste Fahrstufe. In beiden Fällen lässt sich über den rechten Lenkstockhebel manuell Abhilfe schaffen. Dabei muss man sich daran gewöhnen, dass der Hebel - wie bei allen Renault, aber eben in keinem anderen Fabrikat - horizontal anstatt vertikal bewegt werden will. Eine der frankophilen Eigenheiten des D Wide. Ebenso wie der links anstatt normalerweise rechts am Lenkrad positionierte Kipphebel für die Optibrake-Motorbremse, an den man sich zugegeben aber schnell gewöhnt. In der Ebene werkelt der per 3,08er-Hinterachse übersetzte Common-Railer bei Tempo 85 bereits mit 1400 Touren. Als Getränkeverteiler dürften längere Ausflüge auf die Autobahn aber selten sein. Trotzdem nicht zeitgemäß: Eco-Roll funktioniert nur bei aktiviertem Tempomaten. Dafür gefällt der Fahrkomfort des Franzosen. In der mittellangen Kabine, von Renault vollmundig "Global-Cab" genannt, geht es für einen Lkw dieser Fahrzeugklasse leise zu. Die Parabelfedern an der Vorderachse bilden mit den luftgefederten Achsen zwei und drei eine harmonische Einheit. Gut dazu passt auch die Lenkung, die lediglich wegen der gelenkten Nachlaufachse etwas synthetisch anmutet. Im guten Durchschnitt liegt der Franzose beim Eigengewicht. 10,76 Tonnen bringt der Dreiachser inklusive Schwenkaufbau und der gut ausgestatteten, halblangen Kabine auf die Waage. Künftig mehr aus der Masse hervorstechen könnte der D Wide aber vor allem durch seine Alternativen: Sowohl Erdgas- als auch Elektro-Antrieb hält Renault vor, und das natürlich nicht nur für innerstädtische Getränkelieferungen. Mehr zum Thema im Dossier "Getränke-Transporte" www.verkehrsrundschau.de/dossiers

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