Alternatives Van-Programm

Klassischer Verbrennungsmotor, batterieelektrischer Antrieb oder Brennstoffzelle? Auf diese Frage gibt die Daimler-Strategie keine ideologisch-dogmatische Antwort, sondern macht sie vom größtmöglichen Kundennutzen abhängig. "Wir wollen, dass die Entscheidung für eine bestimmte Antriebsvariante vom jeweiligen Einsatzzweck bestimmt wird", sagt Volker Mornhinweg, Leiter Mercedes-Benz (MB) Vans. Zur EVan-Strategie gehört laut Daimler für Fuhrparkkunden eine Beratung hinsichtlich Total Cost of Ownership, das Optimieren hinsichtlich Organisation und (strom-)technischer Gegebenheiten. Pilotprojekte mit Hermes und Amazon Logistics sind Beispiele für die Einbindung der Kundenperspektive bei der Entwicklung ganzheitlicher Systemlösungen der schwäbischen Nutzfahrzeughersteller. EVito wie ESprinter: zwei Reichweiten Nicht zuletzt ist Auswahl und Fahrzeugkonfiguration ausschlaggebend. Von seinen Abmessungen her ist der neue ESprinter, den die Pressevertreter bei der Präsentation durch den Pylonenpark am Hamburger Großmarkt fahren durften, für den KEP-Verkehr prädestiniert - durch seine Reichweite von 150 Kilometern und analog zum Sprinter mit Verbrennungsmotor durch seine 10,5 Quadratmeter Laderaumkapazität. Der neue ESprinter wird zunächst als Kastenwagen mit Hochdach und einem zulässigen Gesamtgewicht von 3500 Kilogramm angeboten. In Serie sind dort vier Batterien installiert, optional soll eine Variante mit drei Unterflurakkus und 41 kWh angeboten werden. Anstelle von 900 kg sind 1040 Kilogramm Zuladung möglich, die Reichweite rutscht dann aber auf rund 115 Kilometer. In 45 Minuten geladen Per Baukastensystem wurde die neue Sprintergeneration auf die Elektrifizierung vorbereit, alle Komponenten angepasst um kosteneffizient produzieren zu können. Vieles, wie das Antriebsaggregat mit 300 Nm, ist aus dem serienreifen EVito übernommen. Allerdings sollen dem neuen ESprinter per DC-Ladestation nur 45 Minuten genügen, um seine Lithium-Ionen-Akkus wieder auf 80 Prozent der Maximalkapazität zu pushen. Rekuperation und Wärmepumpe Auch der Hochdach-Sprinter arbeitet mit einer vierstufigen Rekuperation, die bei Motorstart stets auf den Maximalwert D eingestellt ist. Trotz Pylonengewirr war das Bremspedal daher nur für Stillstandbremsungen notwendig, sonst reicht es, einfach den Fuß vom "Gas" zu nehmen. Übernommen wird das Klimatisierungskonzept per Wärmepumpe sowie ein Preconditioning (Vorwärmung) im Ladezustand. Auch die Höchstgeschwindigkeit lässt sich am ESprinter analog zum kleinen Bruder passend zum Einsatzzweck konfigurieren - auf 80 oder 120 km/h. Den ESprinter-Vorserienfahrzeugen fehlte allerdings der beim EVito realisierte dreistufige Schaltmodus, der in Eco-Stellung die Motorleistung herunterregelt und die Reichweite weiter erhöhen kann. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier "Elektro-Lkw" www.verkehrsrundschau.de/dossiers Technik Esprinter/Evito So sind sie sicher - und sparsamWie sicher sind die neuen Emissionsfreien? Als Monitoring-Einrichtung dient etwa ein durchgeschleiftes Signal zu Überwachung aller Steckverbindungen. Eine ausgefeilte Flüssigkeitskühlung der Pouch-Zellen oder der eingebaute Druckausgleich jeder einzelnen Batterie garantieren außerdem für Sicherheit. Auch die orangen HV-Kabel sind so abgeschirmt, dass "selbst ein Marder nur einen Schlag bekommen könnte, wenn er es schafft, gleichzeitig Plus und Minus durchzubeißen", frotzelte Entwicklungsingenieur Heinz Jörgenson am Ende seiner technischen Erklärung zum HV-System der beiden neuen EVans. Zuvor erklärte Michael May die Wirkungsweise der in vier Stufen schaltbaren Rekuperation mittels Paddel-Hebelchen am Lenkrad. Sein Kollege Jörg Kleemann erläuterte die Vorteile der Wärmepumpe, die beim jetzt serienreifen EVito die Batterieabwärme ausnutzt und das Energiemanagement verbessern soll - auch durch die Sitzheizung beider Vordersitze sowie die Preconditioning-Einrichtung, die bereits während des Betankens aktiv ist. So will der Herstellen der Energieaufwand zur Klimatisierung auf einem vertretbar niedrigen Level halten, das die Reichweite kaum beeinflusst. gv Weitergedacht Der Concept Sprinter F-Cell tankt Wasserstoff und StromNicht nur im SUV kann ein Brennstoffzellenantrieb sinnvoll sein - Mercedes-Benz Vans weitet künftig seine EDrive@VANs Strategie auch auf den Van-Sektor aus. Der Concept Sprinter F-Cell zeigt laut Hersteller am Beispiel eines Reisemobils - die Wohnkabine stammt von Hymer - die Vorteile einer Brennstoffzelle: von einer hohen Reichweite bis zu lokal emissionsfreier Mobilität. Eigenschaften, die sich neben Reisemobilen auch für gewerbliche Einsatzzwecke beispielsweise bei längeren Kurierfahrten oder für Kleinbusse im Stadtverkehr optimal eignen. Aus dem Zusammenspiel von Batterie und Brennstoffzellen-Antrieb ergeben sich im Concept Sprinter F-Cell eine maximale elektrische Leistung von etwa 147 kW und ein Drehmoment von 350 Newtonmetern. Die drei Tanks im Unterbau können insgesamt 4,5 Kilogramm Wasserstoff speichern und sorgen so dank 412 Brennstoffzellen im Boden für eine Reichweite von rund 300 Kilometern. Ist eine größere Reichweite gefragt, lassen sich diese Speicher durch einen weiteren Flüssiggasbehälter im Heckbereich ergänzen. In dieser Konfiguration steigt die Reichweite dann auf bis zu 500 Kilometer, heißt es von Daimler. Wie beim GLC F-Cell verbindet auch der Concept Sprinter F-Cell die Brennstoffzellen- und Batterietechnik zu einem - etwas anderen - Plug-in-Hybrid. Neben Wasserstoff kann auch Strom "getankt" werden. Das erhöht die Reichweite zwar nicht entscheidend, bietet aber letztendlich noch einen Energie-Sicherheitsnotnagel, der weitere 30 Kilometer bringen soll. gv

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