Frankfurt/Main. Im Tarifkonflikt mit der Lokführergewerkschaft GDL hat die Deutsche Bahn nach eigenen Angaben einen Schritt auf die Gewerkschaft zu gemacht. Die Bahn wolle das Arbeitszeitmodell der GDL verpflichtend einem Praxistest unterziehen, sagte Personalvorstand Ulrich Weber am Montag vor Beginn der möglicherweise entscheidenden fünften Verhandlungsrunde in Frankfurt. GDL-Chef Claus Weselsky forderte, die Bahn müsse endlich ein verhandlungsfähiges Angebot vorlegen. „Sonst gibt es keine Grundlage für Verhandlungen.”
In der bisher letzten angesetzten Runde soll nötigenfalls bis in die Nacht hinein verhandelt werden. Beide Seiten lagen zuletzt noch weit auseinander. Die GDL fordert 4,0 Prozent mehr Gehalt für die rund 35.000 Beschäftigten des Zugpersonals und eine besser planbare Freizeit, etwa über andere Schichtrhythmen.
Die Bahn bot zuletzt 1,5 Prozent mehr Geld rückwirkend zum 1. Oktober 2016 plus 0,2 Prozent in Form eines höheren Zusatzurlaubs für Nachtarbeit, außerdem eine Einmalzahlung von 375 Euro. Eine weitere Einkommensverbesserung von 2,5 Prozent soll sich zum 1. Januar 2018 aus einer Arbeitszeitsenkung ergeben, die 2015 vereinbart worden war. Damit würde das Tarifergebnis vom Vorjahr verrechnet, kritisierte Weselsky erneut.
Modell der Gewerkschaft "nicht praxistauglich"
Aus Sicht der Bahn führt das von der Gewerkschaft vorgeschlagene Modell zu einem komplett neuen Arbeitszeitsystem und ist nicht praxistauglich. Es solle aber dennoch getestet werden. Die GDL werde sich allerdings auf keine Lösung einlassen, „in der geschrieben steht, wir können zwar experimentieren, aber es darf nicht teurer werden”, kündigte Weselsky an. Sollte es bei dem Treffen in Frankfurt keinen Durchbruch geben, könnten weitere Termine vereinbart werden. Bei einem Scheitern der Gespräche, könnte jede Seite die Schlichtung beantragen.
Zum Zugpersonal zählen Lokführer, Zugbegleiter, Bordgastronomen, Lokrangierführer und Disponenten (Planer). Die Bahn verhandelt parallel mit der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), die Verbesserungen für 150.000 Beschäftigte erreichen will, darunter auch das Zugpersonal. Beide Seiten treffen sich am 23. November wieder in Berlin. Die EVG hatte zuletzt Warnstreiks im Dezember nicht ausgeschlossen. (dpa)