Berlin. Die Rheinbrücke bei Leverkusen, die Schiersteiner Brücke bei Wiesbaden oder die Fechinger Talbrücke bei Saarbrücken – viele deutsche Brücken sind marode, müssen dringend oder in naher Zukunft saniert werden. Wie es um jede Brücke im Einzelnen steht, erfasst die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) in einer Bauwerksdatenbank, die zweimal im Jahr mit den Informationen der Straßenbaubehörden der Bundesländer aktualisiert wird. Der Zeitung „Die Welt“ ist es nun erstmals gelungen, Einblick in diese Daten zu erhalten. Das Ergebnis: Die Instandsetzung der 39.000 Fernstraßenbrücken ist eine Endlosschleife.
Obwohl die Brücken sich in der Baulast des Bundes befinden, sind die Länder mit der Prüfung und Wartung der Brücken beauftragt. Regelmäßig werden sie auf die drei Komponenten Standsicherheit, Verkehrssicherheit und Dauerhaftigkeit untersucht und mit einer Zustandsnote bewertet. Immerhin rund jede vierte Brücke bekam demnach im März dieses Jahres noch die Schulnote „sehr gut“ oder „gut“. Diese Bauwerke sind noch recht neu oder frisch saniert. Eine Instandsetzung ist vorerst nicht nötig. Gut zwei Drittel der Brücken erhielten die Note „befriedigend“ oder „ausreichend“. Das heißt, hier könnte Handlungsbedarf entstehen, wenn die Bauwerke bei einer künftigen Prüfung in eine schlechtere Zustandskategorie rutschen.
Akuter Handlungsbedarf besteht bei solchen Brücken, die die Prüfer mit der Note „nicht ausreichend“ oder „ungenügend“ bewerten. Rund fünf Prozent der deutschen Brücken betrifft dies: etwa 2500 Bauwerke. Betrachtet man die Fläche der Objekte, befinden sich nach Informationen der „Welt“ sogar zwölf Prozent von Deutschlands Brücken in solch schlechtem Zustand. So auch die Talbrücke Fechingen, die wegen akuter Einsturzgefahr kurz vor Ostern die Note „nicht ausreichend“ bekam und vorerst vollständig gesperrt wurde.
Sanierungsbedarf im zweistelligen Milliardenbereich
Der gesamte Sanierungsbedarf der deutschen Brücken liegt laut der „Welt“ im zweistelligen Milliardenbereich. Allein die Instandsetzung der mehr als 2000 Bauwerke, die die Behörden als „vorrangig zu untersuchen“ klassifiziert haben, soll 16 Milliarden Euro kosten. Und der Sanierungsbedarf steigt täglich.
Die Daten der BASt zeigen, dass Deutschlands Brücken schneller verfallen, als sie saniert werden. So hat sich in dem von der „Welt“ untersuchten Zeitraum der Zustand von knapp 6000 Brücken durch Sanierung verbessert. Im gleichen Zeitraum wurde jedoch die Zustandsnote von mehr als 8700 Bauten heruntergestuft. Politik und Ingenieure befinden sich in einem Wettlauf gegen den Verfall. (jt)
Wolfgang Trantow