Berlin. Infolge der Corona-Pandemie rechnet der Bundesverband Paket & Expresslogistik (BIEK) für 2020 mit einer Seitwärtsbewegung und maximal 1,5 Prozent mehr Paket-, Express- und Kurier-Sendungen als im Vorjahr. Diese Prognose wagten heute Verbandsvertreter bei der Vorstellung der "KEP-Studie 2020". Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr kletterte das Volumen gegenüber 2018 um 3,8 Prozent auf die neue Bestmarke von 3,65 Milliarden Sendungen. Im Schnitt stiegen die Sendungsmengen seit 2000 pro Jahr um 4,1 Prozent.
"Kein Gewinner der Krise"
"Der KEP-Markt ist kein Gewinner der Corona-Krise", betonte BIEK-Vorsitzender Marten Bosselmann vor Pressevertretern in Berlin. Zwar habe das B2C-Volumen durch den Boom im Onlinehandel im April das Niveau der Vorweihnachtszeit erreicht und die nationalen Paketsendungen an Privatkunden könnten im Corona-Jahr 2020 um 3,5 bis sieben Prozent wachsen. Bosselmann erwartet aber durch die heruntergefahrene Wirtschaft auch einen corona-bedingten Rückgang von drei bis fünf Prozent bei den B2B-Sendungen.
Schon vor Corona schwächelte B2B
Schon vor Corona spürte die KEP-Branche eine rückläufige gesamtwirtschaftliche Entwicklung. Ursachen waren nach Auffassung des BIEK die rückläufige inländische Produktion in Kundenmärkten, wie dem Fahrzeug- und Maschinenbau, sowie die zunehmenden handelspolitischen Unsicherheiten, verbunden mit protektionistischen Maßnahmen wichtiger Handelspartner. Die Folge: Bereits 2019 sank das B2B-Sendungsvolumen im nationalen Paketmarkt um 2,8 Prozent, während die B2C-Sendungen laut der Studie um 8,6 Prozent zulegten. Nach wie vor machten B2B-Sendungen 2019 mit 1,6 Milliarden transportierten Einheiten aber rund 44 Prozent aller KEP-Sendungen aus.
Wachstum bis 2024 prognostiziert
Bis 2024 geht der BIEK wieder von einem jährlichen Wachstum zwischen 3,6 und 4,2 Prozent aus. Das KEP-Sendungsvolumen könnte damit in diesem Zeitraum auf bis zu 4,48 Milliarden Sendungen steigen. Entsprechend ringt die Branche auch weiter um Personal. Allein im vergangenen Jahr schafften die KEP-Unternehmen laut der Studie 6000 zusätzliche Arbeitsplätze. Insgesamt sorgten 244.600 Mitarbeiter dafür, dass in Deutschland pro Zustelltag sieben Millionen Empfänger mit mehr als zwölf Millionen Sendungen beliefert wurden.
Preiserhöhungen 2019 durchgesetzt
Der Gesamtumsatz der KEP-Branche kletterte im vergangenen Jahr ebenfalls um 4,4 Prozent auf 21,3 Milliarden Euro im Vergleich zu 2018. Unter anderem konnten die Branchenakteure Preiserhöhungen am hart umkämpften Markt duchsetzen. "Ich sehe aber weiterhin eine deutliche Diskrepanz zwischen der Zahlungsbereitschaft der Kunden und der hohen Qualität der umgesetzten Dienstleistungen", betonte Studienautor Dr. Klaus Esser von KE-Consult in Berlin.