Bonn. Unruhe auf dem deutschen Paketmarkt: Die Pläne des US-Onlineriesen Amazon, in Deutschland auch in der Zustellung Fuß zu fassen und die Branche aufzumischen, setzt die Zusteller unter Druck. „Es gibt eine gewisse Nervosität”, räumte der Vorsitzende des Bundesverbandes Paket und Expresslogistik (BIEK), Florian Gerster, in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur ein. Amazon sei ungemein kapitalstark und ein Unternehmen, das Branchen auf Trapp bringen könne. Dabei zeigte sich der Verbandschef sicher, dass es in Ballungsgebieten den Versuch geben werde, eine Teilkonkurrenz aufzubauen.
„Aber auch dort optimieren wir unsere Angebote”, sagte Gerster und kündigte an, das Feld nicht kampflos aufzugeben. Das klassische und flächendeckende Zustellgeschäft werde ohnehin weiter eine Domäne der reinen Paketdienstleister bleiben. Dabei zeigte sich der BIEK-Chef überzeugt, dass „Unternehmen im Wesentlichen bei ihrer Kernkompetenz bleiben und nicht beliebig ganze Lieferketten aufrollen” würden.
Anfang des Jahres waren Pläne von Amazon bekanntgeworden, den deutschen Zustellern mit dem Aufbau eines eigenen Netzes Konkurrenz zu machen. So testet das Unternehmen in einem Verteilzentrum in Olching bei München schon länger die Zustellung in Eigenregie. Auch in anderen Metropolen sollen Verteilzentren in Stadtnähe aufbaut werden.
Kritik an der Deutschen Post
Aber auch untereinander beharken sich die Paketzusteller. Zielscheibe der Kritik ist der Branchenprimus Deutsche Post DHL. So warf Gerster dem Unternehmen erneut unfaire Wettbewerbspraktiken im Paketgeschäft vor: Das Geldverdienen sei schwierig geworden, „die Margen sind gering, darunter leiden unsere Unternehmen”. Die Post stütze das Paketgeschäft mit dem hochprofitablen Briefbereich und könne so die Preise drücken. Ein Postsprecher wies den Vorwurf als haltlos zurück.
Die Bundesnetzagentur habe bereits im März 2015 nach mehrjährigen Untersuchungen festgestellt, dass es eine Quersubventionierung nicht gebe.
Gerster forderte den Bund auf, sich von seinen Anteilen an der Post zu trennen, um Interessensgegensätze zwischen Aktionär auf der einen und Regulierer auf der anderen Seite zu beseitigen. „Dieser Widerspruch muss aufgelöst werden”, sagte er. Derzeit hält der Bund noch ein Aktienpaket von 21 Prozent an der Post. (dpa/sno)