Berlin. Bei deutschen Unternehmen wächst aus Sicht des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) die Nervosität wegen der schwierigen Brexit-Verhandlungen. Der BDI drängt deswegen auf eine Übergangsphase. Beim Europäischen Rat am 22. und 23. März müsse dazu eine Entscheidung getroffen werden, sagte der Hauptgeschäftsführer des BDI, Joachim Lang, am Dienstag in Berlin. Die Unternehmen bräuchten Planungssicherheit.
Noch hielten sich deutsche Firmen in Großbritannien mit kompletten Produktionsverlagerungen zurück. „Notfallpläne“ aber lägen in der Schublade. Einige von diesen würden ausgelöst, falls es beim Europäischen Rat nicht zu einer Verständigung zu einer Übergangsphase komme. Viele Unternehmen hätten bereits keine neuen Projekte in Großbritannien angenommen.
Zwei Jahre zur Umstellung
Der EU-Austritt Großbritanniens ist für März 2019 geplant. In vielen Fragen gibt es noch keine Übereinkunft. Dazu zählt die EU-Position über die anvisierte etwa zweijährige Übergangsphase nach dem Brexit, die den historischen Bruch für Wirtschaft und Bürger abfedern soll.
Lang forderte, die Briten sollten einer Übergangsphase und damit einem Status quo zustimmen. Beim Europäischen Rat müsse es zu einer Grundsatzentscheidung kommen.
Derzeit ist noch völlig unklar, wie die Beziehungen zwischen der EU und Großbritannien nach dem Brexit aussehen werden. Lang sagte, für die Unternehmen sei ein zollfreier Warenverkehr ohne mengenmäßige Beschränkungen eine „Mindestanforderung“. Auch wenn es zu keinem „harten“ Brexit ohne ein Handelsabkommen zwischen der EU und Großbritannien komme, werde der EU-Austritt aber Schäden verursachen.
Probleme für Transport- und Logistikbranche
Ein Scheitern der Brexit-Verhandlungen hätte laut BDI schwerwiegende Konsequenzen für europäische Transport- und Logistikunternehmen. Nach derzeitiger Sachlage sei davon auszugehen, dass es zu langwierigen Güterabfertigungen an den Grenzübergängen kommen werde. Dies gelte auch für den Fall eines Freihandelsabkommens, weil auch dabei neue Zollformalitäten erforderlich seien.
Zudem würden die Zollabfertigungen hohe Investitionen in neue IT-Systeme, Personal und zusätzliche Lagerkapazitäten erfordern. Welche Unternehmen überhaupt noch grenzüberschreitend arbeiten dürften, müsste vermutlich über ein Quotensystem und Transportlizenzen geregelt werden, heißt es vonseiten des BDI. (dpa/ag)