Mainz. Eine neuartige Flüsterbremse für Güterwaggons der Bahn soll das lärmgeplagte Mittelrheintal schon bald entlasten. Die Deutsche Bahn rechnet damit, dass die spezielle „LL-Sohle“ wahrscheinlich im Jahr 2013 europaweit zugelassen werden kann. Das sagte Johannes Gräber von der Deutschen Bahn Systemtechnik GmbH am Freitag in Mainz. Mit der Bremse könne die Lautstärke der vorbeifahrenden Züge um zehn Dezibel gesenkt werden. Das entspreche einer Halbierung des wahrgenommenen Lärms, hieß es. Bis 2020 will die Bahn alle 65.000 eigenen Waggons mit der neuen Bremse ausstatten.
Aktuell sind den Angaben zufolge lediglich rund 7000 Güterwagen der Deutschen Bahn auf der ebenfalls leisen „K-Sohle“ unterwegs. Diese Technologie ist aber in der Umrüstung sehr teuer: Pro Wagen schlägt sie laut Bahn mit 5000 bis 7000 Euro. Die Ausstattung mit LL-Sohlen würde dagegen lediglich ein Drittel kosten. Durch neue Bremsklötze werden die Laufflächen der Räder nicht mehr aufgeraut – mit glatten Rädern auf glatten Schienen rollen Züge dann leiser.
Das rheinland-pfälzische Infrastrukturministerium hält den Zeitplan der Bahn für zu optimistisch. So könnten unter anderem Prüf- und Genehmigungsverfahren noch einige Zeit in Anspruch nehmen, sagte ein Sprecher. Daher müssten die Züge schnellstmöglich auf die K-Sohle umgerüstet werden, bis die LL-Sohle einsetzbar ist. Nach Bahnangaben müssen 180.000 regelmäßig durch Deutschland fahrende Wagen umgerüstet werden.
Von Ende 2012 an wird außerdem die Nutzung der Gleisnetzes für laute Waggons deutlich teurer. Das hatten Bahn und Bundesverkehrsministerium im vergangenen Jahr vereinbart, um den Umstieg auf Flüsterbremsen attraktiver zu machen und den Bahnlärm bis 2020 zu halbieren. Erst am Donnerstag hatte der rheinland-pfälzische Infrastrukturminister Roger Lewentz (SPD) ein Verbot besonders lauter Güterzüge im Mittelrheintal ab 2020 gefordert. (dpa/bw)