Vorher wissen, was später zurückkommt

Manche Hersteller legen auf einen elektronisch gestützten Retourenservice Wert", weiß Reinhard Klausner, Geschäftsführer des Unternehmens Logistik Service individuell (LSi) in Kirchheim, das sich auf den europaweiten Expressversand von Ersatzteilen spezialisiert hat. "Sie wollen Komponenten, die für die Reparatur ausgebaut oder doch nicht benötigt werden, möglichst schnell wieder in ihren Logistikkreislauf zurückführen." Da die meisten Hersteller solche Retouren nicht in ihrer Software abbilden können, hat LSi eine eigene Lösung entwickelt. Sobald einer der Zustellpartner des KEP-Unternehmens ein Ersatzteil übernommen hat, lädt er dessen Status- und Produktdaten auf den LSi-eigenen Server. Zudem werden alle neu anfallenden Rücktour-Daten mittels permanentem Scanning im System von LSi erfasst und an den jeweiligen Hersteller weitergeleitet. Alternativ kann sich dieser auf der LSi-Homepage informieren, wann das Teil in welchem Zustand eintrifft. "Der Hersteller verfügt so über einen vollständig dokumentierten Retourenprozess und weiß, ob er das Ersatzteil wieder verwenden kann oder wegwerfen muss", erklärt Klausner. Gerade im preissensiblen Ersatzteillogistik-Segment sind solche Lösungen gefragt. Denn jeder Hersteller will aus Kostengründen seine Lagermengen möglichst klein halten und hat vor allem die Teile vorrätig, die besonders häufig nachgefragt werden. Manche lassen deshalb auch defekte Komponenten wieder instandsetzen und lagern sie anschließend in ihre Ersatzteillogistikzentren ein. Oder sie stellen für eine Reparatur mehrere Ersatzteile zu und wollen dann über die nicht benötigten Teile möglichst schnell wieder verfügen. "Alle diese Lösungen sind fester Bestandteil vieler Strategien, um die Verfügbarkeit von Ersatzteilen zu optimieren und die Netzwerke in den jeweiligen Vertriebsregionen weiter zu verfeinern", führt Kay Schölermann aus. Er ist Logistikmanager des Melktechnologie-Herstellers Delaval Deutschland und Mitglied des Arbeitskreises Ersatzteillogistik der Bundesvereinigung Logistik in Bremen. Maßgeschneiderte Lösungen Für Logistik- und KEP-Dienstleister wie LSi eröffnet der Ersatzteillogistikmarkt über die schnelle und preiswerte Zustellung hinaus also vielfältige Chancen. Wenn Hersteller auch Lagerdienstleistungen auslagern, wünschen sie maßgeschneiderte Lösungen für Schnell- und Langsamdreher: Der Dienstleister sollte deshalb vom automatischen Kleinteilelager bis zum Fachbodenregal Erfahrung mit allen gängigen Regallösungen haben. Auch für die Verpackung sind oft besondere Lösungen nötig. Mancher Dienstleister beschäftigt sogar ausgebildete Zimmerer, die maßgeschneiderte Holzverpackungen für Maschinengroßteile herstellen. Auch Lösungen für eine schnelle und kostengünstige Zollabwicklung sind erwünscht. Zunehmend rückt nun die Rückführung von nicht benötigten oder recycelbaren Ersatzteilen in den Blickpunkt der Verlader. Auch hier werden von Dienstleistern möglichst kostengünstige Lösungen verlangt. Im Idealfall nimmt der Zusteller, der ein intaktes neues Teil bringt, das defekte alte wieder mit. Da sich jedoch viele Reparaturen hinziehen, muss für die Abholung der Altteile häufig eine zusätzliche Tour eingeplant werden. Mit Kreislauflösungen, wie sie etwa DHL schon in Großbritannien für BMW und andere Autobauer organisiert, können die Ausgaben niedrig gehalten werden. Jeder Autohändler, dem der Logistikdienstleister zu festgelegten Terminen Ersatzteile zustellt, hält Altteile zur Abholung bereit. Allerdings können solche Lösungen nur für solche Hersteller-Unternehmen realisiert werden, deren Servicetechniker regelmäßig angefahren werden oder die ausreichend Lagerkapazitäten für Altteile haben, heißt es bei DHL. Interessanter Markt für Dienstleister Nicht für jeden Hersteller rechnet sich aber die Instandsetzung von defekten Ersatzteilen. Sie müssen daher alle Ersatzteile neu produzieren und stehen erst recht vor der Herausforderung, die Ausgaben für ihre Ersatzteillogistik niedrig zu halten. Sie müssen deshalb wissen, welche Teile Schnell- und welche Langsamdreher sind, und auf Basis der prognostizierten Nachfrage Lagervolumina möglichst genau kalkulieren, die die sofortige Verfügbarkeit stets sicherstellen. "Teile, die überdurchschnittlich oft nachgefragt werden oder besonders schnell zuzustellen sind, sollten ständig in regionalen Lagern abrufbereit sein", rät Ersatzteillogistik-Experte Schölermann. Auch hier tut sich für Dienstleister mit Lagerkapazitäten ein interessanter Markt auf. Weitere Kosten können Verlader einsparen, wenn sie maßgeschneiderte Zustellmöglichkeiten abhängig von der Dringlichkeit wählen können. Ein Logistikdienstleister sollte deshalb Express-, Innight-, Overnight- und konventionelle Paketsendungen anbieten. "Wir halten vor jeder Reparatur Rücksprache mit unseren Servicetechnikern, ob die Teile wirklich per Express verschickt werden müssen", erzählt zum Beispiel Achim Sinn, Ersatzteillogistikchef des Medizintechnikherstellers Drägerwerk in Lübeck (siehe Kasten Seite 37). Meist können die Drägerwerk-Logistiker auf die preiswerteren Overnight-Zustellungen ausweichen. Da solche Entscheidungen ad hoc fallen und die Sendungen schnell aufgegeben werden müssen, arbeiten sie auch innerhalb einzelner Länder mit unterschiedlichen Dienstleistern zusammen. Mehr zum Thema im Dossier Ersatzteillogistik www.verkehrsrundschau.de/dossiers Praxislösung So stellt Drägerwerk die Teileverfügbarkeit sicher Wenn Rückführungs-Lösungen in der Ersatzteillogistik bislang unterschätzt werden, sind die Gründe auch bei den Auftraggebern selbst zu suchen. Viele Unternehmen haben bislang zum Beispiel noch nicht einmal analysiert, ob sich Wiederverwendungen, Instandsetzungen oder Updates von Ersatzteilen für sie überhaupt rechnen, und arbeiten ausschließlich mit neuen Ersatzteilen.Bei Drägerwerk in Lübeck ist dies anders. Das Unternehmen hat alle 18.000 Ersatzteile untersucht. "Eine Aufbereitung rechnet sich nur selten", sagt Achim Sinn, Ersatzteillogistik-Chef des Medizin- und Sicherheitstechnikherstellers. "Retouren für Instandsetzung oder Weiterverwendungen spielen deshalb keine große Rolle."Die Lübecker konzentrieren sich aus diesem Grund auf weitere Kostensenkungen in der Zustellung. Sie versenden möglichst viele Sendungen über Nacht (overnight) und erwarten von ihren insgesamt 15 Vertragsspediteuren in ganz Europa, dass sie über den Zustellzeitpunkt hinaus Verspätungen und andere Zwischenfälle melden und begründen. "Wir können so im Fall der Fälle Gegenmaßnahmen ergreifen und unsere Leistung weiter verbessern", sagt Sinn.In den vergangenen Jahren hat der Hersteller zusätzliche Aufgaben an seine Logistikdienstleister ausgelagert. So übernehmen die Vertragsspediteure auch Zollanmeldungen und stellen Wartungskits für Servicetechniker zusammen. Wenn solche Lieferungen besonders dringlich sind, werden sie auch in die Dienst-Pkw der Techniker deponiert. "Weitere logistische Mehrwertdienste sind denkbar", deutet Sinn eine Ausweitung seines Outsourcings an. bot

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