Paris. Die französische Staatsbahn SNCF hat im Frachtbereich in anderen EU-Ländern deutlich bessere Perspektiven als im eigenen Land. Die acht unter dem Dach der Marke Captrain zusammengefassten Auslandstöchter konnten nach einem Bericht des französischen Internetportals WK-Transports et Logistics im vergangenen Jahr ihre Positionen festigen, darunter auch in Deutschland. Captrain ist die internationale Speditionsmarke von SNCF Logistics, unter der schienennahe Transportdienstleistungen in Europa vermarktet werden.
Zum Gesamtumsatz der kürzlich in SNCF Logistics umbenannten Frachtsparte tragen die Auslandsaktivitäten allerdings weniger als 4 Prozent bei. Der Captrain-Umsatz stieg 2014 um 11,5 Prozent auf 350 Millionen Euro. Die Transporteistung konnten die acht Unternehmen um 2 Prozent auf 8,3 Milliarden Tonnenkilometer steigern.
Fret SNCF, die Bahnfrachtsparte der Staatsbahn, verzeichnete dagegen im Inland einen leichten Rückgang auf 1,1 Milliarden Tonnenkilometer. Laut Sylvie Charles, die bei SNCF Logistics den Bereich Bahn- und Multimodalfracht leitet, arbeiten alle Captrain-Töchter rentabel. Im vergangenen Jahr ist Captrain Belgien hinzugekommen, die bis dato für den gesamten Beneluxbereich ausgelegte Tochter wurde zur besseren Berücksichtigung der spezifischen nationalen Gegebenheiten umorganisiert.
In Deutschland belegt Captrain den zweiten Platz hinter DB Schenker und konnte dort im letzten Jahr mit der Ersatzteilbeförderung zwischen Slowakien und Hannover und dem Leipziger Porsche-Werk einen Prestigeerfolg erringen. Auch in Italien sind die Franzosen die Nummer Zwei am Markt hinter der staatlichen Trenitalia Cargo. Bislang im Wesentlichen auf den Verkehr mit Frankreich konzentriert, auf den aber immer noch das Gros der Aktivitäten entfällt, ist es ihnen gelungen, auf den Korridoren Richtung Schweiz und Österreich, Slowenien, Ungarn und Rumänien Marktanteile hinzuzugewinnen.
Weiteres Wachstum in Deutschland
Auf dem deutschen Bahnfrachtmarkt verzeichne man immer noch ein Wachstum, auch wenn immer häufiger von einer gewissen Verlangsamung die Rede sei, berichtet Sylvie Charles. Der Rückgang im Verkehr Richtung Osteuropa werde durch Polen kompensiert und in Italien zeichneten sich neue Möglichkeiten durch das verringerte Engagement von Trenitalia im Chemiesektor ab. An die Gründung weiterer Captrain-Filialen in anderen Ländern werde derzeit jedoch nicht gedacht, man sei stattdessen darum bemüht, mit den traditionellen Akteuren in den einzelnen Filial-Ländern in gewissen Gütertransportsektoren kommerzielle Partnerschaften einzugehen. Beispiel: der Einzelwaggon-Verkehr zwischen Frankreich und Italien in enger Zusammenarbeit mit der Schweizer Staatsbahnbranche CFF Cargo und Trenitalia Cargo. (jb)