Berlin. Amazon plant, mehrere Dutzend neue Lieferpartner in das eigene deutsche Logistiknetzwerk aufzunehmen. Das teilte der Online-Versandhändler am Donnerstag mit. Im Rahmen des sogenannten Delivery-Service-Partnerprogramms will der Online-Riese demnach all jenen, die jetzt einen eigenen Lieferdienst für Pakete neu gründen, Starthilfe geben.
Ähnliches Programm bereits seit 2018 in den USA
Ein ähnliches Programm hatte der Konzern zuvor schon 2018 in den USA gestartet – hier habe Amazon damals Neugründer aus den eigenen Reihen laut „Logistik Watchblog“ mit einem finanziellen Anreiz von 10.000 US-Dollar plus drei Monatsgehälter gelockt.
In Deutschland soll die finanzielle Förderung für die Gründer wesentlich höher ausfallen. Demnach verspricht Amazon einen Zuschuss von 500.000 Euro zu den Gründungskosten - jedenfalls für Gründerinnen: "Wir glauben stark daran, dass die Logistikbranche von mehr Frauen als Unternehmerinnen profitieren wird", erläutert Robert Viegers, Director Amazon Logistics in Deutschland. Ab 15.000 Euro Eigenkapital können sich interessierte Unternehmer für das Programm bewerben.
Wie der Online-Versandhändler auf seinem Blog schreibt, sollen die künftigen Franchise-Partner umfassende aktive Unterstützung bekommen. Dazu gehöre der Zugang zur eigenen Liefertechnologie, Rabatt auf unterschiedlichste Güter oder Dienstleistungen – etwa spezielle Lieferfahrzeuge oder Arbeitskleidung mit Amazon-Logo sowie auf Steuer- und Buchhaltungssoftware, Tankkarten oder Geräte für die Zustellungen. Auch Versicherungsleistungen, juristische Beratung, Schulungsprogramme und Hilfe beim Einstellen von Paketboten bietet Amazon an.
Online-Riese will Aufträge garantieren
Ein „geregeltes Auftragsvolumen“ will der Konzern für seine Lieferpartner ebenfalls sicherstellen. Wer erfolgreich ist, könne mit einer Flotte von 20 bis 40 Lieferwagen Gewinne von 60.000 bis 100.000 Euro pro Jahr erzielen.
„Wir freuen uns, eine Initiative ins Leben zu rufen, die dazu beitragen soll, die Träume zahlreicher Unternehmerinnen und Unternehmer zu verwirklichen, die schon immer ihre eigene Firma gründen wollten“, sagte Viegers.
Ehemalige Amazon-Manager warnen
Es gibt allerdings auch Kritik an dem Programm. So seien etwa die Kosten der Zusammenarbeit mit Amazon für die Lieferpartner zu hoch sein. Zudem soll der Konzern die Zustellpartner verpflichten, Fahrer von Amazon statt eigene einzustellen – unter anderem um selbst weniger Risiko tragen zu müssen. Das haben zwei ehemalige Manager des Unternehmens gegenüber „Business Insider“ berichtet. (sn)
Andreas Schumann