Frankfurt am Main. Der Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) rechnet 2019 mit einem Rekordjahr für den deutschen Nutzfahrzeugmarkt. Reinhard Zirpel, Präsident des Verbandes, gab am Mittwoch bekannt, dass bis Ende des Jahres voraussichtlich 405.000 Fahrzeuge neu zugelassen wurden. Das entspricht einem Anstieg von fünf Prozent im Vergleich zu 2018. Die internationalen Hersteller werden ihren Marktanteil nach eigenen Angaben dabei auf 29 Prozent leicht steigern.
Eine große Rolle in der Branche wird künftig weiterhin die Förderung und Weiterentwicklung alternativer Antriebe spielen. Als sinnvolle Maßnahmen, um Treibhausgas-Emissionen im Straßentransport zu reduzieren, erachtet der VDIK eine weitere Effizienzsteigerung von sauberen Dieselmotoren, eine höhere Kaufprämie für emissionsarme Lkw, eine CO2-orientierte Lkw-Maut sowie Konzepte für eine Lade- und Tankinfrastruktur für Nutzfahrzeuge mit alternativen Antrieben.
Elektro für Kurzstrecke, Wasserstoff und Erdgas für Langstrecke
Welche Antriebsart bei Nutzfahrzeugen am sinnvollsten ist, sei je nach Einsatzart verschieden, sagte Zirpel. „Bei Kurzstrecken macht Elektro durchaus jetzt schon Sinn. Auf Langstrecken wird neben Erdgas sicherlich auch Wasserstoff eine wichtige Rolle spielen.“
Peter Hornig, Geschäftsführer von Scania Deutschland, unterstrich die künftige Bedeutung der Elektromobilität für den Nutzfahrzeugmarkt, derzeit sei die Technologie für den Fernverkehr aber noch nicht reif genug. „Neben der geringen Reichweite, stellen auch die Bezahlbarkeit und das hohe Gewicht der Batterien noch Probleme dar.“ Der Flüssigerdgas-Antrieb mit CNG oder LNG sei daher aktuell die beste Variante. Zirpel betonte, dass generell eine technologieoffene Förderung wichtig sei, vor allem aber bei Wasserstoff und E-Fuels. Die Politik müsse diese beiden Kraftstoffe konsequent vorantreiben. Bis 2021 will Deutschland eine Tankinfrastruktur für 60.000 Brennstoffzellen-Pkw und 500 Nutzfahrzeuge schaffen.
Im Bereich Elektromobilität will die Autoindustrie in drei Jahren 15.000 Ladepunkte auf Betriebsgeländen und im Handel zur Verfügung stellen. Dabei beteiligen sich die internationalen Hersteller mit mindestens 5000 Ladepunkten. Der VDIK sagte allerdings auch, dass der Infrastrukturaufbau an sich eigentlich keine Aufgabe der Automobilindustrie sei.
Mehr Kooperation wegen Abgasvorschriften nötig
Eine Marktprognose für das kommende Jahr abzugeben, sei laut VDIK schwierig. Zwar boome der Onlinehandel weiter, das heißt, die Paketbranche braucht auch künftig Transporter. Trotzdem glaubt der Verband nicht, dass das Rekordniveau von 2019 übertroffen wird und rechnet mit einem Absatz von 375.000 Nutzfahrzeugen. „Wir gehen von einer Normalisierung des Marktes aus“, sagte Zirpel. Die Entwicklung im Jahr 2020 stehe auch unter dem Vorbehalt einiger internationaler politischer Risiken wie dem Brexit. Der Verband versuche, sich auf jegliche denkbaren Szenarien vorzubereiten, plädiert aber weiterhin dafür, ein No-Deal-Szenario zu vermeiden.
Zirpel rechnet damit, dass die internationalen Hersteller in Zukunft auch durch den Transformationsprozess im Bereich der alternativen Antriebe mehr zusammenarbeiten müssen als bisher. „Wir brauchen unterschiedliche Kooperationsmaßnahmen, um die Ziele, die durch die Abgasvorschriften vorgegeben wurden, finanziell stemmen zu können“, sagte er. (sn)