Berlin. Der Konflikt um einen Stellenabbau in der Gütersparte der Deutschen Bahn geht in eine neue Runde. Der Aufsichtsrat des Staatskonzerns will am morgigen Mittwoch, 8. Juni, in Berlin in einer Sitzung darüber beraten. Dabei werde der Vorstand aber noch kein beschlussreifes Konzept zur Sanierung des defizitären Schienengüterverkehrs vorlegen, verlautete aus dem Umfeld des Kontrollgremiums.
Zuletzt hatte das Unternehmen den Wegfall von 2100 Arbeitsplätzen bei der Güterbahn DB Cargo geplant. 215 kleinere von insgesamt 1500 Verladestationen sollen demnach nicht mehr angefahren werden. Der Gesamtbetriebsrat von DB Cargo kritisierte dies als völlig falschen Weg. Das Ziel müsse Wachstum sein - und zwar jetzt und nicht erst in ein paar Jahren, betonte der Vorsitzende Jörg Hensel.
Brief an die Kanzlerin
Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, haben sich die Betriebsräte zusätzlich mit einem offenen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel gewandt und sie um ihre Unterstützung gebeten. Das aktuelle Managementprogramm des Vorstands der DB AG „Zukunft Bahn“ sei kein Schritt nach vorne, sondern ein gewaltiger Schritt in die Vergangenheit. Statt dessen brauche DB Cargo einen Wachstums-, Qualitäts-, Beschäftigungs- und Produktionsschub, ist in dem Schreiben zu lesen. Der intermodale Wettbewerb mache das Geschäft des Schienengüterverkehrs nicht einfacher. Gebraucht würden dringend politische Rahmenbedingungen, die die Schiene stärken, fordern die Betriebsräte. Eine Senkung der Lkw-Maut und eine Erhöhung der Trassenpreise würden sich jedoch in einem starken Wettbewerbsnachteil des Schienengüterverkehrs niederschlagen.
200 Lokomotiven vor dem Verkauf
Entlastung für den Konzernbereich soll auch der Verkauf von knapp 200 Güter-Lokomotiven an den japanischen Toshiba-Konzern bringen. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Der Preis für die überwiegend älteren Loks betrage 70 Millionen Euro. Toshiba plane, diese Lokomotiven in ganz Europa zu verleihen - auch an DB Cargo selbst. So könne flexibel auf Mengenschwnakungen reagiert werden.
Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) erwartet am Mittwoch die Vorlage „aller Planungen und Maßnahmen”, die der Bahnvorstand für notwendig erachte, um DB Cargo, DB Regio sowie die Bereiche Werke und Dienstleistungen zukunftssicher aufzustellen. So habe das der Aufsichtsrat Mitte März beschlossen.
Die SPD warnte indes vor einer Verlagerung von Transporten auf die Straße. Eine Reduzierung von Kapazitäten in der Fläche konterkariere eine vernünftige Verkehrspolitik, die auch den Klimaschutz im Blick habe, argumentieren SPD-Fraktionsvize Sören Bartol sowie die Verkehrspolitiker Kirsten Lühmann und Martin Burkert in einem Brief an ihre Fraktion.
Auf der Tagesordnung einer weiteren Aufsichtsratssitzung am 15. Juni steht dann der Kosten- und Zeitplan für das Bahnprojekt Stuttgart 21. Die Entscheidung über einen Börsengang der internationalen Bahn-Töchter Arriva und Schenker ist für diesen Herbst geplant. (sno/dpa)