Paris. Die venezolanische Polizei hat den stellvertretenden Stationsleiter von Air France am Flughafen Caracas in vorübergehenden Gewahrsam genommen. In einer ersten Reaktion gegenüber der VerkehrsRundschau spricht die Fluglinie von einer „Routinemaßnahme“, der kein schuldhaftes Verhalten des Managers zugrundeliegen muss.
Anlass für das Einschreiten der örtlichen Sicherheitskräfte ist ein umfangreicher Fall von Drogenschmuggel. So wurden am vergangenen Wochenende in den Frachtkammern eines von Caracas kommenden Airbus A340 von Air France bei der Landung in Paris Charles de Gaulle von französischen Fahndern 1,3 Tonnen Kokain entdeckt, die sich in 30 Koffern befanden. Den Schwarzmarktwert der Drogen bezifferten Experten auf rund 200 Millionen Euro.
Der Fall wirft brisante Sicherheitsfragen auf, da eine größere Anzahl von Gepäckstücken offenbar an allen Kontrollen vorbei in das Flugzeug gelangen konnte und bis zum Zielflughafen Paris im Unterflurbereich des A340 befördert worden sind.
In einer ersten Reaktion von Air France gegenüber der VerkehrsRundschau und dem Online-Fachdienst CargoForwarder nannte die Fluglinie heute erste Einzelheiten des Vorgangs. Danach befanden sich 254 Passagiere an Bord des Flugzeugs, deren einzelne Gepäckstücke den jeweiligen Reisenden zugeordnet werden konnten. Hinzu kamen dreizehn Koffer, die in einem vorherigen Flug hätten transportiert werden sollen, aber im Flughafen von Caracas liegengeblieben waren.
Sämtliche dieser offiziell registrierten Gepäckstücke wurde nach der Landung des Flugzeugs in Paris an die Fluggäste ausgehändigt oder auf Weiterflüge umgeladen. Insgesamt befanden sich elf Gepäckcontainer, zwei Luftfrachtcontainer sowie zwei Cargopaletten an Bord der A340. Sie alle waren zuvor auf Sicherheit kontrolliert worden und elektronisch registriert.
Die 30 mit Kokain gefüllten Koffer müssen nach Aussage von Air France beim Transport der übrigen Gepäckstücke zum Flugzeug in die Zustellkette eingefädelt worden sein, ohne dass die Sicherheitskräfte dies bemerkt hätten.
Air France hat inzwischen Anzeige gegen Unbekannt erstattet und betont, eng mit den zuständigen Behörden zwecks Aufklärung des Vorgangs zusammenzuarbeiten. Zudem kündigte die Fluglinie an, dass sie Schritte eingeleitet hat, um ihr Kontrollsystem zur Überwachung von Luftfracht und Gepäckstücken an „bestimmten Flughäfen“ zu optimieren.
(hs)