Halle. Im Süden Sachsen-Anhalts ist einer der größten Rangierbahnhöfe Deutschlands eröffnet worden. 180 Millionen Euro haben Bahn und Bund investiert. An der Zugbildungsanlage (ZBA) Halle-Nord können bis zu 2400 Güterwaggons pro Tag zu langen Zügen zusammengestellt werden – beinahe vollständig automatisiert.
Viereinhalb Jahre haben Umbau und Erweiterung des alten Rangierbahnhofs der Stadt Halle gedauert. Die Großstadt im südlichen Sachsen-Anhalt gehört mit der Modernisierung nach eigenen Angaben zu den größten Frachtdrehkreuzen in Deutschland. Hier will die Bahn den Güterverkehr in Mitteldeutschland zentralisieren vielerorts veraltete Infrastruktur beseitigen.
42 Kilometer Gleis und 133 Weichen
Die Zugbildungsanlage liegt in unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofs von Halle (Saale) inmitten der Stadt. Gut 42 Kilometer Gleis mit 133 Weichen und insgesamt 75.000 Schwellen wurden verlegt, fast 10.000 Tonnen Stahl sind auf den 260.000 Quadratmetern Fläche verbaut worden. Das Verfahren, mit dem die Züge zusammengestellt werden, ist beinahe vollständig automatisiert. Auch die Rangierloks, die die ankommenden Güterwagen auf den Ablaufberg schieben, sind auf der ZBA Halle-Nord unbemannt, sie werden vom zentralen Rechner gesteuert. Eine Säule am Gleis scannt den Frachtzettel jedes Wagens mit den Angaben über Herkunft, Zielort, Ladung, Gewicht und Geschwindigkeit. Die Daten werden an das elektronische Stellwerk übermittelt, der Ablaufsteuerrechner dirigiert sie vom Ablaufberg über mehrere Weichen auf eines der 36 Richtungsgleise, wo sie zu neuen Zügen zusammengestellt werden, die eine Länge bis zu 650 Meter erreichen können.
Der Ablaufsteuerrechner reguliert auch die Geschwindigkeit der rollenden Fracht – sind die Wagen zu schnell, werden sie mit ins Gleisbett eingebauten, automatischen Bremsanlagen verlangsamt. Reicht der Schwung nicht aus, werden sie von gelben Schlitten zum Ziel gezogen. Die neu zusammengesetzten Züge verlassen dann auf zwei Ausfahrgleisen Halle.
2400 Güterwaggons pro Tag
Seit der Eröffnung werden täglich 22 Züge zusammengestellt, ab dem Fahrplanwechsel im Dezember sollen bis zu 2400 Güterwaggons pro Tag sortiert werden - 120 pro Stunde. Halle soll damit vor allem als Umschlagplatz zwischen den Seehäfen sowie Ost- und Südeuropa dienen. Dafür baut die Bahn die entsprechende Güterzugstrecke aus, den sogenannten Ostkorridor, die Strecke von Uelzen (Niedersachsen) über Stendal, Halle und Leipzig nach Bayern, von dort weiter nach Süd- und Osteuropa. Der Neubau der Zugbildungsanlage ist Teil der Modernisierung des Verkehrskreuzes Halle (Saale) und angebunden an das „Verkehrsprojekt Deutsche Einheit 8“. (sno)